Eigentlich wollte Vollers das Grundstück kaufen – ein echtes Filetstück mit direkter Wasserlage am Europahafen. Doch da ist die Stadt vor. Was sie hat in der Überseestadt, gibt sie mittlerweile nicht mehr her. Allenfalls unter den Bedingungen von Erbbaurecht, und so ist es nach mehr als 15 Jahren, in denen hartnäckig verhandelt wurde, jetzt gekommen. Vollers hat eingeschlagen und behält damit für lange Zeit die wertvolle Fläche in seinem Besitz – nur dass das Unternehmen damit jetzt nicht machen kann, was es will. Schuppen 6, der auf dem Grundstück steht und in dem Vollers auf 18.000 Quadratmetern Tee produziert, soll über diese eine Nutzung hinaus neu entwickelt werden. Das Gebäude mit dem acht Meter hohen Erdgeschoss und dem lichtdurchfluteten Obergeschoss, das in der Höhe fünf Meter misst, ist ein Stück Industriearchitektur aus der frühen Nachkriegszeit – eines, das in seiner ursprünglichen Funktion nun erhalten bleibt. Hafengeschichte, die nicht zu Ende geht.
„Wir freuen uns über die Möglichkeit, unseren wichtigen Geschäftsbereich Tea Services auf der Überseeinsel langfristig entwickeln zu können", erklärt Philipp Wacker, Geschäftsführer der Vollers Management Services GmbH. Im Durchschnitt werde jede zehnte Tasse Tee, die in Deutschland getrunken wird, in Schuppen 6 zur weiteren Verarbeitung veredelt. "Mit der jetzt hergestellten Investitionssicherheit sind wir davon überzeugt, diesen Anteil in Zukunft weiter steigern zu können und ein Zeichen für die Stadt Bremen als wichtigen Logistik- und Foodstandort in Deutschland zu setzen“, so Wacker weiter.
Pläne für Handel, Gastronomie und Freizeitflächen
Auf etwa 6.000 Quadratmetern der Gesamtfläche in dem rund 300 Meter langen und 40 Meter breiten Gebäuderiegel könnten nach Darstellung des Geschäftsführers künftig Gastronomie, kleinteiliger Einzelhandel, Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung und Büroflächen angesiedelt werden. Ein thematischer Schwerpunkt liege auf der Veredelung und Produktion von Lebensmitteln. Darüber hinaus könnten Räume für kulturelle, soziale, gesundheitliche und sportliche Zwecke entstehen. Ziel sei außerdem, den Schuppen soweit möglich mit selbst erzeugter erneuerbarer Energie zu versorgen.
Das in dritter Generation von der Familie Vollers geführte Logistikunternehmen existiert in Bremen seit 1932. Es verfügt allein in der Überseestadt über eine Lagerfläche von mehr als 150.000 Quadratmetern. Vollers handelt weltweit vor allem mit Kaffee und Kakao, macht aber eben auch mit Tee seine Geschäfte. Die Rohware aus China, Indien, Kenia oder Sri Lanka wird zunächst bemustert und gereinigt. Danach kommen die Aromen hinzu. Grundlage sind die Vorgaben der Kunden, für die Vollers arbeitet – geheime Rezepte von Tüftlern aus den Laboren. Der meiste Tee wird in siloartigen Behältern maschinell gemischt und landet später in den Beuteln für Tasse oder Kanne. Woanders im Schuppen geschieht das für den losen Blatt-Tee aber auch noch von Hand.
"Vollers ist ein traditionsreiches, inhabergeführtes Bremer Unternehmen, dem wir langfristig Planungssicherheit geben und damit den Wirtschaftsstandort weiter stärken“, sagt Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke). Zugleich setze Bremen damit die Strategie "Neue Orte der produktiven Stadt" um. Das Ziel, so die Senatorin: Wohn- und Arbeitsplätze mit Freizeit- und Erholungseinrichtungen verbinden, um eine hohe Lebensqualität und nachhaltige Entwicklung zu fördern. Der neue Erbbauvertrag für das Grundstück von Schuppen 6 werde für einen langfristigen Zeitraum abgeschlossen.
Unterschrieben hat die Absichtserklärung auch die Bausenatorin. „Ich freue mich sehr darüber, dass die Vollers Group eines der prägenden Gebäude mit Historie in der Überseestadt erhält und gleichzeitig mit ihren Plänen einen großen Beitrag zur attraktiven Stadtentwicklung leistet“, erklärt Maike Schaefer (Grüne).
Teil der Abmachung ist laut Pressemitteilung der WfB, dass die Flächen rund um den benachbarten Schuppen 4 von Vollers zurück an Bremen gehen. Ebenso der Schuppen selbst und die Hoerneckestraße. "Für die weitere Umsetzung erfolgt nun die Ausschreibung der erforderlichen Machbarkeitsstudie", so die WfB.