Neue Vahr. Am Sonnabend zur Schule? Das war einmal. Oder nein, das stimmt nicht ganz. Für einige Schüler geht es auch heutzutage noch am Wochenende zum Unterricht. Die Rede ist von der Thamilalayam Schule Bremen, die jungen Tamilen in der Hansestadt die Sprache und die Kultur ihres Herkunftslandes vermittelt. 20 Jahre besteht der Tamilische Bildungsverein in Bremen mittlerweile – Grund genug, für Sonnabend, 8. Dezember, 15 Uhr, im Bürgerzentrum Neue Vahr in der Berliner Freiheit zu einer Feier einzuladen.
Die Tamilen sind eine Volksgruppe, die insbesondere vom indischen Subkontinent und Sri Lanka stammen. In Sri Lanka herrschte jahrzehntelang ein Bürgerkrieg, aus diesem Grund mussten viele Tamilen ihre Heimat verlassen. In der Thamilalayam Schule in Woltmershausen sollen die Kinder die Muttersprache Tamil in Schrift und Wort, die Geschichte und die Kultur kennenlernen und vertiefen. Sie ist nur eine von zahlreichen tamilischen Schulen in Deutschland. In 130 Schulen mit 1000 ehrenamtlichen Lehrkräften und 60000 Schülern wird am Wochenende zusätzlich zu der Pflichtschule unterrichtet.
Schülerin und später auch Lehrkraft der Bremer Thamilalayam Schule war Shangeetha Chandrapalam aus Arsten. "Die Schule richtet sich an Kinder unserer Herkunft und natürlich an alle, die die tamilische Sprache lernen wollen", sagt die ehemalige Schülerin.
Etwas Geduld und Fleiß muss man allerdings für das Erlernen der Sprache mitbringen. Allein das Alphabet der tamilischen Sprache umfasst 247 Buchstaben. "Tamil ist eine an das Sanskrit – das in Indien verbreitet ist – angelehnte Sprache. Sie ist allerdings eine eigenständige Sprache und hat eine über 2000-jährige Literaturgeschichte", sagt die ehemalige Schülerin und Lehrerin. Die Eltern in der Diaspora, die ihre Kinder auf die Schule schicken, wünschten sich, dass die Muttersprache der Kinder nicht ausstirbt.
Manche der Lehrer und Lehrerinnen seien Menschen, die in Sri Lanka aufgewachsen seien, andere, wie auch Shangeetha Chandrapalam, waren selbst Schülerinnen, bevor sie als Lehrer unterrichteten. Vorbereitet werden die Lehrkräfte in Kursen, die ihnen pädagogische Grundsätze vermitteln.
In Woltmershausen werden derzeit 50 Schülerinnen und Schüler in zwölf Klassen von acht ehrenamtlichen Lehrern unterrichtet. Bis zur zwölften Klasse können die Schüler dort unterrichtet werden. "Am Ende jedes Schuljahres gibt es eine Prüfung, und wenn man die besteht, kommt man ein Schuljahr weiter". Es sei vergleichbar mit dem Abitur in Deutsch nach zwölf Jahren. Die tamilische Sprache könne in Deutschland ansonsten nur in Köln studiert werden, wobei der Abschluss vergleichbar sei.
Neben der Schrift und der Sprache lernen die Kinder auch etwas über die Geschichte und Kultur Sri Lankas. Und genau wie in der Regelschule beginnt der Unterricht für die Kinder mit sechs Jahren. "Es gibt auch eine Art Vorschule für Kinder ab fünf Jahren", sagt Shangeetha Chandrapalam. Der Arbeitsaufwand, neben der normalen Schule auch noch sonnabends drei Stunden Unterricht zu haben, kommt besonders mit zunehmendem Alter der Schüler zum Tragen. "Wenn die Schüler älter werden, wird es schwieriger, die Zeit zum Lernen zu haben", sagt Chandrapalam.
Bei der Feier im Bürgerzentrum Neue Vahr werden auch ehemalige Schüler und Schülerinnen anwesend sein, die ihre Schule weiterhin unterstützen. Ein vielseitiges Kulturprogramm wird den Besuchern geboten. "Es wird Tänze und Auftritte geben, vielleicht ein kleines Theaterstück", sagt Shangeetha Chandrapalam. Daneben werden auch Gedichte vorgetragen. Das Unterhaltungsprogramm werde von den Schülern organisiert. "Eingeladen sind neben Schülern, Lehrern und den Ehemaligen ganz besonders auch alle anderen Menschen, die kommen möchten", sagt Shangeetha Chandrapalam.
Kontakt: K. Chandrapalam, Agnes-HeineckStraße 56, shangeetha4@hotmail.com, Telefon 826295.