- Was ist ein Tiny Forest?
- Warum wäre der Wartburgplatz ein guter Standort?
- Warum sind Miniwälder auch gut für den gesellschaftlichen Zusammenhalt?
- Wie kommt die Idee in Walle an?
Auf dem Wartburgplatz ist Ende September eine mobile Skulptur aufgetaucht, die zuvor schon auf dem Bremer Marktplatz und beim Überseefestival vor der Zollkantine ins Auge stach: 15 mit jungen Eichen, Buchen, Birken und Ahornen bepflanzte Kübel, drumherum ein Staketenzaun. Einem Plakat war zu entnehmen, wer hinter der Aktion steckt – die Initiative „Tiny Forest für Bremen“, eine Gruppe unter dem Dach des Vereins Ausspann, die auch mit dem Ausspann-Sprachcafé für Geflüchtete kooperiert. Die Initiative möchte in Bremens Innenstadt mehrere sogenannte Tiny Forests anpflanzen, um der Erhitzung durch den Klimawandel etwas entgegenzusetzen. Kürzlich hat die Gruppe um Initiator Frank Riepe im Fachausschuss Quartiersentwicklung des Waller Beirats ihre Ideen vorgestellt.
Was ist ein Tiny Forest?
Der Begriff bedeutet so viel wie „kleiner Wald“, das Konzept wurde in den 1970er-Jahren von dem japanischen Pflanzenbiologen Akira Miyawaki entwickelt: Dicht an dicht werden auf 100 bis 200 Quadratmetern Fläche in einem speziell aufbereiteten Boden heimische Bäume und Sträucher angepflanzt, die aufgrund der Enge schnell in die Höhe wachsen und somit innerhalb relativ kurzer Zeit eine Art Waldinsel bilden. Solche Waldinseln verbessern das Klima: Sie binden CO2, nehmen Schadstoffe aus der Luft auf und kühlen diese an heißen Tagen durch Verdunstung. Außerdem trocknet der Boden nicht so schnell aus. „Das Konzept ist sehr spannend, weil man damit auf den Klimawandel reagieren kann. Nach drei Jahren muss die Fläche nicht mehr gewässert werden und ist autark“, sagt Frank Riepe, demzufolge es weltweit mittlerweile etwa 3000 Waldinseln gibt.
Warum wäre der Wartburgplatz ein guter Standort?
„Wir suchen im Moment an verschiedenen Stellen“, sagt Frank Riepe, der sich seit anderthalb Jahren mit dem Thema beschäftigt und unterstreicht: „Es macht keinen Sinn, solch einen Wald in den Wallanlagen zu pflanzen, denn da ist es ja schon grün.“ Vielmehr gehe es um Standorte, an denen es in naher Zukunft oder schon jetzt im Sommer besonders heiß werde – insbesondere um stark versiegelte Flächen wie das Areal vor der Zollkantine oder den Wartburgplatz, auf den die Initiative durch die Waller Beiratspolitikerin Brunhilde Wilhelm (Grüne) aufmerksam geworden ist. „Wenn man da einen fünf Meter breiten und 20 Meter langen Streifen entsiegelt, hätte man 100 Quadratmeter Fläche, die eingezäunt wird. Das ist ausreichend für einen Tiny Forest und um den Platz an heißen Sonnentagen merklich abzukühlen“, sagt Riepe. Dabei biete es sich seiner Einschätzung nach an, den bereits vorhandenen Grünstreifen in den Tiny Forest zu integrieren, in dem mehrere japanische Zierkirschen stehen.
Warum sind Miniwälder auch gut für den gesellschaftlichen Zusammenhalt?
Für den Wartburgplatz als geeigneten Standort sprechen nach Ansicht von Frank Riepe und seinen Mitstreitern auch soziale Aspekte. Denn es gibt im Umfeld verschiedene Einrichtungen, und die Initiative plant, langfristig weitere Akteure zu finden, die sich später um den Tiny Forest kümmern. „Unser Ziel ist es, mit Schulen, Kitas oder Einrichtungen für Senioren oder Menschen mit Behinderung zusammenzuarbeiten. Es dürfen gerne alle auf uns zukommen, die sich da engagieren möchten“, sagt Initiator Riepe. Ronald Philipps vom Verein Ausspann ergänzt: „Die Idee ist, dass es mit einem Tiny Forest auch lebendiger wird. Unser Ansatz ist es, die Gesellschaft dahingehend zu mobilisieren, dass sie eine Einheit bildet. Wir wollen also einerseits etwas für den Naturschutz tun und andererseits die Leute aktivieren.“
Wie kommt die Idee in Walle an?
Würde das Projekt auf dem Wartburgplatz realisiert, wäre Walle der erste Bremer Stadtteil, der einen Tiny Forest hat. Bei den Waller Stadtteilpolitikern kommt diese Aussicht grundsätzlich gut an. „Es wäre toll, auf dem Platz durch einen Tiny Forest dann auch etwas Schatten zu haben“, findet zum Beispiel Maike-Sophie Mittelstädt (Grüne) – zu klären sei allerdings, ob der einst mit EU-Mitteln umgestaltete Platz baulich verändert werden dürfe. Auch CDU-Politiker Peter Warnecke ist von der Idee angetan: „Dadurch würden keine Parkplätze vernichtet, und wir wollen schon lange etwas an dem Platz verbessern. Ich finde das Projekt außerordentlich positiv.“
Sebastian Schmugler (SPD) gibt zu bedenken, dass ein Miniwald womöglich auch dazu einladen könnte, dort mal eben Abfall zu entsorgen. „Wir haben nach vier Wochen aus dem mobilen Miniwald bis auf eine Zigarettenkippe überhaupt keinen Müll rausgeholt“, sagt allerdings Initiativen-Mitglied Werner Wickemeyer. Die Ortspolitiker wollen nun vom Umweltbetrieb Bremen (UBB) und dem Amt für Straßen und Verkehr (ASV) prüfen lassen, ob die Anpflanzung eines Miniwaldes auf dem Wartburgplatz möglich wäre.