Die „Huchtinger-Initiative“ tritt wieder auf den Plan: Die Gegner der Linienverlängerung konfrontieren das Verkehrsressort ein weiteres Mal mit einer Analyse des Kosten-Nutzen-Verhältnisses der Linie 1, die in ihrem Auftrag vom Osnabrücker Wirtschaftsgeografen Jürgen Deiters erstellt worden ist. Fazit: Weil im Laufe der Planungszeit die Kosten „ortsfester Infrastruktur“ gestiegen seien, sei die „Förderfähigkeit dieses Projektes durch den Bund nicht mehr gegeben und die Finanzierung keineswegs gesichert“.
Der emeritierte Professor kommt zu dem Schluss, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Verlängerung der Linie 1 von der jetzigen Endhaltestelle am Roland-Center bis nach Mittelshuchting einen Quotienten von nur noch 0,84 erreiche. Im sogenannten standardisierten Bewertungsverfahren gilt der Wert von 1,0 als Grenze der Förderungswürdigkeit. Das Verkehrsressort hatte im Jahr 2017 einen Wert von 1,38 zugrunde gelegt.
Am Donnerstag hatte Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) der Deputation noch zur Kenntnis gegeben, dass der Senat eine „Vereinbarung zur Realisierung der Verlängerung der Linie 1 und der Linie 8 im Streckenabschnitt III“, in Huchting, mit den am Projekt Beteiligten getroffen habe. Gleichzeitig war das Gutachten eingegangen. Gunnar Polzin, Abteilungsleiter im Ressort, sagte tags darauf, dass man inhaltlich noch nicht dazu Stellung nehmen könne. „Entscheidend ist die Bewertung durch das Bundesverkehrsministerium“, was die Förderung betreffe. „Dem Bund ist klar, dass die Kosten steigen. Es ist noch nie die Förderung eines Verfahrens eingestellt worden, weil es sich verzögert hat.“ Das Projekt ist von je her im Stadtteil umstritten.
Strecke soll 2024 in Betrieb gehen
Für den Ausbau der Linien 1 und 8 besteht seit Dezember 2019 Baurecht. Die Strecke der Linie 1 soll im Jahr 2024 in Betrieb gehen. Der Senat hatte Mitte Juni die Finanzierung des Linie-1-Ausbaus beschlossen. Demnach zahlt Bremen etwa neun Millionen Euro, hinzu kommen 28 Millionen Euro ÖPNV-Landesmittel des Bundes und voraussichtlich 50 Millionen Euro, die der Bund nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz übernimmt. Die Verkehrsdeputation hatte den Senatsbericht parteiübergreifend begrüßt. „Das Thema ist zu wichtig, um nichts dazu zu sagen. Ich freue mich“, meinte Ralph Saxe (Grüne).
„Auch Huchting freut sich“, glaubt Anja Schiemann (SPD). „Allerdings haben die Huchtinger große Angst vor dem Verlust des Ringbusverkehrs.“ Heiko Strohmann (CDU) verspürte nicht nur Freude, sondern auch Genugtuung, „dass das nicht mehr durch sozialdemokratische Vorort-Abgeordnete und Bürgerinitiativen gestoppt werden kann“, Hartmut Bodeit (ebenfalls CDU) sieht in der Verlängerung der Straßenbahnlinien eine „insgesamt deutliche Verbesserung“.