Bremer Tatort in seiner bewährten Besetzung ist eigentlich gar nicht aus dem Fernsehprogramm wegzudenken: Schon seit knapp 20 Jahren löst die Schauspielerin Sabine Postel als Hauptkommissarin Inga Lürsen knifflige Mordfälle an der Weser, seit 16 Jahren mit Oliver Mommsen als Nils Stedefreund an ihrer Seite. Doch damit ist in absehbarer Zeit Schluss: Wie Radio Bremen am Dienstag mitteilte, quittiert das Ermittlerduo den Dienst. Allerdings nicht mit sofortiger Wirkung, sondern erst Anfang 2019.
Mit Altersgründen hat das Ausscheiden von Postel ganz offenbar nichts zu tun. Nach 20 Jahren sei die Zeit reif für einen Wechsel, sagt die 62-Jährige. Von einem Wunsch nach „kreativer Veränderung“ spricht auch Annette Strelow, die bei Radio Bremen redaktionell verantwortlich ist für den Bremer Tatort.
Man soll gehen, wenn es am schönsten ist
Ähnlich äußert sich Oliver Mommsen. Im Rückblick auf seine Bremer Tatort-Jahre erklärte der 48-Jährige, jetzt aufzuhören fühle sich gut und richtig an. „Bekanntlich soll man ja gehen, wenn es am schönsten ist, und das ist es gerade definitiv.“
Radio Bremen bedauert den Verlust der beliebten Fernsehkommissare. „Sabine Postel und Oliver Mommsen haben einen grandiosen Job vor der Kamera abgeliefert, und sie haben sich auch immer hinter und neben der Kamera für den Tatort und Radio Bremen eingebracht“, betont Programmdirektor Jan Weyrauch. „Es ist sehr schade, dass wir sie verlieren.“
Kaum weniger euphorisch fällt das Urteil seiner Kollegin Strelow aus: „Mit ihrem Herzblut, Können, Teamgeist und Leidenschaft haben Sabine Postel und Oliver Mommsen Inga Lürsen und Stedefreund zu vertrauten und glaubwürdigen Ermittlern gemacht. Gerne hätten wir noch viele Fälle mit beiden gelöst – die beiden Ermittler sind nicht nur dem Publikum, sondern auch mir ans Herz gewachsen.“
Viel Lob für den Bremer Tatort
Die beiden Schauspieler geben die Blumen zurück. „Der Bremer Tatort hat mir immer viel bedeutet“, sagt Postel. „Deshalb höre ich jetzt mit einem weinenden, aber auch einem lachenden Auge auf.“ Das gute Arbeitsklima lobt auch Mommsen: „Es war eine tolle Zeit, in der wir viel geschafft haben und uns auf hohem Niveau austoben durften.“
Bis zu ihrem Abgang werden Hauptkommissarin Lürsen und ihr kongenialer Kollege Stedefreund gemeinsam noch fünf weitere Fälle lösen. Das nächste Mal schon am 12. März im Tatort „Nachtsicht“, in dem es um junge Männer geht, die nachts einem brutalen Automörder zum Opfer fallen.
Im üblichen Tatort-Rhythmus wird dann noch ein weiterer Bremer Tatort im Herbst dieses Jahres ausgestrahlt. Der ist sogar schon im Kasten, da er parallel mit „Nachtsicht“ im vergangenen Herbst gedreht wurde. Unter dem Arbeitstitel „Frau in Rot“ bekommen es Lürsen und Stedefreund mit einem Mord im Parkhaus zu tun.
Fans können sich auf ein furioses Finale freuen
Für 2018 sind noch zwei weitere Folgen geplant, ehe 2019 der letzte Tatort mit dem Ermittlerduo Lürsen und Mommsen über den Bildschirm flimmert. Speziell für diese Folge können sich die Fans des Bremer Tatorts auf einiges gefasst machen. „Den Abgang der beiden werden wir mit einem furiosen Finale zelebrieren“, verspricht Radio Bremen-Programmdirektor Jan Weyrauch.
Der Trost für die Fans des Bremer Tatorts: Auch ohne Postel und Mommsen wird es weiterhin mörderische Fälle aus Bremen geben. „Unsere Tatorte sind ein Aushängeschild für Radio Bremen“, betont Weyrauch. „Natürlich wird es weitergehen.“ Allerdings ist noch völlig offen, wer dann vor der Kamera stehen wird. Weyrauch: „Wir fangen jetzt an, Ideen für ein neues Team zu entwickeln.“
Über die Ausrichtung des neuen Bremer Tatorts ist noch keine Entscheidung gefallen. „Das hängt von dem Konzept ab, das wir entwickeln“, sagt Weyrauch. „Vielleicht sollten wir vorsorglich schon einmal prüfen lassen, ob Stars wie Sarah Connor und Jan Böhmermann quasi per Geburtsurkunde verpflichtet wären, im Bremer Tatort zu spielen“, witzelt der Programmdirektor.
Über neue Pläne der beiden Schauspieler ist nichts bekannt. Gitta Deutz, die für die Öffentlichkeitsarbeit der beiden Mimen zuständig ist, verweist stattdessen auf laufende Engagements und Verpflichtungen. Postel spielt derzeit in der ARD-Fernsehserie „Die Kanzlei“ eine Rechtsanwältin. Mommsen hat zuletzt in der Vorabendserie „Unter Gaunern“ gespielt.
Der erste Bremer Tatort wurde 1973 gesendet. Dabei blieb es zunächst, erst im Dezember 1997 übernahm Sabine Postel den Part der Chefermittlerin. Seither hat sie in 35 Bremer Tatorten ermittelt, ab 2001 mit Mommsen, der in 30 Folgen auftrat.