Schon einmal, 2015, wurde in der Überseestadt eine Zeltstadt für Geflüchtete eingerichtet. Nun ist das Deutsche Rote Kreuz (DRK) erneut dabei, Unterkünfte auf Zeit aufzubauen. Voraussichtlich an diesem Mittwoch werden die ersten Menschen dort einziehen können. Vier Wohnzelte bieten Platz für insgesamt 1288 Personen, zusätzlich sei ein Verpflegungszelt für die Mahlzeiten eingerichtet worden, erläutert DRK-Kreisverbandssprecher Lübbo Roewer.
Am Freitagmittag ist auf dem Gelände an der Herzogin-Cecilie-Allee nahe Skatepark und Waller Sand noch einiges im Werden: Zwischen den Großzelten liegen Sandhaufen, die Stromverkabelung und der Internetanschluss sind in Arbeit, Toiletten- und Duschwagen werden angeliefert. Drinnen bauen Ehrenamtliche in Schichten Stockbetten zusammen. Tische und Spinde stehen bereits in den Zimmern, die für acht oder zwölf Personen vorgesehen sind. Leichtbauwände und abschließbare Türen sollen für etwas Privatsphäre sorgen, nach oben hin sind die Räume aber offen. Leise wird es hier wohl nicht sein. Auch, wenn die Bedingungen besser sind als in einer Turnhalle: Mehr als eine Notunterkunft sind die Zelte nicht.
Maskenpflicht und "Männer-WGs"
Familien sollen gemeinsam untergebracht werden, sagt Sprecher Roewer, für alleinreisende Männer könnten "Männer-WGs" gebildet werden. Diese Art der Belegung soll Probleme vermeiden und allen einen Schutzraum bieten. Im ersten Wohnzelt zum Beispiel ist einer der drei Gänge allein für Männer vorgesehen. Zwölf oder 13 Zimmer gibt es pro Gang, Roewer rechnet damit, dass sie sich erst nach und nach füllen werden. Wegen der Pandemie soll auf den Fluren Maskenpflicht gelten, auch Corona-Schnelltests sollen möglich sein. Als Anlaufstelle für medizinische Fragen und Probleme sind Fachkräfte des DRK vor Ort.
Noch vor Kurzem hatte die Hilfsorganisation nach Personal gesucht, um die neue Notunterkunft überhaupt betreiben zu können. Der Rücklauf sei sehr gut gewesen, sagt der DRK-Sprecher: "Interessenten und Interessentinnen, mit denen wir auch gesprochen haben, sind ausreichend vorhanden." Etwa 400 Leute hätten sich für haupt- und ehrenamtliche Tätigkeiten gemeldet. Bei der Auswahl sei auch darauf geachtet worden, Menschen mit ukrainischen oder russischen Sprachkenntnissen zu engagieren. Werden sie in der Zeltstadt nicht gebraucht, könnten sie alternativ in den beiden Turnhallen in Woltmershausen und Blockdiek aushelfen, die das DRK ebenfalls betreibe, erklärt Roewer.