Open Stage Bremen Komplizen der Kleinkunst

Drei Jahre lang war Bremens Offene Bühne geschlossen, jetzt ist sie wieder da: an neuer Stelle mit bewährtem Rezept und mit möglichst unterhaltsamen Gästen.
18.09.2023, 08:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Anke Velten

Nach einer dreijährigen kreativen Pause hat Walle wieder eine offene Bühne für die Kleinkunst. In Walle ist sie vor 20 Jahren entstanden, und nirgendwo anders gehört „Open Stage Bremen“ auch hin, sagt Gründer und Organisator Frank Friedrich. Mit dem Bremer Kriminal Theater in der Un

ion-Brauerei hat er im Stadtteil einen neuen Standort und kongeniale Komplizen gefunden. Das Publikum kann sich nun wieder jeden Monat auf Überraschungen gefasst machen – und im September sogar auf zwei. Die nächste reguläre offene Bühne ist für Mittwoch, 20. September, geplant. Für Mittwoch, 27. September, haben sich die Gastgeber eine kriminelle Sonderausgabe ausgedacht.

50 Gäste bei der Premiere

Zur Premiere kamen am 23. August etwa 50 Gäste an die Theodorstraße – darunter viele langjährige Fans und Unterstützer der Reihe. „Es war sehr emotional. Viele freuten sich sehr über das Wiedersehen und sind dankbar, dass es nun weitergeht“, erzählt Friedrich. „Ich war richtig gerührt.“ Für den ersten Kleinkunstabend wurde die Open-Air-Bühne noch im großen Innenhof des Brauereigeländes aufgebaut. „Aber wenn die Leute erst das Theater hier oben sehen!“, schwärmt Friedrich.

Open Stage, das heißt: Kein Abend wird wie der andere. An jedem dritten Mittwoch im Monat wird es nun wieder ein Programm mit Künstlerinnen und Künstlern unterschiedlicher Sparten der Kleinkunst geben: Das können Kabarett oder Comedy, Zauberei oder Chanson, Poetry Slam, Jonglage oder Puppenspiel sein – eben alles, was auf die kleine Bühne passt, die im Bremer Kriminal Theater gar nicht so klein ist. Manche der Akteurinnen und Akteure werden mit jahrelanger Bühnenerfahrung kommen. Für andere könnten es die ersten Schritte auf den Brettern sein, die ihnen vielleicht die Welt bedeuten. Mit dieser Idee war die offene Bühne im Jahr 2003 ins Leben gerufen worden.

Faible für Kleinkunst

Für Friedrich, der damals das Café im Foyer des Programmkinos 46 an der Waller Heerstraße 46 führte, war es ursprünglich eine Methode, etwas mehr Leben in den Standort und in sein 100-Quadratmeter-Lokal zu bringen. „Für Kleinkunst hatte ich schon immer ein Faible“, sagt er.

Gleichzeitig sollte seine kleine Bühne ein Gegenentwurf zu den Castingshows sein, die Anfang des Jahrtausends zu Zuschauermagneten wurden. Der Wettbewerbsgedanke, die oft brutalen Bewertungen der Jury, die Grausamkeit, mit der manche Kandidatinnen und Kandidaten der Lächerlichkeit preisgegeben wurden: Das war genau das, was er nicht wollte. „Ich wollte einen Ort schaffen, an dem sich Leute in einem vertraulichen Ambiente und vor einem wohlgesinnten Publikum ausprobieren können.“ Anders gesagt, so Friedrich: „Ein Schutzraum für die Kleinkunst.“

„Hier kannst du auch
mit 30, 40 Leuten
eine sehr schöne Atmosphäre herstellen.“
Frank Friedrich, Open-Stage-Mache

Die Waller Variante sprach sich in der Stadt herum. „Es kamen oft mehr als achtzig Gäste. Wir hatten richtigen Kultstatus“, erzählt Friedrich für alle, die diese Zeiten nicht selbst erlebt haben. Stammgäste werden sich an die Auftritte des 2009 verstorbenen Kabarettisten Ulrich Reineking alias UrDrü erinnern, oder an Kati Rausch, die in Walle Bühnenerfahrungen sammelte und inzwischen als Schauspielerin, Regisseurin und Drehbuchautorin in Helsinki und Los Angeles lebt. Mit dem Auszug des Kino 46 musste auch die Open Stage den Standort verlassen. Von 2009 bis 2011 ging es im Waldau-Theater weiter. Es folgte eine Zwischenphase, in der die Reihe an wechselnden Standorten gastierte. Von 2015 bis 2019 fand die offene Bühne ein neues Dach im Haus der Zollkantine. Danach war erst einmal Pause, während der sich Friedrich vor allem um das parallele Standbein der „Kunst gegen Bares“ im Schnürschuh-Theater kümmerte.

„Ich hatte schon eine ganze Weile nach einem passenden Standort gesucht. Für mich war es keine Frage: Er muss in Walle sein“, erklärt Friedrich, der seit 20 Jahren im Stadtteil lebt. „Walle ist mein Kiez.“ Das Bremer Kriminal Theater stand ursprünglich nicht in der engeren Auswahl. „Ich dachte: In einem Theater mit 200 Plätzen ist es unmöglich, das besondere Ambiente zu erzeugen, von dem die Veranstaltung lebt.“ Ein technischer Defekt im Schnürschuh-Theater erzwang sozusagen den Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen an der Theodorstraße. „Wir mussten sehr kurzfristig einen Ausweichstandort für ein gebuchte Veranstaltung finden“, erzählt Friedrich. Sein Eindruck: „Hier kannst du auch mit 30, 40 Leuten eine sehr schöne Atmosphäre herstellen.“

Open Crime Stage

Man kam ins Gespräch und überein. „Wir sind grundsätzlich offen für Dinge, die neues Publikum ins Haus bringen“, erklärt Theaterleiter Ralf Knapp. Gemeinsam plant man nun auch ein ganz neues Format: Im Rahmen des Bremer Krimi-Festivals Prime Time – Crime Time wird am Mittwoch, 27. November, eine „Open Crime Stage“ mit krimineller Kleinkunst veranstaltet. Was darunter zu verstehen ist? Die Gäste dürfen sich überraschen lassen.

Der rote Faden der Open-Stage-Abende ist Conférencier Harold McMillan – ein echtes Eigengewächs. Der Deutschamerikaner, der hauptberuflich als Fluglotse arbeitet, war zunächst begeisterter Fan der Reihe, bevor er eines abends als Moderator einsprang, erzählt Friedrich. „Mittlerweile ist er der bekannteste Football-Stadionsprecher im norddeutschen Raum.“

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