Mit einem Mix aus verkehrsberuhigenden Maßnahmen und mehr Polizeikontrollen hat sich Bremerhaven binnen weniger Wochen der Autoposer am Neuen Hafen entledigt. Nach Beschwerden war Anfang August eine Krisenrunde mit Vertretern aus Politik, Verwaltung und der Wohnungsgesellschaft Stäwog zusammengekommen, auch Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) nahm teil. In der der Bremer Überseestadt scheint jetzt ebenfalls Bewegung in den Umgang mit Autoposern zu kommen.
Das Ergebnis der Beratungen in Bremerhaven: Auf der Hermann-Henrich-Meier-Straße wurden Geschwindigkeitshemmer – sogenannte Kölner Teller – montiert und ein nächtliches Einfahrtsverbot ab Höhe des Parkplatzes Zoo am Meer angeordnet. Als großen Erfolg beurteilt Magistratssprecher Mark Schröder die Sofortmaßnahmen. „Die Lage hat sich komplett entspannt, es gibt kein Problem mehr in dieser Ecke.“
In Bremen gibt es schnelle Lösungen bisher nicht. Schon seit Jahren ist die Überseestadt ein Treffpunkt der Autoposer-Szene. Wirksame Gegenmaßnahmen sind trotz massiver Anwohnerbeschwerden ausgeblieben. Zuletzt sammelte Überseestadt-Bewohner Zafer Seplin mit seiner Petition knapp 1600 Unterschriften. Er fordert, ähnlich wie in Bremerhaven, ein Paket von Maßnahmen, um Posern und Rasern den Spaß zu verderben. Konkret verlangte Seplin erhöhte Polizeipräsenz, Verkehrsberuhigung etwa durch Bodenschwellen, ein nächtliches Tempolimit und die Installation stationärer Blitzer.
Die Antwort der Verkehrsbehörde fiel ernüchternd aus. Im September schrieb Staatsrat Ralph Baumheier dem Vorsitzenden des Petitionsausschusses, Claas Rohmeyer (CDU), ein Tempolimit sei nur unter drei Voraussetzungen möglich: dem Bestehen einer Gefahrenlage, drohenden Straßenschäden oder dem Schutz der Bevölkerung vor Lärm und Abgasen. Keine dieser Kriterien sei erfüllt.
Skeptisch beurteilte der Staatsrat auch Kissen oder Schwellen zur Verkehrsberuhigung. Baumheier: „Aufgrund der gewonnenen Erfahrungen wird vom Einbau von Schwellen und Kissen im öffentlichen Straßenraum abgesehen.“ Die Überwachung des fließenden Verkehrs sei Sache der Innenbehörde. „Wir bedauern, Ihnen keine positivere Rückmeldung geben zu können.“
Doch offenbar ist das nicht das letzte Wort. Auf Nachfrage erklärte Baumheier nun, verkehrsberuhigende Maßnahmen seien ortsabhängig. „Kölner Teller sind ein Mittel der Wahl“, so Baumheier. Gemeinsam mit dem Innenressort nehme das Verkehrsressort eine nochmalige Prüfung der Gegebenheiten in der Überseestadt vor. „Zum Jahresende werden wir Klarheit haben.“ Sein Ziel: eine fundierte Stellungnahme zur übernächsten Sitzung des Petitionsausschusses am 10. Januar 2025. Rohmeyer hatte die Behörde von Verkehrssenatorin Özlem Ünsal (SPD) schriftlich dazu aufgefordert.
Eingeladen ist dann auch die BSAG. Der Grund: Auf dem Kommodore-Johnsen-Boulevard verkehren zwei Buslinien, die 26 und die 28. Aus Sicht von Brigitte Grziwa-Pohlmann (SPD), Sprecherin des Beirats Walle, wäre eine Hochpflasterung (auch: „Berliner Kissen“) die ideale Lösung – eine meist quadratische Fahrbahnanhebung in regelmäßigen Abständen. „Aber die BSAG will keine Hochpflasterung, darauf zieht sich das Verkehrsressort zurück.“ Dem widerspricht Baumheier. „Es gibt nichts, was wir unter BSAG-Aspekten beachten müssten“, sagt der Staatsrat. Kölner Kissen oder Bodenschwellen seien nicht grundsätzlich ausgeschlossen, nur weil Buslinien auf dem Kommodore-Johnsen-Boulevard unterwegs seien.
Die BSAG wehrt sich gegen den Eindruck, Blockierer zu sein. Zumal es verkehrsberuhigende Fahrbahnveränderungen im Streckennetz der BSAG schon gebe, wie deren Sprecher Andreas Holling betont. Etwa in Brinkum im Bereich der Linie 55 und auf der Kopernikusstraße in Horn-Lehe im Bereich der Linie 31. Teils seien die Hindernisse so angelegt, dass Busse unbehelligt passieren könnten, Autos aber nicht. Allerdings macht er auf einen Unterschied aufmerksam: „Auf dem Kommodore-Johnsen-Boulevard finden mehr als doppelt so viele Fahrten statt.“ Wie die Stellungnahme der BSAG ausfallen wird, kann Holling noch nicht sagen, das Thema werde derzeit unter die Lupe genommen. „Wir müssen sehen, welche Auswirkungen Kissen oder Schwellen auf den Betrieb hätten.“