Die Waller Mitte wächst und gedeiht. An schönen Tagen werden die Bänke von Sonnenanbetern aller Generationen genutzt. Auf den Rasenflächen und in der großen Sandkiste spielen die Kinder, Walkinggruppen aus dem Stadtteil können wieder ihre Runden drehen, es wird Boule gespielt, und auch von Schulen und Kitas wird der Freiraum genutzt. Genau so war es geplant. Rund um den 6600 Quadratmeter großen Quartiersplatz nehmen auch die Neubauten ihre individuellen Formen an. Rund 120 Menschen erwarten zuversichtlich, dass sie ihre neuen Wohnungen und Gemeinschaftsräume spätestens im kommenden Frühjahr beziehen können.
Noch sind die jungen Bäume zu klein, um an heißen Tagen wirklich Schatten zu spenden – doch Geduld ist man hier ja gewohnt. Aktuell warte man auf die Ankunft der neuen Spielgeräte-Container, erklärt Christoph Schwarzer, Gründungsmitglied des Vereins Waller Mitte, dessen Mitglieder das Projekt bis ins Detail mitgestaltet hatten. Die regelmäßigen Gemeinschaftsaktivitäten wie das Freiluftfrühstück werden wieder stattfinden, sobald es die Lage erlaubt, kündigt er an. Es könnte also alles perfekt sein – wäre da nicht die unschöne und unübersichtliche Eingangssituation: Dass der Platz und die Durchfahrt für die Radfahrer auf der Seite der Vegesacker Straße von parkenden Autos blockiert wird, bemängelt der Verein schon lange. Kürzlich hatte der Waller Bauausschuss die Verantwortlichen daran erinnert, im Sinne der Sicherheit vor allem der Kinder zumindest eine provisorische Querungshilfe einzurichten – so lange, bis die Bauarbeiten zum Torhaus 1 abgeschlossen sind und eine dauerhafte bauliche Lösung Sinn ergibt.
Das Eingangsgebäude an der Vegesacker Straße wird der letzte der Neubauten am ehemaligen Dedesdorfer Platz sein. Die Martinsclub-Stiftung hatte vor kurzem die endgültigen Entwurfspläne für das Gebäude zur Genehmigung eingereicht. Die Bauleute hoffen, dass sie noch im Herbst dieses Jahres mit dem Bau beginnen können, damit spätestens eineinhalb Jahre danach die Wohnungen bezogen werden können und die Gastronomie in Betrieb gehen kann.
Die Bewohner am anderen Rande des Platzes werden sich dann schon längst eingelebt haben. Fünf Baugruppen, die ihre Vorstellungen vom gemeinschaftlichen selbstbestimmten Wohnen dort verwirklichen können, teilen sich die drei Häuser. Sie wollen außerdem etwas für den Stadtteil zu bieten haben. Im Torhaus 2 an der Ecke Lankenauer/Sandstedter Straße sollen ein Begegnungsfoyer sowie eine Fahrrad- und Selbsthilfewerkstatt inklusive Lastenradverleih und Werkzeugpool entstehen. Das Angebot soll auch der Nachbarschaft offen stehen. Für die Umsetzung ihres „Stadt.Teil.Raum" haben die Baugruppen einen gleichnamigen Verein gegründet und sammeln weiterhin Spenden, erklärt Martin Mauritz, der mit seiner Baugruppe das „Solidarisch Wohnen“ das ehemalige Bunkergrundstück gegenüber bebaut.
Im September 2019 war das Ergebnis fast zehnjähriger Planungen und Diskussionen – an denen auch viele Bürgerinnen und Bürger aus der Nachbarschaft höchstes Interesse zeigten – feierlich eröffnet worden. Und längst hat sich Walle seinen Gemeinschaftsgarten zu eigen gemacht. „Der Platz wird rege genutzt”, bestätigt Christoph Schwarzer. Noch schöner: Alle fühlen sich dafür mitverantwortlich. „Wenn irgendwo Müll herumliegt, kommt jemand und hebt ihn auf.“
Nähere Informationen und alle aktuellen Neuigkeiten zum Verein Waller Mitte werden auf der Website www.waller-mitte veröffentlicht. Näheres zu den Baugruppen und der Spendenkampagne: https://stadtteilraum.walle.jetzt/.