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Mehr Nachfrage, weniger Spenden Tafeln in Bremen und der Region sind gefordert

Mehr Menschen gehen zu den Tafeln und auch die ersten ukrainischen Flüchtlinge kommen zu den Ausgabestellen. Gleichzeitig erhalten die Tafeln weniger Lebensmittelspenden. Wie ist die Lage in Bremen und umzu?
28.03.2022, 18:36 Uhr
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Tafeln in Bremen und der Region sind gefordert
Von Lucas Brüggemann

Angesichts steigender Lebensmittel- und Energiepreise erfahren die Tafeln in Deutschland derzeit verstärkt Zulauf. In Paderborn, meldet das "Westfalen-Blatt", habe es bis zu 200 Meter lange Schlangen vor der Ausgabestelle gegeben, außerdem habe man an einem Tag mehr als 50 neue Kunden aufgenommen. Zusätzlich kommen inzwischen auch Menschen, die aus der Ukraine geflohen sind, wie der Bayerische Rundfunk berichtet. Die Tafeln seien so gefordert wie nie, doch ausgerechnet in dieser Situation werden weniger Lebensmittel gespendet. Wie sieht es in Bremen und umzu aus?

Wie steht es um den Nachschub?

Die Bremer Tafel sammelt auf ihren täglichen Touren bei rund 160 Geschäften Lebensmittel ein. "Hier stellen wir fest, dass zum einen offenbar vorsichtiger disponiert wird. Zum anderen aber auch große Ketten damit beginnen, den Abverkauf überschüssiger Waren selbst in die Hand zu nehmen", sagt der Vorsitzende der Bremer Tafel, Uwe Schneider. Dies wirke sich nachteilig auf die Mengen aus, die man in Bremen sonst bekommen hätte. "Wir sind in Bremen aber in der glücklichen Situation, in Bremen und umzu zusätzlich viele Produzenten und Zwischenlager großer Konzern zu haben", sagt Schneider. Von dort beziehe die Bremer Tafel ebenfalls überschüssige Waren, die sie ihren Kunden anbieten oder an umliegende Tafeln weiterleiten könne.

Bei den Tafeln in Lilienthal und Osterholz seien Milchprodukte, frische Lebensmittel und Obst und Gemüse knapper geworden, berichten Angelika Meurer-Schaffenberg vom Diakonischen Werk Osterholz und die Vorsitzende der Lilienthaler Tafel, Inga von Ahsen. Viele Produkte vom Deutschen Milchkontor in Zeven seien zur Unterstützung der Menschen an der ukrainischen Grenze gegangen, erklärt von Ahsen. "Wenn es wirklich mal eng wird, helfen uns aber die Bäcker oder Landwirte vor Ort aus", sagt Meurer-Schaffenberg.

Wie viele Kunden kommen zu den Tafeln?

"Wir versorgen in unseren fünf Ausgabestellen bis zu 2500 Kunden, die über ein nur geringes Einkommen verfügen", berichtet Uwe Schneider. Damit erreiche man fast 6000 Menschen in unterschiedlich großen Haushalten. "Die Tendenz ist zurzeit leicht steigend", sagt Schneider. Das Problem liege allerdings nicht bei der steigenden Kundenzahl, sondern bei den geringeren Lebensmittelspenden. In Osterholz versorge man etwa 80 Haushalte, sagt Meurer-Schaffenberg. In Lilienthal seien es knapp 500 Menschen, berichtet Inga von Ahsen – und weiter: "Es ist heftig im Moment." Deswegen plane die Tafel Lilienthal ab April einen zweiten Ausgabetag. In Osterholz und Lilienthal kämen zuletzt verstärkt Menschen, die mit ihrem Verdienst sonst gerade so über die Runden gekommen seien oder Menschen in Kurzarbeit, die nun die steigenden Nebenkosten zu spüren bekämen.

Kommen auch Flüchtlinge aus der Ukraine zu den Tafeln?

Sowohl in Bremen als auch in Lilienthal und Osterholz kommen die ersten Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zu den Ausgabestellen. Schneider weist darauf hin, dass nur Menschen, die sich selbst versorgen müssen und beispielsweise in Gastfamilien leben, bei der Tafel Bremen Lebensmittel erhalten. In Lilienthal seien etwa 80 Personen in Gastfamilien untergebracht. "Um die Gastfamilien zu entlasten, könnten Ukrainer bei der Bürgerstiftung Lilienthal sowie bei den Sozialämtern Grasberg und Worpswede Bezugsscheine für die Tafel erhalten", sagt von Ahsen. In Osterholz bekommen Ukrainer, solange sie noch keine staatlichen Leistungen erhalten, die Lebensmittel umsonst, sagt Meurer-Schaffenberg. 

Wirken sich die gestiegenen Energiekosten auch auf die Tafeln aus?

Uwe Schneider von der Bremer Tafel berichtet, dass die steigenden Kosten auch seine Einrichtung erheblich belasteten, vor allem die Kosten für Kraftstoffe und Energie. Man werde die Kostensteigerungen allerdings nicht an die Kunden weitergegeben. "Das ist ein falsches Signal, wenn die Menschen, denen die Kosten davonlaufen, auch bei der Tafel mehr bezahlen müssten", begründet Schneider.

Von steigenden Kosten berichten auch die Tafeln Osterholz und Lilienthal. In Lilienthal habe man deswegen bereits im März den Obolus, den die Menschen für die Lebensmittel zahlen, erhöht. "Die Kunden hatten dafür Verständnis", sagt von Ahsen. "Wir versuchen, die steigenden Kosten nicht an die Menschen weiterzugeben", sagt hingegen Meurer-Schaffenberg von der Tafel in Osterholz. Die Menschen, die zu ihnen kommen, müssten den Gürtel ohnehin schon enger schnallen, deswegen habe man sich entschieden, den Beitrag nicht zu erhöhen.

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