„So weit sind wir noch nicht.“ Das war wohl die häufigste Antwort im Sitzungssaal des Ortsamtes Osterholz. Es ging um das geplante Fahrradquartier Ellener Hof, das nach einbem ähnlichen Vorhaben in der Bremer Neustadt als zweites derartiges Projekt in der Hansestadt durch Mittel des Bundesverkehrsministeriums gefördert wird. Bedingung für diese Förderung ist Ausbau und Vernetzung der Radwege auf den zehn Hektar großen Geländes innerhalb der kommenden zweieinhalb Jahre.
Bis dahin sollen auch rund 500 Wohneinheiten sowie weitergehende Verbindungen in dien Stadtteil realisiert sein. Zu den Planungen gehört auch das Studierendenwohnheim, das im März 2020 bezugsfertig sein soll. Unmittelbar davor ist eine zentrale Anlaufstation für den Lieferverkehr in das Quartier vorgesehen. Ebenfalls im März 2020 soll das alte Bruderhaus zur Fahrradstation umgebaut sein. Hier sollen dann E-Bikes, Dreiräder und Lastenräder ausgeliehen und im Bedarfsfall repariert werden können. Ab 2021 soll dann ein weitergehendes Fahrradwegekonzept über das Areal des Ellener Hofes hinaus nach Möglichkeit auch schon umgesetzt sein.
Der Ausschuss für Bau, Verkehr, Umwelt und Stadtteilentwicklung des Beirats Osterholz hatte als letzte Amtshandlung der jetzt bendeten Legislaturperiode zu diesem ganzen Themenkomplex Vertreter des Ingenieurbüros Plan-Werkstadt, des Amtes für Straßen und Verkehr (ASV) sowie des Senators für Umwelt, Bau und Verkehr eingeladen.
Nur das Logo ist schon fertig
Ausgangspunkt der Diskussionen ist eine Karte. Sie zeigt unter anderem mögliche neue Radwege im und um das Gelände des Ellener Hofes herum – Betonung auf „möglich“. Denn verbindliche Informationen vermögen die Fachleute aktuell nicht zu geben. Es handle sich um erste Planungen, nicht um abschließende, heißt es. Stefan Kunold, Quartiersmanager von Blockdiek, will zum Beispiel wissen, ob der angedeutete Fahrradweg zur Düsseldorfer Straße bis zur Bezirkssportanlage führt – ist denkbar. Beiratssprecher Wolfgang Haase (SPD) fragt nach, ob es künftig Radwege an der Ludwig-Roselius-Allee für beide Richtungen gibt oder ob der Rechtsverkehr bleibt – ist noch offen.
Über Elektro-Ladestationen für E-Autos der 500 Wohneinheiten auf dem Ellener Hof konnten die Verkehrsplaner immerhin die Auskunft geben, das im Parkhaus am Eingang Stationen entstehen sollen. Angaben über Systeme und Anzahl gibt es aber noch nicht. Auch Auskünfte zu Bauabschnitten und Zeitplanungen, um neue Fahrradquerungen an der Straßenbahnhaltestelle einzurichten, gab es nicht. Nur soviel: Falls Sperrungen des Straßen- und Straßenbahnverkehrs notwendig werden, sollte das an Wochenenden stattfinden. Fertiggestellt ist hingegen das Logo des künftigen Fahrradquartiers. Es wurde an alle Sitzungsteilnehmer in Form von weißen Fahrradsattelbezügen verteilt, auf die es aufgedruckt war.
Innerhalb des Ellener Hofes ist im Kern ein verkehrsberuhigter Bereich ohne Bordsteine vorgesehen, auch als Spielstraße bekannt. Hier haben Autos zwar keinen Vorrang gegenüber Radfahrern und Fußgängern, allerdings sind diese Verkehrsteilnehmer laut Straßenverkehrsordnung angehalten, den Fahrzeugverkehr nicht unnötig zu behindern. Im ersten Straßenkreisel ist dagegen eine einfache Tempo-30-Zone geplant, in dem der Autoverkehr trotz der Geschwindigkeitsbegrenzung nach wie vor Vorrang genießt.
Die Osterholzer Ortspolitiker in dem Ausschuss regen daher an, an Stelle einer Tempo-30 Zone besser eine 20er-Zone einzurichten, einen sogenannten verkehrsberuhigten Geschäftsbereich, wie er vor allem in historischen Innenstädten anzutreffen ist. Zwar sind darin alle Regelungen ähnlich einer Tempo-30-Zone, aber die nochmals gesenkte Geschwindigkeit macht das Nebeneinander von Radfahrern, Fußgängern und mobilitätseingeschränkten Personen mit Rollstühlen oder Rollatoren aus Sicht der Ausschussmitglieder einfacher. Die geladenen Vertreter der Ämter finden diesen Vorschlag allerdings eher ungewöhnlich. In ihrer ersten Reaktion in der Sitzung erklärten sie sich darum sicherheitshalber für nicht zuständig.