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Kindertagesbetreuung "Schön, was da jetzt so alles steht"

41 Jahre lang hat sich Wolfgang Bulling in verschiedenen Funktionen und Behörden um die Belange von Kindern und Familien im Bremer Westen gekümmert. Am 1. Juni geht er in den Ruhestand.
27.05.2022, 16:55 Uhr
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Von Anne Gerling

Gesprächspartner in schwierigen Situationen, Spielplatz-Planer, Kita-Ausbauer: 41 Jahre lang hat Wolfgang Bulling sich beruflich in verschiedenen Funktionen und Behörden für Kinder und Familien im Bremer Westen eingesetzt. „Ich habe immer gern gearbeitet, es gab kaum Tage, wo ich mich da hingequält habe“, sagt er. Jetzt freut er sich aufs Vespa-Fahren und auf mehr Zeit für Hund und Parzelle: Am 1. Juni beginnt für den 65-Jährigen mit dem Ruhestand ein neues Kapitel.

Als Schwangerschaftsvertretung hatte der frisch gebackene Sozialarbeiter im Mai 1981 seine erste Stelle beim damaligen Amt für Familienhilfe und Sozialdienst Gröpelingen im Volkshaus an der Hans-Böckler-Straße angetreten: „Da war ich 25 und sollte über Sorgerecht entscheiden und den Familien erzählen, wie das Leben geht. Ich hoffe nur, dass ich die richtigen Entscheidungen gefällt habe.“

Anfänge der Mitbestimmung

Als 1991 beim Amt für Soziale Dienste sogenannte Initiativberaterstellen für Spielplätze, Tagesbetreuung und Kleinkindergruppen eingerichtet wurden, wechselte der Waller dorthin. Zunächst betreute er den Bremer Westen, später auch Mitte und die östliche Vorstadt. „Wir waren dafür zuständig, Spielplätze neu aufzustellen. Das waren sozusagen die Anfänge der Mitbestimmung. Bis dahin hatte regelmäßig jemand vom Gartenbauamt geguckt, und wenn irgendwo was kaputt war, wurde ein neues Hospitalismus-Spielpferdchen aufgestellt“, erzählt der Vater einer mittlerweile 28-jährigen Tochter, der als Initiativberater auch so manchen Konflikt auszutragen und zu befrieden hatte. Etwa, als 2010 in Findorff der Bolzplatz zwischen Fleet und Rudolf-Alexander-Schröder-Straße saniert wurde und Anwohner dagegen klagten. Oder als von einer Sandfläche auf einem Waller Spielplatz immer wieder Sand auf einen Balkon in der Nachbarschaft geweht wurde. „Irgendwann haben wir die Anwohner – die meisten jedenfalls – dann aber doch eingefangen“, sagt Bulling rückblickend.

2009 überlegte der Waller Beirat, in der Überseestadt eine Skateanlage für Jugendliche aufzubauen. Bulling schrieb ein Konzept, in dem er die Rahmenbedingungen auflistete, und begann, über verschiedene Töpfe Mittel für das Vorhaben zu beschaffen. Der Sportgarten kam als Träger dazu, und es gab ein breit angelegtes Beteiligungsverfahren mit Workshops, bei dem rund 400 Jugendliche ihre Wünsche und Ideen einbrachten. Das Ergebnis: Die im Sommer 2014 eröffnete Skateranlage im Park in der Überseestadt. „Das war von der Spielraumförderung her das größte Projekt für mich“, so Bulling, der 2013 eine neue Aufgabe übernahm.

Kitas bauen, Quote steigern

Hintergrund war, dass ab dem 1. August 2013 alle Kinder mit Vollendung des ersten Lebensjahres einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Tageseinrichtung oder Kindertagespflege hatten, weshalb dieses Arbeitsgebiet in der Behörde ausgeweitet wurde. Bulling bewarb sich auf eine der Stellen: „Die Bewerbung habe ich am letzten Tag eingeworfen und es hat dann auch geklappt. Seitdem hieß es: Kitas bauen und die Quote nach oben bringen.“

Das Referat wechselte 2015 vom Sozial- ins Bildungsressort, und Bullings Geschäft wurde politischer: „Man hat da ja dann immer die Politik im Nacken, die sagt: Das muss alles schneller gehen.“ Die 2014 erarbeitete Kita-Ausbauplanung war kurze Zeit später wieder hinfällig, als viele Geflüchtete nach Bremen kamen, schildert Bulling: "Darin hieß es, in Gröpelingen würden 20 neue Gruppen gebraucht. Das hätte man schaffen können, doch dann schossen die Zahlen nach oben." Und Kita-Bau wiederum ist langwierig, so Bulling: „Ein Projekt dauert –  wenn es schnell geht  – mit einem Investor drei Jahre.“ Geholfen habe „Sopromob“ –  das Sofortprogramm Mobilbauten, mit dem 2017 mehrere neue Einrichtungen eröffnet werden konnten. „Nur in Findorff ging das nicht, weil es dort außer der Bezirkssportanlage keine öffentlichen Flächen gab“, so Bulling, der ab 2013 regelmäßig den Beiräten über den Kita-Ausbau Rede und Antwort stand: Von Oktober 2013 bis Januar 2022 sind in Findorff 131, in Walle 300 und in Gröpelingen 423 zusätzliche Betreuungsplätze für Kinder unter und über drei Jahren geschaffen worden, weitere Einrichtungen und Plätze sind in Arbeit.

Einige zähe Brocken

Einige wenige zähe Brocken gab es auch – der Neubau der Kita Am Nonnenberg in Oslebshausen zum Beispiel, für den sich Sozialsenatorin Anja Stahmann schon 2012 ausgesprochen hatte. Bulling: „Dann stieg die Zahl der schützenswerten Bäume, und schließlich tauchten auch noch Fledermäuse auf.“ Ab September soll der nun auf dem ehemaligen Schulgrundstück an der Ecke Oslebshauser Landstraße / Alter Heerweg gebaut werden. Schlechter sieht es beim Bewegungskindergarten aus, den Tura Bremen und der Trägerverein Nakita vor vielen Jahren an der Lissaer Straße geplant haben. Dort geht es bis heute nicht voran –  „auch wegen der Grundstücksverhältnisse“, so Bulling.

Unterm Strich blickt er aber mit positiven Gefühlen zurück: „Mit den Beiräten war es immer ein angenehmes Klima, auch wenn es manchmal schwierige Themen gab. Im Großen und Ganzen haben wir ganz schön was gewuppt. Es ist schön, wenn man sieht, was da jetzt so alles steht. Was nicht so schön ist: Dass man das Kollegium verliert, mit dem man acht Stunden am Tag zusammengearbeitet hat. Wir bleiben aber in Kontakt.“ Der Bedarf an Kita-Plätzen ist weiterhin da, seine zwei Nachfolgerinnen werden mit Sicherheit gut zu tun haben, ist Bulling sich sicher: „Ich habe zu ihnen gesagt: Denkt immer daran, für wen Ihr das macht.“

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