Für zehn Orte im Bremer Süden steht schon heute fest, dass dort recht bald vor sensiblen Einrichtungen Tempo 30 gelten wird. Hintergrund ist eine Gesetzesänderung auf Bundesebene. Demnach soll seit Ende 2016 Tempo 30 vor Altenheimen, Krankenhäusern, Kitas und Schulen nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel sein. Bislang musste nachgewiesen werden, dass dort eine besondere Gefahrenlage besteht. Dieser Nachweis entfällt jetzt. Das Amt für Straßen und Verkehr (ASV) hat nun – wie im Hauptteil berichtet – 71 Einrichtungen ausfindig gemacht, vor deren Eingängen noch in diesem Jahr Tempo-30-Strecken angeordnet werden sollen.
Zu diesen Bereichen, die links der Weser als unstrittig gelten, zählen in Huchting die Kita der Gemeinde St. Georg, die etwas rückversetzt an der Kirchhuchtinger Landstraße steht. In Woltmershausen können die Bewohner des Seniorenpflegeheims "Weserhof" an der Hermann-Ritter-Straße damit rechnen, dass Autofahrer künftig nur noch mit maximal 30 Stundenkilometern an ihrer Einrichtung vorbeifahren dürfen. Und in Obervieland können die kleinen "Kirchenmäuse" künftig darauf hoffen, ihre Kita in der Nähe zum Arsterdamm sicherer erreichen oder verlassen zu können.
Tempo 30 in der Neustadt
In der Neustadt sind Tempo-30-Strecken neben der Kita Hohentor an der Langemarckstraße vorgesehen und im Umfeld der Kita "Entdeckerinsel". Auffällig ist, dass besonders viele Einrichtungen entlang des Buntentorsteinweg auf der Liste der Strecken mit Geschwindigkeitsbegrenzung stehen, die ab Herbst nach und nach eingerichtet werden sollen. Darunter befinden sich nicht nur Wohngruppen und Werkstätten für geistig und körperlich beeinträchtigte Menschen, sondern auch die Grundschule am Buntentorsteinweg.
An vielen anderen Stellen ist jedoch noch unklar, ob neue Schilder mit der Aufschrift "30" aufgestellt werden sollen. Allein 26 Einrichtungen im Bremer Süden werden in den kommenden Wochen und Monaten noch von den Fachleuten im ASV eingehend geprüft. Hinderungsgründe könnten untrer anderem sein, dass der öffentliche Nahverkehr übermäßig darunter leiden würde.
Auf der Prüfliste steht unter anderem die Oberschule Leibnizplatz. Am Verkehrsknotenpunkt Leibnizplatz sei die Situation recht unübersichtlich für die Oberschüler, sagt die Neustädter Ortsamtsleiterin Annemarie Czichon. "Da könnte es Sinn machen, zwischen Neustadtswall und Neustadtscontrescarpe Tempo 30 einzuführen", so Czichon. Der Beirat warte nun darauf, dass das ASV nach den Sommerferien Vorschläge unterbreite und gemeinsam mit den Stadtteilpolitiker Lösungen zu den bislang unklaren Einrichtungen erarbeite.
Ampeln genügen nicht
Auf eine Lösung hofft auch Ruth Rauer, Leiterin der Grundschule Kirchhuchting, zu deren Standort ebenfalls noch geprüft werden soll. Allein mit Tempo 30 entlang der Kirchhuchtinger Landstraße sei der Schulweg für ihre Schützlinge nicht unbedingt sicherer, gibt sie zu bedenken. "Den Eltern ist es so oder so zu gefährlich, ihre Kinder den offiziellen Weg an der Hautstraße gehen zu lassen, daher laufen die meisten Jungen und Mädchen über den Alten Dorfweg, der wiederum keinen sicheren Bürgersteig hat", erklärt Rauer. Ein Umbau des Alten Dorfweg sei daher aus ihrer Sicht die sinnvollere Maßnahme. Das Hauptproblem sei außerdem weniger die Geschwindigkeit, sondern Auto- und Lasterfahrer, die rote Ampeln ignorieren oder übersehen. Das gelte für den Übergang direkt vor der Schule, aber auch am Huchtinger Kreisel an der Auffahrt zur B 75.
Dass eine Ampel allein für die Sicherheit nicht garantieren kann, bestätigt auch Stefan Hubig, Leiter des Seniorenwohnheims "Haus Kattenesch" an der Alfred-Faust-Straße. "Unsere Bewohner fühlen sich an der Ampel vor unserem Haus gehetzt und haben Angst vor heranbrausenden Fahrzeugen", schildert er die Situation. Er fände eine Tempo-30-Strecke daher sinnvoll, um den Schwung der Verkehrsteilnehmer insgesamt zu drosseln.