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Hansegarten im Utbremer Grün Bunte Blütenpracht dank freiwilliger Helfer

Im Bremer Westen blüht der Hansegarten dank ehrenamtlicher Helfer. Landschaftsarchitekt Klaus Rautmann und seine Mitstreiter pflegen das Areal seit 15 Jahren. Sie hoffen auf weitere Unterstützung.
17.06.2024, 05:00 Uhr
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Bunte Blütenpracht dank freiwilliger Helfer
Von Anne Gerling

Im Utbremer Grün, das Bremens Stadtzentrum mit Walle verbindet, blüht aktuell der Hansegarten wieder auf: Nachdem dort im Frühjahr viele Insekten um gelbe Winterlinge und lila Hasenglöckchen herumschwirrten, sind in den Beeten vor dem Gewoba-Hochhaus an der Hansestraße nun zum Beispiel Astern, Storchenschnabel, Lerchensporn, Mohn, Lavendel, Salbei, Oregano, Günsel und Rosen zu bewundern.

Dass es den in der Nachkriegszeit angelegten etwa 1000 Quadratmeter großen Staudengarten noch beziehungsweise wieder gibt, ist vor allem dem Engagement von Klaus Rautmann zu verdanken. Der 82-jährige Findorffer Landschaftsarchitekt, der ab 1990 das Bremer Gartenbauamt geleitet hat und mittlerweile in Rente ist, hat die verwilderte Fläche vor längerer Zeit wiederbelebt und kümmert sich seit nunmehr 15 Jahren ehrenamtlich um die Pflege des Areals. Mehrmals in der Woche ist er mit seinen seine Mitstreitern Christa Rödel und Albrecht Genzel vor Ort und sammelt Müll aus den Beeten, wischt Taubenkot von den Sitzbänken, zupft Unkraut, versorgt die Beete mit Wasser und sorgt für einen stetigen Pflanzen-Nachschub.

Der Mann mit der Gambe

Was ihn neben seinem Faible für die Pflanzen freut und motiviert: „Viele Anwohner und Passanten sitzen hier gerne oder kommen am Wochenende her und grillen. Ein Vater, der seine Tochter aus der Musikschule abholen kommt, wartet hier und spielt auf der Gambe.“ Auch Thomas Bohling, der als Concierge im Hochhaus tätig ist, verbringt regelmäßig seine Pausen im Hansegarten, oft hat er einen Besen dabei: „Ich genieße auf der Bank die Natur und mache ab und zu auch gerne ein bisschen Ordnung.“

Rautmann kann viel zu dem Staudengarten erzählen, der Anfang der 1950er-Jahre zu Füßen des damals gerade entstehenden ersten Bremer Hochhauses – „das war sozusagen der Elbtower von Bremen“ – angepflanzt wurde. Die Stadt habe mit der Blumenfülle inmitten der zerbombten „Todeszone“ im Bremer Westen bewusst ein farbenfrohes Zeichen der Hoffnung setzen und für die kriegstraumatisierten Anwohner einen schönen Ort zur Erholung schaffen wollen. Neues Leitbild des Wiederaufbaus sei eine „durchgrünte Stadtlandschaft“ gewesen, bei der durchgängige Grünstreifen ein räumliches Rückgrat für die täglichen Wege zur Arbeit, zum Einkaufen, zum Arzt oder zur Schule bilden sollten. Etwas später sei dann mit dem Projekt Kunst im öffentlichen Raum auch die 1958 von dem Künstler Klaus Wenke gestaltete Archimedes-Bronzeskulptur in den Hansegarten gekommen.

„Das hier war der erste Grünzug in Bremen, 1952 gab es dazu sogar ein eigenes Heft. Schade, dass sie diesen Grünzug nicht durchgebaut und auch den Friedhof noch mit angebunden haben“, findet der Gartenfachmann, der es durchaus begrüßt hätte, die 65 Meter hohe Turmruine der Wilhadi-Kirche an der Nordstraße ganz in der Nähe stehen zu lassen und damit die Erinnerung an die Geschichte und speziell die Bombennacht vom 18. auf den 19. August 1944 wachzuhalten: „So wie die zerbombte Gedächtniskirche in Berlin, die ich während meines Studiums dort als Mahnung an Leid und Zerstörung immer vor Augen hatte.“

Aktuell freuen sich Rautmann und seine Mitstreiter unter anderem über den lila blühenden Lerchensporn. „Die Samen habe ich mühsam gesammelt und selber ausgesät“, erzählt Rautmann. Auch der Giersch dürfe noch stehen bleiben, findet er: „Bis er dann anfängt, sich wild auszubreiten.“ Von der Anfangsbepflanzung sind Rautmann zufolge neben der Rosensorte „Bremer Stadtmusikanten“ auch noch mehrere Buchsbäume da. Aber wohl nicht mehr lange – nach einem Zünsler-Befall sind sie stark mitgenommen und werden voraussichtlich entfernt.

Bei der Bepflanzung setzen Rautmann, Rödel und Genzel angesichts des Klimawandels immer mehr auf Pflanzen, die auch mit Trockenheit gut zurechtkommen. Mittlerweile gebe es im Hansegarten außerdem auch einige „Einwanderer“, erzählt Rautmann: „Zum Beispiel den Aronstab, der mit seiner silbrig-grauen Färbung sehr schön aussieht.“

Mitstreiter gesucht

Um Gehölzschnitt, Rasenpflege und die Instandhaltung der Schaukel und der Sitzgelegenheiten kümmert sich der Umweltbetrieb Bremen (UBB), und die Gewoba stellt Wasser, Strom und Material zur Verfügung, wie Albrecht Genzel erzählt. Die Gruppe hofft außerdem auf andere Menschen, die den Hansegarten ebenso ins Herz geschlossen haben wie sie und die sich ihnen anschließen: „Wir würden uns sehr über Leute freuen, die nach eigenem Maß und eigener Muße mitmachen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, wir freuen uns!“

Info

Wer Klaus Rautmann, Christa Rödel und Albrecht Genzel bei der Pflege des Hansegartens unterstützen möchte, kann per E-Mail an hansegartenbremen@gmx.de mit ihnen Kontakt aufnehmen.
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