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E-Roller in Bremen Warum die Kostenuhr auch nach dem Parken weiterläuft

Nutzer von E-Rollern müssen nach Fahrtende ein Foto vom Scooter machen, um das korrekte Abstellen zu dokumentieren. Während dieses Prozesses tickt die Kostenuhr weiter. Das sind die Gründe.
05.10.2023, 05:00 Uhr
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Warum die Kostenuhr auch nach dem Parken weiterläuft
Von Florian Schwiegershausen

Bei den Bremer E-Roller-Anbietern Bolt und Lime tickt die Zeit für die Miete weiter, auch wenn die Fahrt über die App längst beendet ist. Nach Ende einer Fahrt ist es Pflicht, mit dem Smartphone ein Foto des geparkten E-Rollers zu machen. Auf diese Weise sollen die Nutzer dokumentieren, dass sie das Gefährt korrekt abgestellt haben. Doch in dieser Zeit laufen weitere Gebühren auf.

Ein Beispiel: Der Roller wird nach sieben Minuten und 50 Sekunden abgestellt, ist das entsprechende Foto hochgeladen, stoppt die Kostenuhr bei acht Minuten und drei Sekunden. Die Mehrkosten, die durch diese zusätzliche Zeit entstehen, belaufen sich bei Lime auf 22 Cent, bei Bolt sind es 20 Cent.

Welche Gründe nennen die Rolleranbieter?

„Grundsätzlich wird der Mietvorgang technisch beendet, wenn ein Foto bei Mietbeendigung erfolgt ist“, sagt ein Lime-Sprecher. Solange noch kein Foto gemacht worden sei, sei der Mietvorgang nicht beendet und der Scooter könne weitergefahren werden. Allerdings steht an keiner Stelle in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Unternehmens, dass der Mietvorgang erst mit der Übersendung des Fotos beendet ist. Zusätzliche Schwierigkeiten kann es geben, wenn die App das Foto nicht akzeptiert. „Wenn es technische Probleme gibt, die die Zeit, ein Foto zu machen, verzögern, kann man sich immer an unsere Hilfeplattform wenden“, sagt der Lime-Sprecher weiter. Aber auch dann hört die Uhr nicht auf zu ticken.

Ein Bolt-Sprecher teilt mit: „Die Fotoerstellung ist Teil des Mietprozesses, inklusive aller Vorteile für mehr Parksicherheit, und ist bereits in den Tarifen eingepreist.“ Auch bei Bolt ist in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen allerdings nichts davon zu lesen, dass die Miete erst mit Übersendung des Fotos abgeschlossen ist. In vergleichbaren Fällen haben Deutschlands Verbraucherzentralen eine Abmahnung erwirkt – durchaus mit Erfolg.

Wozu dienen die Fotos?

Mit den Fotos wollen die Anbieter erreichen, dass Fahrer die E-Roller korrekt abstellen. „Zum einen denken Nutzer durch die Erstellung aktiv darüber nach, wie sie parken“, heißt es seitens des Bolt-Sprechers. Zur Kontrolle setzt das estnische Unternehmen Künstliche Intelligenz ein. Die gleicht den aufrechten Stand des E-Rollers ab und kann ebenfalls erkennen, ob das Gefährt außerhalb eines Radwegs oder in einer vorher definierten Parkzone geparkt wurde. Durch das Fotografieren gebe es signifikant weniger Parkprobleme, ergänzt der Lime-Sprecher. Ein Pilotprojekt in Oslo habe diesen Zusammenhang belegt.

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Verstößt ein Kunde von Bolt zu oft gegen diese Regeln, kann das Unternehmen diesen sanktionieren oder auch sperren. Ähnlich ist es bei Lime, dessen Mitarbeiter die Fotos der geparkten E-Roller anders als bei Bolt manuell auswerten. „Der ausschließliche Einsatz einer KI wird erst erfolgen, wenn die Technologie eine fast hundertprozentige korrekte Auswertung gewährleistet“, sagt der Lime-Sprecher. Die Künstliche Intelligenz muss beispielsweise erst gelernt haben, dass ein E-Roller, der nicht auf einem Radweg steht, trotzdem noch einen Gehweg versperren kann.

Zuletzt hat die Diskussion um ein Verbot der Scooter wieder Fahrt aufgenommen, nachdem der Verleih in Paris untersagt worden war. In einer Bürgerbefragung hatten sich knapp 90 Prozent der Hauptstadtbewohner gegen die Roller ausgesprochen, weil diese zu häufig Gehwege blockierten und die Verkehrssicherheit so in Gefahr geriet. Dass eine solche Entscheidung auch in einer deutschen Stadt getroffen werden könnte, wollen die Anbieter vermeiden.

Wie wollen die Firmen das Parkverhalten verbessern?

In einigen Teilen Bremens soll es spezielle Parkzonen für E-Roller geben. Als Pilotprojekt werden diese extra ausgewiesenen Parkflächen in Teilen der Bremer Neustadt eingerichtet. Städte wie Braunschweig, Köln, München, Berlin und Frankfurt setzen längst auf solche Zonen. Die Smartphone-Apps zeigen dabei genau an, wo es verboten ist, die Roller abzustellen, und wo es extra eingerichtete Parkflächen gibt.

Was unternehmen die Anbieter noch?

Die Unternehmen veranstalten zum Beispiel regelmäßig Fahrtrainings, um ein Bewusstsein zu schaffen, wann zum Beispiel für blinde Personen ein Roller zum Hindernis werden kann. Außerdem tüftelt einer der Anbieter nach eigenen Angaben an einer nicht näher definierten, neuen technischen Lösung und will diese bald in der Hansestadt präsentieren.

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