Die Zahl der Straftaten im Bremer Hauptbahnhof ist im ersten Halbjahr 2025 gegenüber den ersten sechs Monaten des Vorjahres zurückgegangen. Um sieben Prozent bei den Gewaltdelikten, um acht bei den Eigentumsdelikten. Was Michael Schuol, Präsident der Bundespolizeidirektion Hannover, einerseits als Bestätigung dafür betrachtet, die Präsenz der Bundespolizei im Bahnhof deutlich aufzustocken. Ihm andererseits aber keinerlei Anlass für Entwarnung bietet. Zur Beurteilung der Situation könne man nicht nur auf Zahlen abheben, betont Schuol im Gespräch mit dem WESER-KURIER. Es gehe auch um die Art und Intensität der Straftaten. Und die bereite weiterhin Sorge.
Die Entwicklung der Straftaten im Bremer Hauptbahnhof ist seit Längerem Thema innerhalb der Bundespolizeidirektion Hannover, in deren Zuständigkeit die Hauptbahnhöfe in Hannover, Hamburg und Bremen fallen. „Das ist schon einer der Hotspots“, sagt Schuol. Nicht von ungefähr habe man deshalb hier zuletzt einiges an Personal investiert, um Präsenz zu zeigen. „Wir wollen den Leuten ein gutes Gefühl geben und versuchen, die Lage zu kontrollieren.“
Dass die Zahl der Straftaten im ersten Halbjahr 2025 rückläufig ist, sei natürlich zu begrüßen, sagt auch Schuol. „Im Verhältnis zu den Reisenden ist sie aber immer noch hoch.“ Von Januar bis Ende Juni wurden im Bremer Hauptbahnhof 829 Eigentumsdelikten registriert, über 700 davon waren Ladendiebstähle. Dazu kamen 156 angezeigte Gewalttaten bis Ende Juni.
Im Vergleich steht Bremen damit aktuell sogar besser da als Hamburg und Hannover. Doch auch diese Statistik ist mit Vorsicht zu genießen. Denn in Bremen sind deutlich weniger Reisende unterwegs als in Hannover und Hamburg. Laut Bundespolizei sind es in Bremen im Schnitt täglich etwa 145.000, in Hannover rund 260.000 und etwa 550.000 in Hamburg.
Schuol geht es aber ohnehin nicht um Zahlen. „Ja, die sind rückläufig, aber zufrieden sein können wir deshalb nicht“, sagt er. Die bloßen Zahlen würden nämlich nichts über die Art der Straftaten und deren Intensität aussagen. Wie wird Widerstand gegen Polizeibeamte geleistet? Wie werden Zugbegleiter angegangen? Wie schnell eskaliert die Situation? „Zu fragen ist, wie oft wir inzwischen die Pistole zücken oder Reizgas einsetzen müssen.“
Bei den entsprechenden Kontrollen im Bremer Hauptbahnhof würden aktuell im Schnitt zehn Messer pro Monat gefunden, darunter immer wieder auch Macheten. Diesem Trend gelte es entgegenzuwirken. Die Bremer Innenbehörde und die Bundespolizei versuchen dies unter anderem mit mehr Kontrollen, im Bereich um den Bahnhof ermöglicht durch Waffenverbotszonen, im Hauptbahnhof selbst durch entsprechende Allgemeinverfügungen.
Ein wichtiger Baustein in Sachen Sicherheit sei die Zusammenarbeit mit der Polizei Bremen, sichtbar vor allem durch die eingeführten „Quattro-Streifen“ – gemeinsame Vierer-Teams bestehend aus Bundespolizei, Landespolizei, Ordnungsamt und Sicherheitsdienst der Deutschen Bahn. Diese Streifen erzielen allein durch ihr Auftreten Wirkung bei der kriminellen Klientel, ist sich Schuol sicher. „Wo die auftauchen, verschwinden die Leute.“
Doch der eigentliche Mehrwert dieser Zusammenarbeit sei die Abstimmung untereinander, erläutert der Direktionspräsident. „Was läuft draußen, was machen wir drinnen?“ Man habe durch die Sicherheitskooperation ein gemeinsames Lagebild und könne auf diese Weise abgestimmt Schwerpunkte setzen. Und nicht zuletzt gehörten damit auch die mit der Frage nach der Zuständigkeit verbundenen Probleme der Vergangenheit an.

Die Bundespolizei setzt im Bremer Hauptbahnhof seit einiger Zeit auf verstärkte Präsenz.
Auch Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) ist vom Erfolg der im Juni 2024 gestarteten „Sicherheitskooperation Bremer Hauptbahnhof“ überzeugt. Die Viererstreifen sorgten für einen Rückgang der Kriminalität, zeigten präventive Wirkung und steigerten das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger, sagte Mäurer am Donnerstag im Anschluss an ein gemeinsames Treffen mit der Schuol in Bremen.
„Die Zahlen sprechen eine klare Sprache", hob Mäurer hervor. "Unser konsequenter Ansatz mit verstärkter Polizeipräsenz, gezielten Schwerpunkteinsätzen und der Quattro-Streife zeigt deutliche Erfolge.“ Und dies nicht nur im Hauptbahnhof, sondern auch in dessen Umfeld. Auch die Landespolizei vermeldet einen Rückgang der registrierten Straftaten – im zweiten Quartal dieses Jahres gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent. Keine Frage daher, dass die Kooperation mit der Bundespolizei fortgesetzt wird. Mäurer: „Wir werden diese erfolgreiche Arbeit fortsetzen und bei Bedarf weitere Maßnahmen ergreifen, um das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger sowie der Reisenden weiter zu stärken.“