Rot gesehen haben in der Parkallee in der Vergangenheit schon sowohl die einen als auch die anderen: Autofahrer, die sich von Radfahrern in ihrem schnellen Vorwärtsdrang behindert sahen genauso wie Radfahrer, die sich von ersteren nicht drängeln lassen wollten. Nun ist die Sache für alle rot auf asphaltschwarz zu erkennen: In der Parkallee haben Fahrräder Vorfahrt. Letzte Markierungen sind noch zu erledigen, aber das sind nur noch Kleinigkeiten. Deshalb gab Verkehrssenator Joachim Lohse (Grüne) die neu gefärbte Strecke zwischen Hohenlohestraße und Am Stern am Dienstag offiziell frei.
„Die Strecke ist ein zentrales Element der Premiumroute zwischen der Innenstadt und der Universität“, sagte Lohse. „Durch die neue Farbe haben wir hier ein Beispiel eines sich selbst erklärenden Verkehrsraums.“ Jeder könne schnell erkennen: Fahrradfahrer haben ein Heimspiel. Rund 7000 pro Tag strampeln hier zu Spitzenzeiten auf dem Weg zwischen Innenstadt und Universität vorbei.
Nun haben sie drei Meter Platz auf jeder Seite, große Piktogramme weisen zusätzlich auf die Fahrrad-Vorfahrt hin – die Parkallee ist damit die erste Fahrradstraße Bremens, die durch die neue Farbe des Belags komplett als solche gekennzeichnet ist. „Es fährt sich sehr gut darauf“, sagte der Senator nach einer kurzen Testfahrt. Martin Stellmann vom Amt für Straßen und Verkehr schätzt, dass die neue Farbe bis zu zehn Jahre halten wird. „Der Sinn der Sache ist, dass sich Autofahrer hier fremd fühlen und entsprechend vorsichtig fahren.“ Für sie gilt Höchsttempo 30.
Die neue Markierung ist das Ende eines monatelangen Hin- und Hers und vielen, vielen Diskussionen. Im Beirat, in der Verkehrsdeputation ebenso, nicht zuletzt auch unter den Anwohnern. Sie vor allem fürchteten um den Verlust ihrer Parkplätze. Nun „haben wir eine Lösung gefunden, mit der alle gut leben können“, sagte Lohse. Statt einzelnen Parkbuchten gibt es nun einen Parkstreifen, getrennt von der Fahrbahn durch eine weiße Linie.
"Ein wichtiger Schritt"
„Umgesetzt wie gewünscht“, sagt Karin Matthes, Leiterin des Schwachhauser Ortsamts. In den ehemaligen Buchten sind teilweise schon neue Radbügel installiert, außerdem sollen sie begrünt werden. Matthes: „Das wird zurzeit vorbereitet. Die Flächen sind schon entsiegelt, die Bordsteine angepasst.“ Unklar ist aber noch, wie die Bepflanzung genau aussehen wird, ob zum Beispiel Anwohner Patenschaften übernehmen können.
Auch Sven Eckert, Geschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs, ist froh, dass es nun diesen Kompromiss gibt, in dem am Ende beide Seiten, also Rad- wie Autofahrer-Fraktion, Abstriche bei ihren Forderungen machten. „Der Zustand der Parkallee vorher war sicherheitsrelevant, viele Fahrradfahrer haben sich sehr unwohl gefühlt“, sagt Eckert. „Diese Maßnahme ist ein wichtiger Schritt, um den Radverkehr in Bremen weiter voranzubringen.“
Auch an anderen Stellen, zum Beispiel in der auch als Fahrradstraße ausgewiesenen Humboldtstraße, wünsche er sich deutlichere Markierungen. BUND-Geschäftsführer Martin Rode hält die rote Strecke für sinnvoll, um Autofahrer auf die vorrangigen Rechte der Radler an dieser Stelle aufmerksam zu machen.
Nach dem Beispiel der Parkallee sollen noch in diesem Jahr weitere Maßnahmen für den Radverkehr umgesetzt werden. Unter anderem das Fahrradmodellquartier in der Neustadt wird fertig, auch der Ellener Hof soll in ein bis zwei Jahren soweit sein. Und Noch-Senator Lohse ist sicher: „Ich bin überzeugt, dass wir die Radbrücken über die Weser in Mahndorf und vom Rot-Kreuz-Krankenhaus zum Osterdeich in der kommenden Legislaturperiode sehen werden.“