An einem Freitagmorgen im August herrscht im Bistro Johannes schon reger Betrieb. Immer wieder öffnen sich die Türen, Gäste grüßen Inhaber Matthias Demir, bestellen einen Kaffee, ein Glas Wasser oder schon die erste kleine Pizza. Wer im Gästeraum Platz nimmt, kann direkt in die offene Küche blicken: Dort wird gerade der Pizzateig für den Tag zubereitet, während im Ofen die erste Pizza des Morgens backt.
Onkel Johannes ist bis heute Namensgeber des Bistros
Demir ist 38 Jahre alt, gebürtiger Delmenhorster – und seit fast zehn Jahren Inhaber des Lokals direkt am Amtsgericht. 2014 übernahm er das Bistro von seinem Onkel Johannes, der bis heute Namensgeber des Betriebs ist. Für Demir war es ein Schritt, den er nie bereut hat: "Damals ist ein großer Traum für mich in Erfüllung gegangen. Ich habe es in jungen Jahren als große Chance empfunden." Erste Erfahrungen in der Gastronomie sammelte er schon im ehemaligen Familienbetrieb Venezia, einem Imbiss in der Delmenhorster Innenstadt.
Seit der Übernahme des Bistros hat sich einiges verändert. Die Einrichtung wurde modernisiert, die Speisekarte erweitert. "Aus dem Bistro ist eigentlich eine Pizzeria geworden", sagt Demir. Neue Aufläufe, frische Getränke – und vor allem eine Pizza, die in Delmenhorst schnell Beliebtheit erlangte: die Pizza Hollandaise. Belegt mit Hähnchenbrust, Zwiebeln, Mais, Peperoni und natürlich Sauce Hollandaise, entwickelte sich die Variation eigenen Angaben zufolge zum Bestseller. "Zu dem Zeitpunkt hatte das in Delmenhorst niemand, heute ist die bei mir Kult", erzählt Demir. Inspiriert von einem Besuch in einer Großstadt probierte er das Rezept zu Hause aus, offenbar mit Erfolg. Inzwischen bieten auch andere Pizzerien die Kreation an.
Fleisch kommt vom Metzger aus Delmemhorst
Demir setzt derweil bei jedem Gericht auf Frische: vom selbst gemachten Teig bis zu den Baguettes, Salaten und Fleischgerichten. Fleisch liefert ein Delmenhorster Metzger, Gemüse kommt aus der Region. Trotz der Qualität soll es schnell gehen: "Normalerweise können die Bestellungen innerhalb von zehn bis 15 Minuten abgeholt werden", sagt Demir. Möglich sei das nur, weil die Vorbereitungen schon am frühen Vormittag laufen und die Abläufe in der Küche über Jahre perfektioniert wurden.
Wie gut das System funktionierte, habe sich sogar unter Extrembedingungen gezeigt. Während der Fußball-Europameisterschaft im vergangenen Jahr bestellte eine Gruppe Fans demnach spontan 48 Pizzen auf einmal. "Das war sportlich", erinnert sich Demir schmunzelnd: "Funktionierte aber."
Mit 35 Sitzplätzen im Innenraum bleibt das Bistro vergleichsweise überschaubar. Aufgrund der Größe ist derweil auch ein Lieferdienst nicht möglich, da die Kapazitäten der Küche bereits ausgereizt sind. Ein Umzug in größere Räume kommt für Demir jedoch derzeit nicht infrage: "Die Lage direkt am Amtsgericht ist in Delmenhorst, direkt in der Nähe zur City, ist nicht zu toppen." Dort setzt er auf das, was ihn von Anfang an getragen hat: Leidenschaft. "Ohne Leidenschaft geht das nicht", sagt Demir, der selbst oft von morgens bis abends im Bistro steht.
Dass sich die Restaurants in Delmenhorst nicht vor den Mitbewerbern in Oldenburg oder Bremen verstecken müssen, ist dem Kenner bekannt. Ein paar Dutzend Lokalitäten spiegeln an der Delme die Vielfalt und Offenheit der Stadt, sowohl für Einheimische als auch für Besucher, die auf der Suche nach gastronomischen Erlebnissen sind.
Für die Serie "DELiziös" wirft der DELMENHORSTER KURIER einen Blick hinter die Kulissen der Gastronomie in Delmenhorst. Was unterscheidet eine Imbiss-Kochstube von der Küche eines Steakhauses? Und wie ticken die Menschen, die das Essen kreieren, zubereiten, servieren? Alle Folgen der Serie und damit alle Antworten auf diese Fragen finden Sie hier auf dieser Seite.