Michael Mertmann : Der neue Mieter wird Ende Juni sein Geschäft in der Markthalle am Sedanplatz eröffnen.
Dann werden Sie also im Juli erstmals Miete für die Markthalle bekommen?Das ist fast richtig. Miete werden wir bereits für den Monat Juni erhalten. Die Markthalle ist nämlich jetzt, Ende Mai, an den Mieter übergeben worden.
Und wer mietet die Markthalle – Black.de oder Tedi?Der Mieter heißt Tedi. Erst wollte der Konzern die Markthalle für seine Tochtergesellschaft Black.de nutzen, hat aber letzten Endes sein Konzept für den Standort noch einmal verändert. Jetzt wird aus der Markthalle ein Tedi-Markt.
Warum kommt Tedi erst jetzt, wenn doch schon im Vorjahr der Mietvertrag unterschrieben wurde?Der Verzug hat nichts mit der konzerninternen Umstellung von einem Black.de- auf einen Tedi-Markt zu tun, sondern mit dem Genehmigungsverfahren, um das Konzept des Konzerns in der Markthalle zu realisieren. Es gab mehrere Anforderungen seitens der Stadt beziehungsweise des Bauamtes, die für die Genehmigung erfüllt werden mussten.
Was musste denn neu genehmigt werden – in der Markthalle gab es vorher einen Markt, jetzt gibt es wieder einen?Auch wir hatten uns das genau aus diesem Grund leichter vorgestellt. Die Detailvorschriften haben allerdings noch einmal einen Antrag auf Nutzungsänderung erforderlich gemacht, für den verschiedene Pläne und Dokumente eingereicht werden mussten. Zudem wurden mehrere Gremien mit der Entscheidung betraut. Darum brauchte das Genehmigungsverfahren seine Zeit. Wir haben das Bauamt aber stets als kooperativen Partner wahrgenommen.
Was wird der Konzern denn in der Markthalle verkaufen, das Black.de- oder das Tedi-Sortiment?Es soll eine Mischung aus beiden Produktpaletten geben. Tedi will das klassische Sortiment um Komponenten des Black-de-Angebots erweitern. Darum wird der Markt nicht so aussehen wie ein Black.de-Store, der eher dunkel bis schwarz gehalten ist, sondern wie eine moderne Tedi-Filiale.
Die Vegesacker Beiratsfraktionen lehnen beide Sortimente ab. Für sie haben Billigangebote nichts in einer Eins-a-Lage der Fußgängerzone zu suchen. Und für Sie?Wir haben es an dieser Stelle mit einem Abwägungsprozess zu tun. Auf der einen Seite gibt es Wünsche der Politik, auf der anderen steht das Gebäude seit Jahren leer. Nachdem mehrere Versuche gescheitert waren, die Markthalle zu beleben, mussten wir uns entscheiden: Entweder das Gebäude steht weiter leer, was niemand will – oder wir schaffen ein Angebot, das zwar kein Wunschangebot der lokalen Politik ist, aber zumindest der Fußgängerzone eine zusätzliche Einkaufsmöglichkeit und Kunden bringt.
Wie viele denn?Das wissen wir heute noch nicht. Das Unternehmen hat uns im Vorfeld keine Frequenzanalyse vorgelegt. Tedi ist aber fest davon überzeugt, dass der Standort ein guter Standort ist. Wie viele Kunden letztlich die neue Filiale am Sedanplatz nutzen, werden wir später gemeinsam mit dem Unternehmen feststellen.
Tedi hat in Vegesack momentan zwei Filialen. Wird jetzt eine von ihnen geschlossen, wenn die Markthalle zum Tedi-Markt wird?Darüber ist uns nichts bekannt.
Wie viel Miete wird Tedi für die Markthalle eigentlich zahlen – die 20 Euro pro Quadratmeter, die anfangs galten, gelten doch schon lange nicht mehr?Tedi wird einen Quadratmeterpreis zahlen, der unter zehn Euro liegt.
Übernimmt der Konzern die gesamte Halle oder nur einen Teil?Tedi wird 1050 der 1200 Quadratmeter Verkaufsfläche übernehmen. Und zwar den vorderen Teil des Gebäudes, der zum Marktplatz ausgerichtet ist.
Und was ist mit den übrigen 150 Quadratmetern?Für die sind wir noch auf der Suche nach einem Mieter. Wir glauben, dass sich dieser Bereich gut für ein gastronomisches Konzept eignet – beispielsweise für ein Café, eine Bäckerei oder einen Imbiss.
Wann soll denn das Café, die Bäckerei oder der Imbiss spätestens da sein?Ziel ist es, die verbleibende Fläche noch in diesem Jahr zu vermieten.
Was macht sie so optimistisch, dass das auch klappt?Dass wir bereits in Gesprächen mit mehreren Interessen sind.
Der Mietvertrag wurde für fünf Jahre geschlossen. Welche Überlegungen gibt es für die Zeit danach?Tedi hat die Option, nach den fünf Jahren den Mietvertrag noch einmal um fünf Jahre zu verlängern. Das bringt erst einmal Kontinuität für den Standort. Andererseits werden wir uns Überlegungen der Politik, das Grundstück der Markthalle langfristig neu zu gestalten, nicht verschließen.
Also hätten Sie nichts dagegen, wenn die Markthalle abgerissen würde, damit ein neues und größeres Gebäude entstehen könnte?Wir haben immer gesagt, dass wir solchen Diskussionen offen gegenüberstehen. Am Ende muss ein neues Konzept jedoch für uns wirtschaftlich tragbar sein.
Wie viele Gespräche haben Sie denn bisher über einen neuen Sedanplatz ohne Markthalle geführt?Bisher gab es noch kein Treffen mit der Behörde oder dem Bauamt. Allerdings bekommen wir immer mal wieder Anrufe von Personen, die uns Vorschläge machen, wie das Grundstück umgestaltet werden könnte. Ich denke, dass der Fünf-Jahres-Mietvertrag mit Tedi auch eine Chance für die Stadt sein kann, in diesem Zeitraum über neue Ideen und Lösungen nachzudenken.
Die Fragen stellte Christian Weth.Michael Mertmann (43)
ist seit Anfang vergangenen Jahres im Vorstand der AVW Immobilien AG. Davor arbeitete er über mehrere Jahre für die HSH Nordbank AG. Mertmann ist verheiratet, hat zwei Töchter und wohnt in Hamburg.