Joana und Valentin benehmen sich nach 14 Ehejahren zuweilen wie "zwei knurrende, kläffende Kampfköter im gleichen Käfig", wie Joana – nicht auf den Mund gefallen – das in einer Sitzung bei Paartherapeut Harald eher im Scherz am Rande eines verbalen Scharmützels bemerkt. Joanas und Valentins Beziehung ist also nach 14 Jahren Ehe am Ende.
Dass auch ihn dieses Schicksal einmal treffen könnte, das hätte Paartherapeut Harald allerdings nie gedacht. Doch dann erhält er aus heiterem Himmel die Trennungsmail von seiner Frau Annika. Der Paartherapeut ist fassungslos und beginnt, an seinen eigenen Fähigkeiten zu zweifeln. Für ihn kommt das einer "therapeutischen Bankrotterklärung" gleich.
Noch schlimmer: Das Paar, das in seinen Therapiesitzungen gerade versucht, seine zerrüttete Ehe zu kitten, hat gerade eben diese Mail gelesen, ist sprachlos und versucht nun zu trösten. Das löst allerdings das Gegenteil von dem aus, was sie erwartet haben. Harald resigniert schließlich: "Sie schulden mir nichts, ich bin Ihnen etwas schuldig geblieben". Insgeheim hofft der Psychotherapeut auch für sich, dass die von ihm so favorisierte Wunderübung vielleicht auch in der Lage sein könnte, seine Beziehung zu retten.
Wunderübung soll Beziehungen kitten
Das Union Theater hat sich für seine neueste Produktion für die Beziehungskomödie "Die Wunderübung" von Daniel Glattauer entschieden. Premiere ist am Donnerstag, 4. Mai, im Bremer Kriminal Theater. Oder ist es doch eher eine Tragikomödie? "Die Wunderübung" dürfte für manche einen hohen Wiedererkennungswert haben, sagt Stefan Lüers (alias Valentin). Lüers ist seit 37 Jahren beim Union Theater dabei. Das sei für ihn immer ein Ausgleich zu seinem Hauptberuf als Bankkaufmann gewesen, sagt er. Auch schon 32 Jahre dabei ist Anja Kling (alias Joana). Die Hastedterin hätte sich früher durchaus vorstellen können, Profi-Schauspielerin zu werden, doch dann schlug sie eine Laufbahn als Sozialpädagogin ein.
Jüngstes Mitglied im Bunde ist Jörg Peterschewski aus Horn, der seit 2007 beim Union Theaters ist. Auch für den Biologen ist die Amateur-Schauspielerei ein Ausgleich zu seinem Beruf als Qualitätsmanager für medizinische Software. Seine Schauspiel-Leidenschaft habe er bereits am Schultheater entdeckt, sagt er. Peterschewski verkörpert das Wechselbad der Gefühle, in dem Therapeut Harald steckt, richtig gut. "Super, diese Ernsthaftigkeit, und dass diese Fassungslosigkeit unkontrolliert aus dir herausbricht", lobt auch Regisseurin Franziska Mencz.
Debüt für Franziska Mencz
Die Bremer Schauspielerin, die unter anderem aus der TV-Serie Soko Wismar und als Hauptdarstellerin von Schillers "Maria Stuart" bei der Bremer Shakespeare Company bekannt ist, hat seit zehn Jahren auch Regie-Erfahrung, allerdings nicht beim Union Theater. Zunächst führte sie im Statt-Theater Vegesack Regie, von dort kam sie auf Empfehlung der Hobby-Schauspielerin Eva-Maria Koch, die auch beim Union Theater mitspielt, zu Bremens ältester Amateurtheater-Bühne. Dieses sei nun der dritte Anlauf, um das Stück nach der Corona-Pandemie auf die Bühne zu bringen, sagt sie: "Es war das erste, was Corona zum Opfer fiel". Sie macht ihrem Ensemble ein Kompliment: "Die haben Kampfesmut, die bleiben dran". Die ständigen Verschiebungen seien schon sehr frustrierend gewesen.