In fast allen Bundesländern, darunter auch Bremen und Niedersachsen, sinkt die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen, der Scheitelpunkt der Omikron-Welle scheint zunächst überschritten. Zu diesem Befund kommt das Robert Koch-Institut (RKI). Gleichzeitig aber warnen die Bundesbehörde und Wissenschaftler vor einem erneuten Anstieg mit womöglich noch höheren täglichen Infektionszahlen. Grund dafür ist der Subtyp BA.2 der Omikron-Variante – dieser gilt als noch ansteckender.
Corona: Wie verbreitet ist der Omikron-Subtyp BA.2?
BA.2 breitet sich in Deutschland aus. Nach den aktuellsten verfügbaren Daten für die Woche bis zum 13. Februar lag der Anteil in einer Stichprobe positiver Befunde laut RKI bei knapp 24 Prozent. Der Anteil hat stetig zugenommen: von zuvor fünf auf elf und 16 Prozent. Laut Forschern dürfte er inzwischen höher liegen. Wie hoch der Anteil von BA.2 am Infektionsgeschehen im Land Bremen ist, dazu gibt es laut Gesundheitsbehörde noch keine repräsentative Auswertung. "In der Stadt Bremen wurden in Stichproben bislang 15 BA.2-Verdachtsfälle nachgewiesen", sagt Lukas Fuhrmann, Sprecher von Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke). Die Zahl dürfte vermutlich höher liegen; bis vor Kurzem habe es in den Laboren keine Prüfung mehr auf Varianten gegeben. In Niedersachsen wurde BA.2 laut Landesgesundheitsamt ebenfalls nachgewiesen, Zahlen konnte die Behörde nicht nennen. "Der Anteil der Omikron-Variante inklusive Subvarianten an allen untersuchten positiven Proben lag in Niedersachsen zuletzt bei mehr als 99 Prozent", teilt das Amt mit. Mit einem erneuten Anstieg der Infektionen durch BA.2 sei zu rechnen. Modellrechnungen gehen davon aus, dass der Subtyp bis Ende März die dominierende Variante in Deutschland sein könnte. In Dänemark liegt der Anteil bereits bei mehr als 90 Prozent.
Omikron-Subtyp: Ist BA.2 gefährlicher?
"BA.2 hat eine höhere Übertragbarkeit als der bisherige Omikron-Subtyp", sagt der Bremer Virologe Andreas Dotzauer. "Eine gute Nachricht ist: Das klinische Krankheitsbild unterscheidet sich nicht wesentlich vom BA.1-Typ; die Schwere der Krankheit verläuft offenbar nicht heftiger." Dies zeigten Daten aus anderen Ländern. Omikron sei von den Eigenschaften grundsätzlich "weniger fit" als der Vorgänger Delta, der zu schwereren Krankheitsverläufen geführt habe. Das bedeute aber keine Entwarnung: "Die höhere Übertragbarkeit von BA.2 ist der Treibstoff für einen erneuten Anstieg der Infektionen. In Kombination mit dem Verhalten – mehr Kontakte, weniger Schutzmaßnahmen – könnte die Zahl der täglichen Neuinfektionen noch höher ausfallen als zum Höhepunkt der aktuellen Welle." Mehr Infektionen bedeuteten auch mehr schwere Verläufe – zudem steige das Risiko für weitere und potenziell auch gefährlichere Varianten.
Kann man sich erneut anstecken, wenn man bereits mit dem Omikron-Typ BA.1 infiziert war?
Laut Dotzauer ist der Immunschutz bei Omikron nicht stark ausgeprägt. "Das äußert sich in Re-Infektionen. Nach dänischen Daten ist eine Ansteckung mit BA.2 innerhalb der ersten zwei Wochen nach einer Infektion mit BA.1 möglich. Dabei muss man zwischen Geimpften und Ungeimpften unterscheiden, mit etwa 90 Prozent sind vor allem Ungeimpfte betroffen", so Dotzauer. "Wenn man vollständig geimpft ist plus Boosterung, verfügt man über einen guten Immunschutz." In der Stadt Bremen wurden laut Fuhrmann im Dezember 130 Re-Infektionen registriert, im Januar 788 und im Februar 545 – wobei diese vorher mutmaßlich mit Delta infiziert waren.
Subtyp BA.2: Wer ist besonders gefährdet?
Laut RKI kommt Omikron insgesamt zunehmend bei älteren Menschen an: Bei den ab 70-Jährigen steige die Inzidenz. Dies spiegelt sich laut Fuhrmann in Bremen nicht wider: „Über alle Altersgruppen hinweg sinkt die Inzidenz, wir kommen aber auch von einem hohen Niveau.“ Wie sich BA.2 auswirken werde, sei noch nicht absehbar. „Im Moment stellen wir erst einmal keine besorgniserregende Entwicklung fest.“ Die Ständige Impfkommission empfiehlt für ab 70-Jährige einen zweiten Booster, also eine vierte Covid-Impfung. Laut Fuhrmann sind mobile Impfteams verstärkt in Pflegeheimen unterwegs. 3200 Viert-Impfungen wurden seit Anfang Februar in der Stadt Bremen verabreicht.
Was bedeutet Omikron-BA.2 für die anstehenden Lockerungen?
Maßgeblich für Lockerungen ist laut Fuhrmann der Blick in die Kliniken und speziell die Intensivstationen. "Die Lage ist im Moment stabil." Am Freitag sollen laut Senatsbeschluss in der Stadt Bremen die nächsten Lockerungen in Kraft treten, unter anderem gilt dann statt der 2G- wieder die 3G-Regel in Hotels, Gaststätten, Sport- und Kultureinrichtungen.