Zeit der Veränderung auf der Überseewiese: Auf dem im Sommer 2020 eröffneten etwa 11.000 Quadratmeter großen – bislang temporären – Quartiersplatz an der Konsul-Smidt-Straße gibt es neue Ansprechpartnerinnen. Denn Projektkoordinatorin Danielle Balmer verlässt Bremen, und Pastorin Sophia Fürst widmet sich nun voll und ganz ihren Aufgaben im Gemeindeverbund Immanuel & Walle, wo sie als Nachfolgerin von Gunnar Held gewählt wurde. Sie bleibt der Überseekirche aber ideell verbunden und wird bei größeren Aktionen sicher anzutreffen sein.
Ende August endet außerdem der Vertrag von Quartiersmanagerin Brenda Berning, die sich im Auftrag der Überseekirche um die vordere Überseestadt und die Überseewiese gekümmert hat. „Die Stelle war über das Deutsche Hilfswerk aus Drittmitteln finanziert. Dahinter steht die Deutsche Fernsehlotterie der ARD“, erklärt dazu Ulrike Oetken, die für das Projekt Überseekirche zuständige Theologische Referentin des BEK-Kirchenausschusses. Dabei habe es sich um eine zusätzliche Stelle gehandelt, für die nur weitere Fördermittel beantragt werden könnten, wenn die Überseewiese für die nächsten zwei Jahre gesichert sei: „Dies hängt aber nicht von der Arbeit der Überseekirche ab, sondern von den Bebauungsplänen.“ Zwar werde die Wiese im neuen Bremer Koalitionsvertrag als zukünftiger Quartiersplatz erwähnt, so Oetken, „aber ohne konkreten Zeitplan. Immerhin: Dass die Wiese inzwischen auch von der Politik als erhaltenswert eingestuft wird, ist vor allem ein Ergebnis der engagierten Arbeit des Teams der Überseekirche.“
Projekt Überseekirche ist zunächst auf fünf Jahre befristet
Die beiden für das Projekt fest eingeplanten Teilzeitstellen übernehmen neue Kräfte: Pastorin Nora Larsen kennen manche aus der Nachbarschaft bereits – sie ist seit Mai bei der Überseekirche und hat das Sommerferienprojekt „Wir bauen eine Stadt“ geleitet. Für die Projektkoordination wird aktuell jemand gesucht. Da das Projekt Überseekirche zunächst auf fünf Jahre befristet ist, ist Oetjen zufolge auch die Stelle zunächst befristet bis zum 31. Dezember 2024 ausgeschrieben: „Mit der Option auf Verlängerung.“ Das Projekt Überseekirche werde aber nach dem fünfjährigen Erprobungszeitraum zunächst genau ausgewertet.
„Wir hoffen auf eine motivierte Kraft, die sich hier einsetzen wird, und sind auf ehrenamtliches Engagement angewiesen, um unsere Angebote hier am Leben zu halten“, sagt Berning. Sportangebote wären toll, findet sie: „Zum Beispiel Nachbarschaftssport auf der Wiese. Man könnte den Raum der Überseekirche auch für Yoga nutzen.“

Auf der Überseewiese gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Zum Beispiel die Hochbeete mit unterschiedlichem Gemüse, eine Kräuterspirale, ein Volleyballfeld, die Friedenstreppe oder ein Labyrinth aus Steinen, das dazu einlädt, beim Gehen die Gedanken schweifen zu lassen.
Was die Bespielung der Überseewiese angeht, so setzt Berning für die Zukunft unter anderem auf das breite Akteursbündnis aus Behördenmitarbeitern, Unternehmen und Einrichtungen, das sich mittlerweile rund um den Quartiersplatz gebildet hat. Es treffe sich regelmäßig und werde mit Sicherheit weiterhin ein Auge auf das Areal haben, ist die Sozialwissenschaftlerin überzeugt. Angebote wie die Kinderbibliothek oder Beratungen bei Fragen zu Formularen sollen ihr zufolge mit Ehrenamtlichen fortgesetzt werden. Die Hoffnung sei deshalb jetzt, „dass das Quartier die Fläche als seine begreift.“ Aktuell gebe es auch schon einige engagierte Anwohnerinnen und Anwohner, die sich zum Beispiel um mehrere Beete kümmern und dort Grünkohl und anderes Gemüse anbauen.
Rund um die Überseewiese gebe es noch viel Potenzial, ist Berning überzeugt: „Und es ist ja auch schon viel passiert. So ist insgesamt schon viel mehr im Bewusstsein, dass es die Überseewiese gibt. Wir haben zum Beispiel zunehmend Anfragen von Unternehmen, die hier Firmenfeste feiern möchten. Es ist gut, dass unser Rufen nach Freiflächen gehört wurde, und es war sicher genau richtig, dass wir den Erhalt der gesamten Fläche gefordert haben.“
Besuch von "Heuschreckenschwarm"
Kurz vor den Sommerferien hatte die Überseewiese Besuch von der Belegschaft der Firma Allos aus der Hoerneckestraße – dabei ging es aber nicht ums Feiern. Das Unternehmen hat dem Areal einen „Day of Caring“ gewidmet. Bei dieser Aktion stellt ein Unternehmen seine Mitarbeiter für einen Tag frei, damit sie in gemeinnützigen Einrichtungen tätig werden können. Und das sah dann laut Berning folgendermaßen aus: „Ungefähr 60 Leute mit kunterbunten Handschuhen haben Sitzmöbel aus Paletten gebaut, unseren Überseewiese-Schriftzug erneuert und auch noch eine ganz tolle Kräuterspirale angelegt. Das war, als ob hier eine positive Heuschreckenplage eingeflogen wäre.“
Vor wenigen Tagen ist im südöstlichen Teil der Fläche außerdem eine Baumaßnahme gestartet. Dort entsteht eine temporäre Außenspielfläche für drei neue Gruppen in der Kita Portland. Ab Mitte September soll die Fläche mit Sandkiste, Balancier-Parcours, Schaukel und Ballsportfeld genutzt werden können. Sie wird eingezäunt, ist aber ab 16 Uhr und an den Wochenenden offen für alle. Der Mulchweg quer über die Überseewiese, der jünger ist als die Planungen für den Spielplatz, wird durch die Spielfläche hindurch verlaufen.
Der größte Wunsch der Kinder und Jugendlichen aus der Nachbarschaft ist Berning zufolge ein Basketballkorb inklusive Fläche zum Dribbeln: „Wenn ich hier nächstes Jahr vorbeifahre und es dann eine solche Fläche gibt, dann springe ich vor Freude in die Luft!“