Eine Verabredung bei Lloyd Caffee in Bremen. In diesem Fall scheint das verkehrt zu sein – auf den ersten Blick. Hier in der Überseestadt dreht sich schließlich alles um Kaffeebohnen. Ganz anders bei Sebastian Glenschek und Steffen Liermann. Denn ihr Unternehmen konzentriert sich voll auf Tee. Die Gründer haben eine Flasche entwickelt, mit der sich überall im Handumdrehen loser Tee aufbrühen lässt. Dringo heißt die Marke.
Vor knapp drei Jahren ging die Geschichte los – mit Corona. Die beiden Freunde waren zuvor beruflich viel unterwegs gewesen. Wegen der Pandemie fielen ihre Dienstreisen aber aus. Plötzlich war etwas Zeit über, um an einer Idee zu arbeiten. Bei einem Spaziergang an der Weser hätten sie überlegt, erinnert sich Liermann: "Was können wir Cooles machen?" Ihnen fiel ein Problem ein, das ihnen im Außendienst begegnet war: Getränke seien unterwegs oft teuer und in Plastik gehüllt. So kamen sie irgendwann auf den Teeaufguss zum Mitnehmen.
Eine solche Flasche habe damals im Markt gefehlt. Nachahmer der Idee gebe es mittlerweile. Oft verbrenne man sich, sagt Liermannn, bei der Konkurrenz jedoch die Finger. Die Teeflasche von Dringo habe eine doppelte Glaswand, um die Hände vor der Hitze des Heißgetränks zu schützen. Die Flasche sei gerade auch für jüngere Kunden ansprechend, findet Glenschek, ein bisschen ausgefallen.
Eine langsame Drehung der Flasche setzt den Teeaufguss im Glas in Gang. Und der lässt sich öfter wiederholen. Zitronenscheiben, Minzblätter oder Ingwer können im Behälter genauso aufgebrüht werden. Daneben gibt es von Dringo Trinkflaschen aus Edelstahl für alle Getränke – fürs heiße Wasser zum Teeaufgießen oder selbst Kaffee. 24 Stunden sollen Getränke darin ihre Temperatur halten.
Unternehmen verschenken die Flaschen und Tees von Dringo zum Beispiel zu Weihnachten an ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. "Da sind wir mittlerweile sehr stark unterwegs", sagt Glenschek. Zu den Kunden gehörten etwa Lokale, Kanzleien oder Zahnarztpraxen. Oft folgten nach einer solchen Bescherung im großen Stil aus der Region des Unternehmens weitere Bestellungen für die Gründer.

Die Macher von Dringo: Sebastian Glenschek (links) und Steffen Liermann sind Geschäftspartner und Freunde.
Die Freunde lernten sich als Kollegen in einem Logistikunternehmen in Bremen kennen – damals zuständig für den Überseetransport. Ihr Weg sieht überhaupt recht ähnlich aus: erst die Ausbildung zum Speditionskaufmann, "Büchsen schubsen", sagt Liermann, dann ein Studium neben dem Beruf, heute die Arbeit jeweils in einem Start-up und die gemeinsame Gründung.
Schritt für Schritt gehen sie es mit Dringo an. Einen Investor gibt es nicht. „Wir haben alles selbst auf die Beine gestellt“, sagt Glenschek. Das Unternehmen solle gesund und bewusst wachsen und "nicht auf Teufel komm raus expandieren“. Ganz besonders leicht fiel ihnen natürlich, die Logistik rund um die in China produzierten Flaschen zu regeln. Wobei auch sie die Lieferkettenprobleme während Corona zu spüren bekamen. Der Startschuss verzögerte sich.
In Kambodscha, Myanmar, Vietnam und eben China war Glenschek bereits zuvor geschäftlich tätig. Seine Freude an Tee wuchs dort weiter: "Ich habe seit eh und je Tee getrunken – und immer losen Tee." Liermann lernte derweil während seiner Zeit in Südafrika Rooibostee schätzen.
Die Mischungen von Dringo liefert heute ebenfalls ein Freund. Der Bremer Bioteehandel Cha Dô ist dafür zuständig. Liermanns Favorit ist der Grüntee "Highperformer". Glenschek gefällt besonders der "Spicy Treat" mit Karotte, Ingwer und Rote Beete. Um die Tees auszuwählen, haben die beiden ihre Freunde und Familie kosten lassen. Was ihnen auffällt: Viele ließen Tee zu lange ziehen. "Und dann wundern sie sich, dass der Tee bitter ist", sagt Glenschek. Insbesondere beim Grüntee seien zwei Minuten ausreichend. Die Ziehzeit verkürze sich beim erneuten Aufguss noch.
Dringo in Bremen und umzu auch in Supermärkten wie Rewe oder Famila zu finden
In der Region führen einige Supermärkte wie Rewe oder Famila und weitere Läden die Flaschen und Tees. Beim Kaufhaus Made in Bremen greifen viele Touristen danach – und sorgen in der Folge für weitere Nachfrage aus ihrer Heimat. Das sei zu beobachten, sagt Liermann: "Im Sommer gibt es Bestellungen von überall."
Nachhaltigkeit spielt hier eine Rolle. Die Gründer gleichen die Kohlenstoffdioxidemissionen, die bei der Produktion und dem Transport der Flaschen anfallen, über Klimaprojekte aus.
Und warum das Treffen bei Lloyd Caffee inmitten von Espressomaschinen und Kaffeesäcken? Die Traditionsrösterei übernimmt seit Kurzem die Abfüllung und den Versand von Dringo und kümmert sich um den Onlineshop. Der Tee steht auf der Karte des Cafés. Außerdem geht der Blick hier hinaus auf Container und Weser. Das Unternehmen J. Müller bringt Waren auf die Reise.
Sebastian Glenschek und Steffen Liermann haben die Abläufe ihres Unternehmens über die Zusammenarbeit mit Lloyd professionalisiert: Vor ein paar Monaten füllten die Gründer die Packungen noch selbst ab und brachten die Sendungen auf den Weg. Für Großaufträge musste schon mal die ganze Familie zum Teeportionieren eingespannt werden. "Das wäre sonst gar nicht möglich gewesen", denkt Glenschek zurück.
Lloyd Caffee könne kurzfristig auf Anfragen reagieren. „Das ist unschlagbar“, sagt Liermann. Partner aus Bremen wie auch Cha Dô seien wichtig für die Entwicklung von Dringo. "Man hilft sich hier in Bremen – egal, mit wem man in Kontakt tritt", findet Glenschek. "Das macht schon Spaß." Gleich nebenan hat die Seifenmanufaktur Martha's Corner einen Standort. Dort gibt es Seife mit Tee von Dringo. Und auch mit den Machern von Nusswahn in Bremen besteht ein enger Austausch. So haben sich die Gründer ihr ganz persönliches Netzwerk in der Stadt aufgebaut.