
„Meine Freunde habe ich seit Corona nicht mehr gesehen, das belastet mich psychisch“, sagt Helena Merebashvili. Die 16-Jährige besuchte vor Ausbruch der Pandemie regelmäßig ihre Freunde in Flensburg und Hamburg – das ist aufgrund der aktuellen Corona-Maßnahmen nun nicht mehr möglich. Zurzeit besucht die Schülerin etwa viermal die Woche das Jugendhaus Tenever, vor der Pandemie war sie teilweise an sechs Tagen wöchentlich in der Einrichtung. „Das Jugendhaus ist für mich wie ein zweites Zuhause“, sagt die Schülerin, auch wenn es dort zurzeit – wie überall – Einschränkungen gibt.
Das Jugendhaus Tenever ist eine Einrichtung von Petri und Eichen, Diakonische Kinder- und Jugendhilfe Bremen. Da die Jugendhilfe als systemrelevant eingestuft wird, dürfen die Jugendhäuser unter bestimmten Hygienevorschriften und mit weitaus weniger Besuchern als normalerweise geöffnet bleiben. „Die Behörde will, dass wir öffnen und wir wollen das auch“, sagt Zara Tolan. Sie übernimmt die Fachbereichsleitung für die Jugendförderung bei Petri und Eichen. Die Öffnung der Jugendhäuser sei sehr wichtig für die Jugendlichen, weil während des Lockdowns alle anderen Freizeitaktivitäten wegfielen. „Wenn wir geschlossen hätten, wären die Jugendlichen in Cliquen draußen“, ist die Fachbereichsleiterin überzeugt. Die Jugendeinrichtung ermögliche es, die Jungen und Mädchen aufzufangen und sie vor allem auf die Hygienevorschriften aufmerksam zu machen, so Tolan.
Mitarbeiterin Jessica Ellendt betont, es sei wichtig den Kontakt zu den Jugendlichen auch während des Lockdowns aufrecht zu erhalten. Das Jugendhaus ermöglicht das über die sozialen Netzwerke Instagram und Facebook. Außerdem bietet das Haus Telefonzeiten an, die die Jungen und Mädchen auch über den Messenger-Dienst Signal nutzen und so mit den Betreuern chatten können. Die Mitarbeiterin bestätigt: „Das Haus ist für die Jugendlichen wie ein zweites Zuhause.“
„Nicht jeder hat die Möglichkeit mit irgendwelchen Leuten zu reden“, sagt Schülerin Helena Merebashvili. Neben den Telefonzeiten kann sie mit den Betreuern direkt im Haus ins Gespräch kommen, und mit anderen Besuchern, wenn auch in abgeschwächter Form. Außerdem seien die Betreuer ihr eine große Unterstützung, sowohl in Schulfragen als auch in privaten Angelegenheiten. Seit des ersten Lockdowns sei die Nachfrage zur Hilfe bei Schulaufgaben sehr gestiegen, berichtet Mitarbeiterin Ellendt. Auch die Abschlussprüfungen seien bei den Jugendlichen ein großes Thema. Im Jugendhaus bekommen die Schüler von den Betreuern eine Eins-zu- eins-Nachhilfe zur Unterstützung bei Hausaufgaben und der Vorbereitung von Arbeiten. Auch die Schülerin Merebashvili nimmt dieses Angebot dankend an. „Das ist eine große Unterstützung für mich“, sagt sie.
Wenn Merebashvili nicht im Jugendhaus ist, verbringt sie ihre Zeit zu Hause in ihrem Zimmer. „Man kann sich vorstellen, dass ich die ganze Zeit am Handy bin“, gibt sie zu. Vor Ausbruch der Pandemie war die 16-Jährige viel mit ihren Freunden draußen unterwegs. Auch Jason Meinken trifft sich am liebsten mit seinen Freunden oder verbringt seine Zeit im Jugendhaus. „Es ist schön, dass ich während der Coronazeit ins Jugendhaus gehen kann, aber es ist anders als sonst“, sagt er. Normalerweise bietet die Jugendeinrichtung ein gemeinsames Kochen an, das habe ihm immer sehr viel Spaß gemacht. Jetzt gibt es Essenstüten, die sich die Jugendlichen abholen können. Darin enthalten sind die notwendigen Lebensmittel für meist vier Portionen und ein Rezept. Für die Rezepte können die Jungen und Mädchen über die Instagram-Seite abstimmen oder selber Vorschläge machen. „Zu Hause kocht man dann alleine und schickt dem Jugendhaus ein Bild von dem gekochten Essen“, erklärt er.
Mit seinen Freunden trifft sich der 14-jährige Schüler weiterhin, allerdings auf Abstand und ausschließlich draußen zum Spazieren. „Das ist ein bisschen blöd, aber es ist wichtig, dass es auf Abstand ist“, sagt Meinken. Trotzdem fehle es ihm, seine Freunde auch mal zu umarmen. Wenn er nicht im Jugendhaus ist, schaut sich der Jugendliche gerne Videos auf Youtube an, geht mit seinem Hund spazieren und verbringt Zeit mit seiner Familie. Gemeinsam gehen sie spazieren oder spielen Brettspiele. Vor Ausbruch der Pandemie sind sie oft schwimmen gegangen oder waren in Freizeitparks. „Das fehlt mir“, gibt der Schüler zu. „Ich bin schon genervt von Corona, aber ansonsten geht es mir gut.“
Justin Wirsig verbringt ebenfalls viel Zeit im Jugendhaus, trifft sich seit Ausbruch der Pandemie jedoch nicht mit seinen Freunden. „Es ist psychisch sehr anstrengend die Pandemie auszuhalten“, sagt der 17-Jährige. Wenn er nicht im Jugendhaus ist, langweile er sich zu Hause. Ansonsten schaut der Schüler gerne Serien. Der Distanzunterricht sei bedrückend für ihn. Wenn er Fragen in der Schule habe, könne er diese direkt stellen, online dauere alles etwas länger und funktioniere nicht so gut, erklärt er.
Im Jugendhaus sei die Stimmung auch eine andere. Vor Corona wären teilweise 30 bis 40 Leute zu Besuch gewesen, jetzt seien es nur noch um die fünf Personen, sagt er. Wenn es im Jugendhaus zu voll ist, dann müsse man auch wieder gehen oder alternativ draußen warten. Ansonsten sei es vor allem ganz schön leise in der Jugendeinrichtung. „Zu leise“, sagt der 17-Jährige. Das sei sehr ungewohnt. Mit seinen Freunden unterwegs zu sein, fehle ihm schon sehr. Außerdem sagt er: „Ich würde gerne mal wieder gut essen gehen.“
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