Schwachhausen. Rechtzeitig zum wichtigsten christlichen Kirchenfest Ostern, an dem der Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi gedacht wird, bricht auch die evangelische Gemeinde Unser Lieben Frauen zu neuen Ufern auf. Oder, um genau zu sein, zu einem neuen Gebäude: Am Ostersonntag trifft sich die Gemeinde um 10 Uhr im alten Gemeindehaus, Schwachhauser Ring 61, um gemeinsam in einem festlichen Umzug zum neuen Gemeindezentrum in der H.-H.-Meier-Allee 40 zu wandern. Dabei werden Kinder und Erwachsene die Altarbibel, Altargeräte wie Kelch und Glockenspiel und Kerzen feierlich in das neue Zentrum tragen und dann dort gegen 10.45 Uhr einen ersten Gottesdienst feiern. Laut Pastorin Gesche Gröttrup und Pastor Stephan Kreutz sind zu diesem Umzug ausdrücklich auch die Nachbarn eingeladen, schließlich ist das neue Gebäude nah an umliegende Wohnhäuser und die Ladenzeile mit der Post herangebaut.
Der geplante Umzug hat durchaus auch einen sportlichen Aspekt: Vieles ist noch unfertig, im Außenbereich wird gehämmert und gesägt, es werden Platten und Steine verlegt, und der Boden im Innenhof wird planiert. Mehr als 20 Handwerker arbeiten noch im Außen- und Innenbereich unter einer Art gelassenem Hochdruck. Im Inneren wird im Bereich der Kitaräume noch gebaut, es stehen überall gestapelte Möbel, Kisten und Baumaterialien herum, und es werden bewegliche Holzlamellen vor den Fenstern im großen Saal eingehängt. Im Kirchsaal werden zukünftig Gottesdienste gefeiert, aber er ist insgesamt auch als Multifunktionsraum gedacht und kann mit einem anliegenden kleinen Saal durch verschiebbare Trennwände verbunden werden.
Im Saal gibt es eine Empore, auf der auf Wunsch vieler älterer Gemeindemitglieder die Orgel aus dem alten Gemeindehaus aufgebaut wird. Der kostspielige fachgerechte Orgel-Umzug wurde über Spenden aus der Gemeinde finanziert. Auch die vom Künstlerpaar Lutzenberger neu angefertigten drei Prinzipalstücke Altar, Taufschale und eine als Lesepult gestaltete Kanzel sind spendenfinanziert. Diese drei Stücke sollen rechtzeitig vor Ostersonntag aufgestellt sein, versichern die beiden Pastoren. Wer die Gemeindefinanzen weiter unterstützen und sich gleichzeitig ein Andenken aus dem alten Gemeindehaus sichern möchte, kann eine der alten Kacheln oder Stücke der aufbereiteten farbigen Kirchenfenster erwerben. Um den Verkauf dieser und anderer Dinge aus dem alten Gebäude und die Begleitung der Baumaßnahmen im Bauausschuss hat sich vor allem Pastor Sebastian Renz gekümmert, der dritte Pastor der Gemeinde.
Mitten im Stadtteilleben
Die Zuversicht von Kreutz und Gröttrup, dass am Sonntag der Einzug in das neue Gemeindezentrum weitestgehend reibungslos klappt, sowie die Vorfreude auf das Neue sind groß. Und natürlich ist es nachvollziehbar, dass sich das Pastorenteam nach etwa eineinhalb Jahren Bauzeit, beginnend mit dem Abriss des alten Kindergartens, auf all die Möglichkeiten freut, die dieses neue Gebäude birgt. Zum einen werden ab dem Sommer, wenn die Kindergarten- und Krippengruppen aus ihrem Zwischenquartier in einem Bürogebäude in der Achterstraße einziehen, mehrere Generationen unter einem Dach sein.
„Wir freuen uns sehr auf neue Impulse des Miteinanders“, sagt Pastor Kreutz. Und Pastorin Gröttrup verweist auf den Vorteil der neuen Lage mitten in Schwachhausen: Nicht nur die Schule am Baumschulenweg und die Post seien direkt um die Ecke, sondern freitags auch der Markt. Das wollen die Pastoren nutzen, damit sich die Gemeinde dem Stadtteil öffnet.
Dabei helfen wird sicherlich die offene, helle Bauweise des Gemeindezentrums, das aus Quadraten und Rechtecken besteht und von einzelnen besonderen Elementen aufgelockert wird – hier sticht beispielsweise das querliegende Kreuz auf der zur Straße zeigenden Außenwand hervor, das aus tiefer eingelassenen Ziegeln besteht und im Inneren des Kirchsaals dann als Positiv wieder auftaucht.
Die Ziegelfarbe ist freundlich hell, beherrschend sind die großen bis zum Boden reichenden Fensterfronten und viele helle Holzelemente. Der quadratische Innenhof, durch den man ins offene Foyer und über den „Sonntagseingang“ in den großen Saal gelangt, erinnert an einen umlaufenden Klosterkreuzgang. Das Architektenteam um Katja-Annika Pahl und Thomas Völlmar aus Hamburg hat mit einem ebenso schlichten wie einladenden Bau eine sehr hanseatische Form von Kirchenbau geschaffen.
Nun hoffen Pastorin Göttrup und ihre beiden Kollegen darauf, dass auch die alten Gemeindemitglieder das Neue gut annehmen. Eine offizielle Einweihung soll es dann am 26. August geben, wenn auch die neue Kita bezogen ist.