„Make Werbung Great Again“ heißt die Forderung auf 120 Werbeplakaten, die derzeit vielerorts in Bremen hängen. Dazu schaut ein comicartiges Porträt des US-Präsidenten Donald Trump auf die Passanten herunter. Die eigentliche Botschaft des Plakats steht unten: „Nein zu sexistischer Werbung“.
Ins Leben gerufen wurde die Kampagne von der Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frauen (ZGF), die dem Bremer Senat unterstellt ist. In der Stadt hängen die Plakate seit acht Tagen. Studierende der Universität Bremen haben das Motiv entworfen. Das Medienunternehmen Ströer stellt seine von der Stadt gepachteten Werbeflächen für das Projekt kostenlos zur Verfügung.
Im Rahmen eines Kooperationsseminars mit der Ströer-Gruppe hatten sich die Studierenden am Lehrstuhl für innovatives Marketing (LiM) mit Werbung beschäftigt, die Frauen oder Männer auf ihre Sexualität reduziert oder herabwürdigend darstellt. Die Studierenden haben verschiedene Motive entworfen. Für die aktuelle Kampagne entschied sich die ZGF für das Trump-Plakat.
"Bremen ist ein absoluter Vorreiter"
„Die Idee mit Trump hatten wir ganz zum Schluss“, sagt Vanessa Strauch, die gemeinsam mit sechs Kommilitonen mehrere Bildmotive, darunter auch das Trump-Plakat, entwickelt hat. „Wir haben uns gefragt, was denn gerade aktuell ist in Sachen Sexismus – da war schnell klar: der amerikanische Präsident.“
Organisationen wie Pinkstinks, die sich seit Jahren gegen Sexismus in der Werbung einsetzen, ist die Aktion eine lobende Erwähnung in ihrem Newsletter wert. „Bremen ist ein absoluter Vorreiter, was die Positionierung gegen sexistische Werbung angeht“, sagt die Geschäftsführerin von Pinkstinks, Stevie Schmiedel.
Zwar gebe es ähnliche Bestrebungen in Ulm und im Berliner Stadtteil Friedrichshain-Kreuzberg, aber so weitreichende Maßnahmen wie Bremen habe noch niemand ergriffen. Pinkstinks wird ab September 2017 im Auftrag der Bundesfrauenministerkonferenz Daten über sexistische Werbung sammeln und aufbereiten. So soll geklärt werden, ob und in welchem Umfang die Werbung immer noch in den Umlauf gelangt.
Lob von Jan Böhmermann
Zuspruch kam auch vom Bremer TV-Moderator Jan Böhmermann. „Meine Heimatstadt Bremen macht Donald Trump zum Star der stadtweiten Plakatkampagne: „Make Great Again – Nein zur sexistischen Werbung“, schrieb Böhmermann beim Kurznachrichtendienst Twitter.
Es gibt aber auch Kritiker der Aktion. „Jeden morgen auf dem Weg zur Arbeit laufe ich an diesem Plakat vorbei und ärgere mich“, sagt etwa Stefan Quaß, Ortsverbandschef der CDU in Horn-Lehe. Die Aktion sei überflüssig. Bremen habe andere Probleme, als sexistische Werbeplakate. Dass die ZGF ausgerechnet auf Donald Trump als unfreiwilligen Botschafter ihrer Aktion zurückgreife, findet der CDU-Mann geschmacklos.
„Aus dem vergangenen Präsidentschaftswahlkampf haben wir noch gut in Erinnerung, wie geringschätzig sich dieser Wirrkopf in der Vergangenheit über das weibliche Geschlecht geäußert hat“, so Quaß. „Mir fehlt an dieser Stelle beim besten Willen der Humor, über den vom US-Präsidenten abgewandelten Plakatslogan ,Make Werbung great again‘ zu schmunzeln.“
Beschwerdestelle für sexistische Plakate
Elisabeth Motschmann, Bremer Bundestagsabgeordnete der CDU, sieht das anders: „Das Plakat der Studenten verstehe ich als augenzwinkernde Aufforderung an die Werbetreibenden, sich über nackte Haut hinaus kreativere und originellere Werbebotschaften einfallen zu lassen.“ Die Aktion sei in jedem Fall gelungen, „denn schließlich sprechen wir darüber“, so Motschmann. Im April hatte der Bremer Senat Leitlinien verabschiedet, die es ermöglichen, dass sexistische Plakate auf öffentlichen Werbeflächen abgehängt werden müssen. Dazu wurde eine Beschwerdestelle eingerichtet.
Laut Susanne Gieffers von der Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frauen wurden bereits mehrere Fälle gemeldet. So habe es etwa Beschwerden über ein Plakat einer Firma für Fenster und Türen in Bremen-Nord gegeben. Darauf ist eine Frau mit tiefem Ausschnitt vor einem offenen Fenster abgebildet. Darüber steht der Slogan „Neue Fenster sind sexy“.
Die Werbetafel stand auf einem Autoanhänger, der an verschiedenen Straßen in Bremen-Nord geparkt wurde. Das umstrittene Motiv stammt vom Verband Fenster und Fassade in Frankfurt. „Unsere Kritik wurde dort verstanden“, sagt Gieffers. Auch der Verband habe einige Beschwerden bekommen, ähnliche Kampagnen seien dort nicht geplant.
Kampagne wird fortgesetzt
Von der Wichtigkeit der Kampagne gegen sexistische Werbung ist Gieffers überzeugt. „Bremen hat dadurch viel Anerkennung gewonnen“, sagt sie. Es habe viele positive Rückmeldungen gegeben.
Die Trump-Plakate gegen Sexismus hängen noch bis Montag. Dann wird die Kampagne mit Postkarten fortgesetzt. Neben dem aktuellen Motiv werden dann noch zwei weitere, die ebenfalls von den Studierenden entworfen wurden, zu sehen sein.
Die Karten liegen ab kommenden Donnerstag kostenlos in vielen Bremer Cafés und Kneipen aus. Derzeit befragen die Studierenden die Bremerinnen und Bremer, ob die Botschaft der Plakate bei ihnen ankommt. Die Ergebnisse werden am 4. Juli bei einer Pressekonferenz in der Bürgerschaft vorgestellt.