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Made in Bremen Digitale Werbung statt Litfaßsäule

Das Bremer Unternehmen Pixxelbeast expandiert seit Jahren durch flimmernde Werbeflächen mit LED. Damit wird nicht nur Strom gespart, auch der CO2-Ausstoß ist wesentlich geringer.
11.01.2023, 10:10 Uhr
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Von York Schaefer

Die gute alte Telefonzelle ist vielerorts bereits stillgelegt, und auch die standhaften, ikonischen Litfaßsäulen wirken immer mehr wie Relikte aus einer vergangenen Zeit. Mit der fortschreitenden Digitalisierung verändert sich auch das Bild der Städte. In der Außenwerbung am Straßenrand, im ÖPNV, auf Parkplätzen, Hausdächern und Baustellen hält seit einigen Jahren die leuchtende und flimmernde Welt der Animation Einzug. Ob für Autohäuser, Parfüm und Datingseiten oder Nachrichten und das Wetter – digitale Werbetafeln lösen zunehmend Plakatwände und Poster an Litfaßsäulen ab. Laut dem Werbeverband Nielsen kommt Digital Out Of Home (DOOH), also Digital außer Haus, wie man das im Werbesprech nennt, in Deutschland inzwischen auf einen Marktanteil von 37 Prozent innerhalb der Außenwerbung – Tendenz steigend.

Auch in Bremen läuft diese Entwicklung. Ein Teil davon ist die zum Jahresbeginn 2020 gegründete Firma Pixxelbeast, die mit ihren LED-Bildschirmen Werbung für den Indoor- und Outdoor-Bereich anbietet. Geschäftsführer Philipp Preuße, Drei­ta­ge­bart, Sneaker, schwarzer Kapuzenpulli, empfängt im Kaminzimmer eines roten Backsteinhauses am Osterdeich. Bremische Gediegenheit trifft hier auf modernste Technik. Topfpflanzen, dunkle Holztreppe, hinter einer weißen Flügeltür füllt ein riesiger Bildschirm quer den Raum nebenan.

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108 Zoll, also fast 2,75 Meter, misst der Screen in der Breite, bei etwa 1,20 Meter Höhe. Die Auflösung hat mit 1920 mal 1080 Pixeln Full-HD-Qualität, wie es in der Fachsprache heißt. Kostenpunkt: 32.000 Euro. Ein echtes Pixxelbeast eben, um auf den Firmennamen abzuheben, für den sich Gründer Philipp Preuße vom Film „Die Monster AG“ der kalifornischen Produktionsfirma Pixar Animation Studios aus dem Jahr 2001 hat inspirieren lassen.

Genutzt werden kann dieser Monsterbildschirm, der sich dank modularisierter Technik bis auf das Doppelte noch vergrößern ließe, im Indoor-Bereich: zum Beispiel für Pressekonferenzen oder betriebliche Schulungen. Als digitale Tafel mit Touchfunktion ist das Gerät ebenfalls anwendbar. Preuße nimmt eine Art elektronisches Saugwerkzeug und zieht ein etwa 15 mal 15 Zentimeter großes Stück des Bildschirms heraus. „Man kann bis auf die kleinste Schraube jedes einzelne Bauteil dieses Screens reparieren oder austauschen. Ersatzteile haben wir auch immer da“, erklärt der 38-Jährige. Deswegen habe man bei Pixxelbeast auch kein Problem, den Kunden längere Garantiezeiten von bis zu fünf Jahren zu geben. 

„Unser Ziel ist es, digitale Werbung in Bremen und im Umland für jeden anwendbar zu machen – egal ob Kleinunternehmen oder mittelständische Firma“, erklärt Preuße die Agenda von Pixxelbeast, das bis 2024 von derzeit sechs auf etwa zwölf Mitarbeiter wachsen will. Zwei Standbeine hat man für dieses Portfolio entwickelt: die Vermietung von digitalen Werbeflächen und den Verkauf der Bildschirme. Dazu gehört auch die Beratung, da für jedes öffentliche Display eine Genehmigung erforderlich ist. Die Bauteile der Bildschirme importiert das Unternehmen zu 100 Prozent aus China, wo Preuße einige Jahre als LED-Experte Firmen beim Eintritt in den europäischen Markt beraten hat.  

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An vier Standorten ist die Bremer Firma inzwischen vertreten. An einer Hauswand in Utbremen zum Beispiel betreibt man ein eigenes 26 Quadratmeter großes LED-Display, an dem Kunden Werbezeit buchen können. Bis zu 95.000 Blicke sollen sich laut Preuße dort täglich auf die Anzeigen richten. Eine Tankstelle in Stuhr nutzt ein meterhoch auf einen Mast montiertes „Pixxelbeast“ zur Mitarbeitergewinnung und Vermarktung an Werbepartner. Generell gilt die alte Werbeweisheit: Je weniger attraktiv ein Ort zum Wohnen ist, desto besser ist er für Werbung, sprich viel Verkehr und viele Menschen. 

An der Wand hinter der Bar eines Findorffer Restaurants wiederum hängt ein sechs Quadratmeter großer Screen, der dort für aktuelle Tagesangebote genutzt wird. Hohe Reichweite und Aktualität durch kurzfristige Motivwechsel sieht Philipp Preuße auch als einige der Vorteile digitaler Werbung gegenüber dem Plakat. 150.000 digitale Werbeflächen gab es 2020 in Deutschland. 

Auch das Thema Nachhaltigkeit in der Werbung war einer der Antriebe für Preuße, die Firma zu gründen. 4320 Kilogramm CO2 und 27.000 Autokilometer würden im Vergleich zu herkömmlichen Plakaten alleine durch den Wegfall der Anbringungsfahrten gespart, hat das Unternehmen errechnet. Auch 85 Prozent weniger Stromverbrauch soll laut Pixxelbeast für digitale Werbung anfallen. Aber was ist mit den immens gestiegenen Stromkosten, die ja auch bei digitaler Werbung zu Buche schlagen müssten? 

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„Unsere Kunden können Zeit und Helligkeit ihrer Displays selbst bestimmen“, erklärt Preuße. Das Display mit 26 Quadratmetern in Utbremen zum Beispiel laufe nachts auf vier bis fünf Prozent der maximalen Leuchtstärke. „Die Preiserhöhungen beim Strom betreffen uns nicht so dramatisch, da wir gerade im Außenwerbebereich die energiesparendsten Produkte anbieten.“

Auch bei der Wiederverwertung der Bauteile sieht man sich bei Pixxelbeast gut aufgestellt. Jedes Display werde zurückgenommen, Teile, die noch intakt seien, würden wieder verbaut, betont Preuße: "Reparaturen machen wir hier vor Ort, Recycling und Neuaufbau finden in China statt.“ 

Seit Kurzem gehört auch eine Grafikdesignerin zum Team von Pixxelbeast, damit man den Kunden bei Bedarf auch selber Werbeideen anbieten kann. Denn ob analog oder digital – klar und plakativ müssen die Botschaften in jedem Fall sein. Trotz des Wandels dürfte so auch die stolze Litfaßsäule wohl noch eine Weile im Stadtbild erhalten bleiben.

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