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Funkamateure senden eigenes Radioprogramm Aus Kirchhuchting um die Welt

Wilfried Geisler braucht weder Smartphone noch WLAN, wenn er weltweit kommunizieren will. Er ist Amateurfunker. Gemeinsam mit anderen Technikbegeisterten sendet er auch ein eigenes Radioprogramm.
26.11.2020, 05:00 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt

Wer Amateurfunk betreibt, hat meist Spaß am Basteln und begeistert sich für selbst gebaute Elektronik – so ist der Amateurfunk vor allem ein technisches Hobby, bei dem der Weg das Ziel ist: Funkamateure können mit geringem Aufwand alles selber bauen, und oft reicht eine improvisierte Antenne aus, um elektromagnetische Signale zu senden und zu empfangen. Auch in Zeiten von Handys und Internet sind Funkamateure keineswegs ausgestorben: Weltweit gibt es etwa 2,6 Millionen von ihnen und rund 70 000 in Deutschland.

Im Gegensatz zu den CB-Funkern, die nur typengerechte Geräte mit Zulassung der Bundesnetzagentur verwenden dürfen, können Funkamateure mit Geräten Marke Eigenbau arbeiten, eine kommerzielle Nutzung ist ihnen jedoch nicht erlaubt. Amateurfunk ist ein Funkdienst, der gleichberechtigt neben anderen steht, wie dem See- und Flugfunkdienst. Er unterliegt besonderen Bedingungen und erfährt den Schutz des Frequenzraums, der ihm zugeteilt ist.

Jede Woche eine Sendung

Für ihren Austausch haben Amateurfunker sogar ein eigenes Radioprogramm erstellt, das die Schwerpunkte Amateurfunk und Technik hat. Unter dem Motto „Von Funkamateuren für Funkamateure“ sendet der Deutsche Amateur-Radio-Club (Darc) jede Woche auf Kurzwelle die Sendung Radio Darc. Am Sonntag, 15. November, ist die dreihundertste Folge über die Antennen gegangen, und das Radioprogramm feiert mittlerweile sein fünfjähriges Jubiläum.

Darc ist die unabhängige Vertretung der behördlich geprüften Funkamateure in Deutschland, mit Sitz in Baunatal in Hessen. Die knapp 24 000 Mitglieder in Deutschland sind berechtigt, weltweit Funkverkehr zu betreiben. Für das spezielle Radioprogramm sind vier Leute zuständig, in dem zum Beispiel auch das Funkwetter für die Frequenzen durchgegeben wird. Radio Darc wird in 44 Ländern weltweit gehört, zum Beispiel in Indien, Japan und Australien. Durch die Übernahmen von 22 Bürger-Radios kann Radio Darc mittlerweile mehr als zehn Millionen Menschen auf UKW und per DAB+, der digitalen Verbreitung von Audiosignalen über Antenne, erreichen.

Prüfung bei der Bundesnetzagentur abgelegt

Die in Bremen organisierten Funkamateure sind mit rund 200 Mitgliedern vertreten, verteilt auf drei Ortsverbände. „Alle Teilnehmer haben eine einjährige Ausbildung bei der Bundesnetzagentur durchlaufen und danach bei der Bundesnetzagentur eine fachliche Prüfung abgelegt. Und nach Zuteilung eines persönlichen Rufzeichen dürfen sie den Funkbetrieb aufnehmen“, sagt Wilfried Geisler, Vorsitzender der Funkamateure im Ortsverband Bremen des Darc. Er lebt in Kirchhuchting und ist seit fast 50 Jahren als geprüfter Funkamateur auf den kurzen und ultrakurzen Wellen unterwegs.

In Corona-Zeiten sind die Treffen im Vereinslokal des Bremer Rudervereins seit Anfang März ausgesetzt, dafür gibt es allerdings einmal im Monat ein Treffen im Internet. „Im Laufe der Jahre sind wir äußerst bunt geworden“, sagt Wilfried Geisler, „unsere Aktivitäten reichen von der Hauptbeschäftigung, dem Kommunizieren, über Basteln, Radio- und Fernsehaktivitäten bis zum Schreiben von Programmen für Funkamateure.“

Darc kann humanitäre Hilfe leisten

Der Darc kann aber auch humanitäre Hilfe leisten. Die Funkamateure sind in der Lage bei Erdbeben oder Schneekatastrophen mit ihren jederzeit betriebsbereiten Geräten die ersten Funkverbindungen zu erstellen und damit ein zum Teil zerstörtes öffentliches Fernsprechnetz ersetzen.

„Seit zwei Jahren haben wir auch eine Relaisfunkstelle auf einem geostationären Satelliten“, sagt Geisler, „damit können wir auf ultrakurzen Wellen Funkverkehr zum Beispiel nach Südamerika oder an den Polkappen betreiben.“ Die zweite Form des Amateurfunkdienstes wird mit Relaisstationen an Bord von selbst gebauten Amateurfunksatelliten betrieben. Im Oktober 2018 fand zum Beispiel ein Schul-Funkkontakt mit Alexander Gerst auf der internationalen Raumstation ISS statt.

Die Freude am Machen

„Viele haben Spaß am Selberbauen und können ihre Fertigkeiten und Kenntnisse erheblich erweitern, wenn sie elektronische Geräte basteln“, sagt Wilfried Geisler, „und trotz der rasanten Verbreitung von Handys ist das Funken immer noch sehr aktuell.“

Die Nachfrage sei auch unter jüngeren Leuten groß, nicht zuletzt, weil Funkamateure sich mehr und mehr auch an Raumfahrtprojekten beteiligen, so Wilfried Geisler. „Mittlerweile wurden einhundert Satelliten in eine Umlaufbahn um die Erde geschossen.“

Auch das Internet werde von den Funkamateuren eingebunden, indem zum Beispiel Relais in Deutschland miteinander verknüpft werden. „Das schafft auf UKW-Wellen größere Reichweiten“, sagt Wilfried Geisler.

Generell bietet der Amateurfunk Möglichkeiten, auf der ganzen Welt Freundschaften zu schließen und dient damit auch der Völkerverständigung. Und das ist ein Thema, das schließlich immer aktuell ist.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zu Radio Darc finden sich im Internet unter www.darc.de/nachrichten/radio-darc. Zu hören sind die Sendungen von Radio DARC in Bremen und umzu sonntags ab 11 Uhr ME(S)Z auf Kurzwelle 6070 kHz , ab 17 Uhr ME(S)Z auf UKW 92,5 MHz via Radio Weser.TV und zeitgleich ab 17 Uhr auf DAB+ ebenfalls via Radio Weser.TV.

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