Ein Klassiker zum 130. Geburtstag, der sollte es sein, sagte sich das Ensemble des Union Theaters, Bremens ältester Amateur-Bühne, und entschied sich für eine zeitgemäße Fassung von "Tratsch im Treppenhaus". Das Stück ist seit 60 Jahren unverwüstlich und wurde unter anderem im Hamburger Ohnsorg-Theater mit Heidi Kabel und später mit deren Tochter Heidi Mahler in der Hauptrolle gespielt. Und auch im Bremer Waldau-Theater wurde die Komödie gezeigt.
Die Premiere des Union Theaters geht nun am Donnerstag, 9. Februar, um 19.30 Uhr in der Union Brauerei in Walle über die Bühne. Der Grund für den Erfolg? Vielleicht hat jede und jeder schon einmal ähnliche Szenen in einem Mehrfamilienhaus erlebt, wie sie sich zwischen Meta Boldt und ihrer Nachbarin Hanne Knoop abspielen, die sich im Treppenhaus regelrecht bekriegen. Schuld ist vor allem die Treppen-Terrierin Boldt, die immer das letzte Wort haben muss. Jessica Coels hat diese Rolle übernommen, in der sie gerne mal schimpft wie ein Rohrspatz.
Pendeln zwischen Wohnort und Probenraum
Die Darstellerin, die seit sechs Jahren Mitglied des Union Theaters ist, sagt von sich: "Ich habe schon immer gern Theater gespielt". Und diese Theaterleidenschaft lebte sie sogar einige Jahre als Profi aus. Sie absolvierte eine Musical-Ausbildung in London, lebt heute in Verden und kam per Zufall, wie sie erzählt, zu dem Liebhaber-Theater. Das Pendeln zu den Theaterproben nimmt sie zwei Mal pro Woche gerne auf sich. Zum Ende der Probenphase sind es sogar bis zu vier Proben. Hauptberuflich unterhält Coels eine Agentur für Druckereiprodukte, wovon wiederum auch das Union Theater profitiert.
Ansgar Matuschak, Urgestein des Union Theaters, der mit dieser Produktion sein Regie-Debüt gibt, feilt an jeder Nuance und lässt die Szenen immer wieder mal wiederholen. Auch Profi-Regisseure haben schon mit dem Union Theater zusammengearbeitet.
Level hoch gehalten
Karin Schütze ist seit fast 50 Jahren eine begeisterte Amateur-Theaterschauspielerin und nun auch Ehrenvorsitzende des Union Theaters. Seit 33 Jahren steht Jochen Schmidtmeyer aus Schwachhausen auf den Brettern. "Wir haben immer versucht, das Level des Union Theaters hochzuhalten", bilanziert Schütze. Das bedeute auch, kein plattes Schenkelklopf-Theater zu machen. Die Boulevard-Nische habe das Union Theater für sich entdeckt, nachdem das Waldau-Theater abgewickelt wurde, erzählt sie.
Von Berufs wegen ist Schütze Bankkauffrau. Da sei das Theaterspielen immer ein guter Ausgleich gewesen, sagt die Habenhauserin und lächelt dabei: "So habe ich nach der Arbeit den Kopf frei bekommen. Schließlich lernt man beim Theater fürs Leben, das ist meine Erfahrung". Besonders wichtig ist dem Union-Ensemble, dass das Publikum in einer Zeit, die durch mehrere, schwere Krisen geprägt ist, einmal für zwei Stunden die Alltagssorgen vergessen kann.
Unterstützung fällt weg
Erschwert werde die Situation der Bühne dadurch, dass die Corona-Hilfen für Kultur auslaufen. "Dass wir keine öffentliche Förderung mehr erhalten, ist schon eine Herausforderung für uns", sagt Matuschak. Dazu komme, dass es angesichts des beruflichen Drucks immer schwieriger werde, sich in dem kreativen Hobby zu engagieren, bilanziert er.
André Fritsch ist hauptberuflich Lkw-Fahrer und trotzdem Mitglied des Union-Ensembles. Er spielt den Liebhaber von Silke (Stephanie Wolf), die sich als Frau Knoops neue Untermieterin vom Einfluss ihres Vaters (Herr Seefeld, gespielt von Jörg Aue) freizumachen versucht. In diesem Generationskonflikt ist der Ärger bereits programmiert. Aue hat wie seine Verdener Kollegin einen weiten Anfahrtsweg. Er kommt aus Aumund zu den Theaterproben.