Die vorübergehende Möblierung mit Holzspielgeräten und Schaukeln, der zeitweilige Aufbau von Bühnen und Buden zur Erbauung der City-Besucher - das ist nicht neu. Jedenfalls nicht so neu wie die "Skulptur Mobiler Miniwald". Mit 15 bepflanzten Plastikkübeln hat die Initiative "Miniaturwälder für Bremen" am Mittwoch aufgeforstet. Ebenfalls temporär, aber an einem durch Öko-Aktionen bekannten Ort am Rathaus: vor den Reiterstandbildern, wo einst Klima-Camper ihr Lager aufgeschlagen hatten.
Zwei Wochen lang sollen die im Kreis aufgestellten zarten Eichen, Buchen, Birken, Ahorne und auch Farne dort, zwischen Rathaus und Dom, hinter einem Staketenzaun wie angewurzelt stehen. "Mit der Skulptur machen die Mitglieder der Initiative auf die dramatischen Folgen des Klimawandels für die Stadt Bremen aufmerksam", heißt es in einer Mitteilung. "Unterstützt durch das Projektbüro Innenstadt Bremen, zeigen die Akteure, wie mit Tiny Forrests ganz konkret auf die kommende Überhitzung Bremens reagiert werden kann."
Ziel CO2-Reduktion
Die Gruppe will in den kommenden Jahren weitere winzige Wälder, sogenannte Tiny Forrests, aufstellen, "mit denen weltweit in Städten für Temperaturausgleich, CO2-Reduktion und Artenvielfalt gesorgt wird". Die Methode, nach der seit den 70er-Jahren zahlreiche kleine Wälder in Großstädten gepflanzt worden seien, gehe auf die Idee des japanischen Biologen Akira Miyawaki zurück. Dort, aber nicht nur dort, ist das sogenannte Waldbaden beliebt.
Der Deutsche Alpenverein beschreibt das Phänomen so: "Shinrin Yoku, zu Deutsch ,das bewusste Eintauchen in die Waldatmosphäre', stammt aus Japan und ist dort eine anerkannte Therapieform. Der Wald als Ruheort und Gegenpol zur Alltagshektik verspricht viele positive und wissenschaftlich belegte Effekte."
Der Hauch von Hain, wie er nun zwei Wochen lang am Rathaus stehen soll, orientiere sich an ähnlichen Installationen auch in Hamburg und Lüneburg, sagt Projektentwickler Frank Riepe, der die Idee für den "Mobilen Miniwald vor einem Jahr hatte. Riepe findet die Sache "herrlich praktisch". Ronald Philipps, Künstler und Initiator der "sozialen Plastik" vom Verein Ausspann, beschreibt die Wald-Vision so: "Wissenschaft und Politik haben lange über den Klimawandel diskutiert. Wir wollen mit unserem Projekt etwas Konkretes in Bremen tun."
Not durch Klimawandel
Die über das Förderprogramm "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren" des Bundes geförderte Initiative, so die Schöpfer des Bremer Miniwaldes, werde mitgetragen von Geflüchteten aus dem Sprachcafé des Vereins Ausspann: "Für sie steht der mobile Wald für die Vertreibung, unter der schon heute weltweit Menschen aufgrund des Klimawandels leiden."
Der "plastische Denkanstoß", sagt Frank Riepe, bestehe aus gewissermaßen "geflüchteten heimischen Pflanzen", die von ihren angestammten Gartenplätzen hätten weichen müssen. Ziel der "Initiative Miniaturwälder für Bremen" sei es, "irgendwann das Pflaster aufzumachen" und das Stadtbild mit grünen Oasen zu verändern. Das Gießwasser für den winzigen Wald übrigens stelle das Kapitel 8 zur Verfügung, das benachbarte Informationszentrum der Bremischen Evangelischen Kirche.