Alis Majo ist genervt. Er ist auf dem Weg von Delmenhorst nach Bremen, um als Maler die nächste Baustelle abzuarbeiten. Der Weg dahin gleicht für ihn einer Tortur. "Es ist im Moment wirklich schlimm", sagt Majo, während er neues Benzin an der Tankstelle an der B 75 in sein Auto tankt. Gerade kommt er aus dem Stau im Einfädelungsbereich vor der neuen B75-Baustelle, die sich von der Anschlussstelle Stickgras bis zur Bremer Landesgrenze erstreckt. Gleich geht es für ihn weiter nach Bremen. Dafür muss er die Weser via Stephanibrücke überqueren, auf der ebenfalls gearbeitet wird (wir berichteten).
Langer Rückstau im Berufsverkehr
Wer am Montagmorgen zur Stoßzeit im Berufsverkehr von der A 28 auf die B 75 in Richtung Bremen fahren wollte, musste durchaus Geduld mitbringen und hätte sich die Fußballplätze des Delmenhorster Turnerbunds aufgrund des Staus im Autobahndreieck zwischenzeitlich in Ruhe aus der Entfernung anschauen können – der Rückstau vor der Reduzierung von zwei Fahrstreifen auf eine war zur Stoßzeit zwischen 6.30 und 8 Uhr mehrere hundert Meter lang, ehe dieser sich ab 9 Uhr vollständig auflöste.
An der Tankstelle steht Bernd Berding eine Zapfsäule neben Majo. Er kommt aus Oldenburg und ist ebenfalls aus beruflichen Gründen an diesem Morgen auf dem Weg in die Hansestadt. "Im Autobahndreieck Delmenhorst habe ich mir den Rückstau sogar noch schlimmer vorgestellt", sagt er. Auch Kirsten Wahl, Fachbereichsleitung Straßenbau bei der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, ist froh, dass das große Chaos in den ersten Tagen der Arbeiten ausgeblieben ist. Bis auf die Stoßzeiten rollt der Verkehr flüssig, wie auch Daten der Google-Echtzeitmessung, die unsere Redaktion in den vergangenen Tagen zu verschiedenen Uhrzeiten mehrfach aufgerufen hat, zeigen. "Wir sind selbst überrascht, dass es bisher so wenig Probleme gibt", sagt Wahl.

Keine Staus nach dem Berufsverkehr: Wer nicht zu den Stoßzeiten fährt, kommt auf der B 75 trotz Baustelle in diesen Tagen gut durch.
Möglich aber, dass sich das in den kommenden Wochen noch mal verschärft. Normalerweise fahren nach Behördenangaben täglich rund 32.000 Verkehrsteilnehmer auf der B 75. Die Daten stammen aus dem Corona-Jahr 2021 – 2015 waren es 42.800 Verkehrsteilnehmer. Aktuelle Daten liegen nicht vor, aber aufgrund der seit Wochen anhaltenden Arbeiten auf der B 6 im Bereich Stephanibrücke in Bremen mögen sich viele Verkehrsteilnehmer derzeit längst Ausweichrouten gesucht haben, um das Chaos zu umgehen. Zu denen zählt die A 1, auf der es vor allem vormittags in Richtung Bremen und nachmittags in Richtung Stuhr zu massiven Verkehrsbehinderungen kommt. Dort wird die Weserbrücke aufwendig saniert (wir berichteten).
Aufgrund der vielen Baustellen auf den wichtigen Pendlerrouten sitzt der Frust bei den Autofahrern tief. Wer morgens nach Bremen über die Weser will, muss durch die Arbeiten auf B 75 und B 6 laut Google-Echtzeitmessung mit Verzögerungen von über 30 Minuten rechnen. Im Feierabendabendverkehr aus Richtung Bremen kommend waren es in den vergangenen Tagen meist 15 Minuten. Der Ganderkeseer Sinan Cokyakar pendelt täglich. Er sagt: "Man hat gar keine Lust mehr, nach Bremen zu fahren, überall sind zeitgleich Baustellen." Und weiter: "Wieso wird an diesen Baustellen nicht Tag und Nacht gearbeitet?" Auch Majo ist verwundert und kritisiert die Behörden für die Planung. Er habe zwar Verständnis für die Sanierungen, man hätte das aber besser koordinieren können, meint er.