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Bremer Überseestadt Berliner Kissen sollen Raser auf Kommodore-Johnsen-Boulevard stoppen

Immer am Karfreitag trifft sich die Autotuning-Szene, um ihre Fahrzeuge zu präsentieren. Doch in der Überseestadt könnte es dabei dieses Jahr für sie unbequem werden.
20.02.2025, 05:00 Uhr
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Berliner Kissen sollen Raser auf Kommodore-Johnsen-Boulevard stoppen
Von Anne Gerling

Der Verkehrsversuch gegen Poser und Raser auf dem Kommodore-Johnsen-Boulevard in der Überseestadt soll noch vor Karfreitag, 18. April, starten und bis Ende September dauern: Das ist bei einem Treffen vom Amt für Straßen und Verkehr (ASV) und dem Innen- und Bauressort vereinbart worden, wie Ortsamtsleiterin Cornelia Wiedemeyer bei der jüngsten Sitzung des Waller Beirats mitgeteilt hat.

Drei Maßnahmen sollen demnach bei dem Verkehrsversuch kombiniert werden, um Raser auf der gut 300 Meter langen schnurgeraden Strecke zwischen dem Park in der Überseestadt und dem Strandpark Waller Sand auszubremsen: Erstens wird auch auf der stadtauswärts führenden Fahrspur Tempo 30 eingerichtet, zweitens sollen vermehrte und gezielte Radarkontrollen durch die Polizei stattfinden und drittens werden auf jeder der beiden Fahrspuren jeweils drei sogenannte Berliner Kissen – also bauliche Erhebungen als Bremsschwellen – angebracht. Wiedemeyer: „Das wird jeweils an Stellen gemacht, wo es ohnehin schon eine Verengung gibt, sodass die Kissen nicht umfahren werden können. Die Kissen werden noch vor Karfreitag da sein.“ Der Karfreitag ist in der Tuning-Szene als "Carfreitag" bekannt und markiert den Saisonauftakt.

Messungen bereits vor dem Verkehrsversuch

Vor dem Start sowie während des Verkehrsversuchs sollen Wiedemeyer zufolge Messungen und Zählungen am Kommodore-Johnsen-Boulevard, an der Birkenfelsstraße sowie an der Herzogin-Cecilie-Allee durchgeführt werden, um einen genauen Überblick über die Verkehrsströme in dem gesamten Areal zu gewinnen und den Versuch anschließend umfassend auswerten zu können. „An drei Stellen werden Geschwindigkeitsmesstafeln aufgestellt, sodass wir später genau sehen können, wie viele – und sogar welche – Fahrzeuge dort unterwegs waren und wie schnell sie jeweils gefahren sind.“

Die erfassten Daten sollen später unter anderem auch zeigen, ob der Verkehrsversuch womöglich zu einer Verlagerung des Verkehrs führt. Genau das nämlich befürchten Anwohner an der Überseepromenade, die sich während der Beiratssitzung zu Wort meldeten. Die Promenade sei nicht Bestandteil des Verkehrsversuchs, sagt dazu Wiedemeyer, aber: „Bei dem Treffen herrschte Einigkeit darüber, dass es nach dem Versuch Maßnahmen geben wird, damit dort keine Durchgängigkeit mehr da ist.“ Soll heißen: Zukünftig soll es nicht mehr möglich sein, die Überseepromenade parallel zur Weser in voller Länge mit dem Auto zu befahren. Vielmehr soll der motorisierte Verkehr dort über die Stichstraßen jeweils nur um einzelne Gebäudekomplexe herumgeführt werden. Dies könne allerdings bis März nicht mehr umgesetzt werden, so Wiedemeyer, die sich von dem Verkehrsversuch nun erhofft, „dass Raser und Poser verschwinden, dass der Versuch als erfolgreich evaluiert wird und dass die Beruhigung dann auch dauerhaft so bleiben kann.“

Neue rechtliche Rahmenbedingungen machen Versuch erst möglich

Die Überseestadt ist seit Jahren ein Treffpunkt der Autoposer-Szene. Wirksame Gegenmaßnahmen blieben jedoch trotz massiver Anwohnerbeschwerden und zweier Petitionen aus – bis im vorigen Jahr Anwohner Zafer Seplin eine dritte Petition an die Bürgerschaft richtete, in der er den Senat aufforderte, effektivere Maßnahmen zu ergreifen. Knapp 1600 Menschen unterstützten Seplins Anliegen mit ihrer Unterschrift. Möglich geworden ist der Verkehrsversuch Wiedemeyer zufolge erst durch geänderte Rahmenbedingungen im Straßenverkehrsrecht. Denn mit der Aktualisierung von Straßenverkehrsgesetz und Straßenverkehrsordnung können Kommunen nun leichter als bisher Tempo-30-Strecken einrichten.

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