Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Mobilität Technologie made in Bremen

Ein Zusammenschluss verschiedener Institutionen und Einzelpersonen möchte in Bremen einen Ort einrichten, an dem es um Mobilität von gestern bis morgen gehen soll: Das Bremobileum.
06.03.2022, 16:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Technologie made in Bremen
Von Anne Gerling

Wenn es nach Marion Kayser und ihren Mitstreitern ginge, dann wäre Walle bald um eine Attraktion reicher: Das Bremobileum – eine Mischung aus Museum, Begegnungsstätte und Denkfabrik. Ein Ort, an dem Technikgeschichte erlebbar wird, die in Bremen geschrieben wurde. Aber auch ein Ort, an dem diskutiert und nach Lösungen für die dringenden Fragen zur Mobilitätswende gesucht wird.

„Wir möchten mit dem Bremobileum Bremen als innovativen und nachhaltigen Mobilitätsstandort bekannt machen, das Interesse an technischen Berufen wecken, alle Mobilitätsbereiche vernetzen und Mut zur Mobilitätswende machen. Wenn wir Räumlichkeiten hätten, dann könnten wir sofort loslegen“, sagt Kayser. Denn es gibt bereits eine gemeinnützige GmbH – deren Geschäftsführerin Kayser ist – sowie ein Konzept, eine Gruppe motivierter ehrenamtlicher Akteure und tolle Exponate. Nur ein geeigneter Standort fehle noch, so Kayser: „Ab 3000 Quadratmeter wäre super.“

Aktuell nutzt die gGmbH Hallen auf der Überseeinsel. Das passe gut, findet die gebürtige Hessin. Schließlich reichten die Wurzeln des Bremer Stahlschiffbaus bis hierher: An der Stephanikirchenweide hatten 18 Bremer Kaufleute im Jahr 1872 die Actien-Gesellschaft Weser gegründet – die spätere Großwerft „Use Akschen“, die aus Platzgründen kurz nach der Jahrhundertwende nach Gröpelingen umgezogen war.

Unter den Fahrzeugen, die von privaten Sammlern, Vereinen und Firmen als Leihgabe zur Verfügung gestellt worden sind und nun gut abgedeckt auf ihren Einsatz im zukünftigen Bremobileum warten, befindet sich zum Beispiel ein alter Borgward-Sparkassenbus, die sogenannte Rollende Filiale 49. Der 1957 gebaute Bus mit integriertem Tresor war in den 1960er-Jahren in Bremen im Einsatz. In der seinerzeit rasant wachsenden Neuen Vahr war er zeitweise als „Zweigstelle 49“ in der Nähe der Berliner Freiheit fest stationiert. Knapp 20 Jahre fristete der Bus nach Außerdienststellung sein Dasein als Büro auf einem Hamburger Schrottplatz, bis ihn Mitglieder des Borgward-Club 2008 entdeckt und mit Unterstützung durch die Sparkasse Bremen restauriert haben. Auch den Nachbau eines Borgward-Feuerwehrwagens, einen alten Borgward-Traktor und eine Astronauten-Trainingskapsel möchte die Gruppe um Marion Kayser im Bremobileum der Öffentlichkeit präsentieren.

Lesen Sie auch

„Wir kommen aus der Historie und wollen uns mit der Mobilität der Zukunft beschäftigen“, sagt Kayser. Ursprünglich nämlich hatten die Schwachhauserin, die auch Vorsitzende des Bremer Borgward-Club ist, und andere Oldtimer-Fans und Technikbegeisterte ein Borgwardmuseum einrichten wollen. Denn, so die 48-Jährige: „Sie glauben gar nicht, wie viele Leute von außerhalb uns anrufen und fragen, wo denn eigentlich in Bremen das Borgwardmuseum ist.“ Schon bald sei daraus dann ein Zusammenschluss verschiedener Initiativen und zweier Einzelpersonen entstanden, die das technische Vermächtnis der Bremer Fahrzeug- und Luftfahrtindustrie, aus dem Schiffbau und der Raumfahrt gerne gemeinsam an einem Ort zeigen und auf diese Weise „Mobilität made in Bremen“ für eine breite Öffentlichkeit sichtbar und begreifbar machen wollten. Eventmanagerin Kayser findet, dass die Hansestadt in diesem Bereich bislang viel zu bescheiden sei: „Es gibt so viele positive Dinge, die man mal zeigen könnte. Kaum jemand weiß zum Beispiel, dass hier in Bremen das weltweit zweitgrößte Mercedes-Werk ist. Außerdem gibt es hier 40 wissenschaftliche Institute, die zum Beispiel an klimaneutralen Antrieben, besonders im Bereich Wasserstoff, forschen.“

Das Bremobileum solle keine starre Ausstellung sein, unterstreicht Kayser: „Wir wollen Technik begreifbar machen und die Storys dahinter erzählen. Zum Beispiel auch die Geschichten der Mitarbeiter.“ So habe etwa Carl Borgward eigens für die Auszubildenden im Unternehmen den „Borgward-Express“ zur Verfügung gestellt, mit dem die jungen Leute am Wochenende Ausflüge machen konnten.

„Wir sind aber nicht einfach nur die mit den alten Autos", betont Kayser auch: "Vielmehr wollen wir uns im Bremobileum mit Technik von gestern über das Heute bis in die Zukunft beschäftigen. Das Bremobileum soll auch die verschiedenen Lösungsansätze zukünftiger Antriebstechnologien aus klimaneutraler Energieerzeugung aufzeigen.“

Bislang habe die im Dezember 2020 gegründete Bremobileum gGmbH leider noch nicht allzu viele öffentliche Aktivitäten unternehmen können, sagt sie außerdem. Aber: 2021 gab es gemeinsam mit dem Focke-Museum eine digitale Vortragsreihe zum Thema „Pioniere der Technik“ und für die Zukunft hat die Gruppe sich vorgenommen, in der Stadt bekannter zu werden. Unter anderem möchten die Technikbegeisterten um Marion Kayser demnächst mit der „Filiale 49“ in die Stadtteile fahren und dort mit Interessierten ins Gespräch kommen. Außerdem hoffen sie, nun möglichst bald geeignete Räumlichkeiten für ihr Bremobileum zu finden.

Informationen unter www.bremobileum.de.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)