Willkommen, bienvenue, welcome: Mit einer kleinen Kostprobe von Sängerin Claudia Geerken in Cabaret-Montur stimmte das Hafen Revue Theater an der Cuxhavener Straße 7 auf die neue Spielzeit ein. Nicht, dass man nicht den gesamten Sommer schon im Hofcafé gesungen und gespielt hätte. Doch nun geht es wieder zurück unter das Dach der Alten Stauerei. Den Anfang macht am Freitag, 9. September, 20 Uhr, die Kultursatire „Filmriss im Hafenbecken“. Und das Ensemble wünscht dem Publikum und sich selbst nichts mehr als eine unbeschwerte Zukunft. Denn gelitten hatte das kleine Privattheater in den vergangenen zwei Jahren mehr als genug.
Ullrich Möllmann, der das Hafen Revue Theater vor neun Jahren mit Claudia Geerken gründete und bis heute gemeinsam leitet, sprach aus Anlass des Saisonauftakts Klartext: Von den 70 Prozent Auslastung, die das Theater benötigt, um sich über Wasser zu halten, war man in den vergangenen Spielzeiten weit entfernt. Vermisst hatte man im Theater aber vor allem das Stammpublikum aus Bremen und der Region, das sich in den Zeiten der Pandemie viel weniger sehen ließ. „Die Leute waren zurückhaltend“, berichtet Möllmann. „Wir haben viele Karten verkauft, die nicht eingelöst wurden“.
Dankbar war man daher über den Rettungsring aus dem Wirtschaftsressort, der den Betrieb am Laufen hielt. Offensichtlich habe die Wirtschaftssenatorin verstanden, dass die freie Kultur ein Attraktivitätsfaktor für den Standort Bremen sei, so Möllmann. Der Zuspruch der Gäste aus der hauseigenen Herberge „Hafentraum“ – darunter Touristinnen und Touristen aus ganz Europa – gilt für Möllmann als Bestätigung: Für auswärtige Landratten ist alles, was mit dem Hafen zu tun hat, etwas ganz Besonderes.
Blick nach vorn
Doch nun soll der Blick nach vorne gerichtet werden. Auf dem Spielplan steht in den kommenden Monaten wieder die Hafen-Revue-Trilogie „Liebe, Last und Fracht“, „Sehnsucht nach dem Hafen“ und „Moderne Hafenzeiten“, die musikalisch und inhaltlich in die 1950er-Jahre zurück und Stück für Stück bis in die späten 1960er-Jahre führt. Dauerbrenner mit festem Platz im Programm sind auch der Hafenkrimi „Diesmal ist es Mord“, und „Das Phantom des Musicals“ mit einem Potpourri der beliebtesten Musicalmelodien. Es wird wieder ein Hafen-Dinner mit Drei-Gang-Menü und Gassenhauern serviert, und von Ende November bis in die Adventszeit wird das Familien- und Kindermusical „Der Schlüssel zum Glück“ gezeigt – wie alles andere auch eine Eigenproduktionen.
Und es gibt demnächst auch wieder eine Premiere, die der Hamburger Regisseur Gordon Golletz inszenierte: Die „Schlager-Welle“ aus der Feder von Claudia Geerken und Christina Handke spielt im Jahr 1989 und bedient sich für das historische Kolorit aus Hits der Zeit, die textlich passend gemacht wurden – von „Macho, Macho“ über die „Kreuzberger Nächte“ bis zum Torfrock-Klassiker „Beinhart“. Die Geschichte erzählt davon, wie Rita aus dem Hafencasino sich in Trucker Heiner verliebte. Bei den Namen der Charaktere und der Lokalität werden Ortskundige die Ohren spitzen: Sie wurden vom ehemaligen Wirtspaar aus dem benachbarten Hafenimbiss am Waller Stieg ausgeliehen. Die Tatsache, dass die Story – bis auf die Liebe – komplett erfunden ist, störte die Namensgeberin nicht: „Sie war sogar sehr gerührt“, erzählt Möllmann.
Mit dem Motto „lokaler Bezug mit nationaler Relevanz“ nahm das Hafenrevuetheater 2013 Fahrt auf. Die Hausrezeptur lautet: Gute Unterhaltung mit Lokalkolorit und Retro-Charme. Die professionell ausgebildeten Darsteller und Musiker stammen aus dem Pool der Waller Künstleragentur „Vocalartisten“, die Ulrich Möllmann seit mehr als 20 Jahren mit Claudia Geerken betreibt. In der Überseestadt baute sich das Paar in den vergangenen Jahren mit dem Hafen Revue Theater, der Minigolf-Anlage Schwarzlichthof, dem „Hafenrummel“ und schließlich dem Indoor-Hostel-Camp „Hafentraum“ vier Standbeine in Sichtweite auf – Möllmann sagt: „Der kleinste Freizeitpark Europas.“
Weitere Infos zu Stücken, Terminen und Tickets unter www.hafenrevuetheater.de. Ein Flyer mit dem Spielplan zum Start der Indoor-Saison liegt an vielen öffentlichen Orten aus.