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Kolumne 0421 Unter Bremer Hoteldächern: Das Frühstück bitte auf dem Zimmer!

In der Kolumne „0421“ schreibt Oliver Matiszick über große und kleine Themen, die manchmal erst auf den zweiten Blick miteinander, immer aber mit Bremen zu tun haben. Heute: Fünf Euro, Tourismus, Bucket List.
20.07.2024, 05:00 Uhr
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Unter Bremer Hoteldächern: Das Frühstück bitte auf dem Zimmer!
Von Oliver Matiszick

Aus irgendwelchen Gründen gehöre ich zu den Auserwählten, die vom Robert Koch-Institut alle paar Wochen im Auftrag des Bundesgesundheitsministers per Post einen Fünf-Euro-Schein geschickt bekommen; so wunderbar glatt, als hätte Karl Lauterbach höchstselbst ihn dampfgebügelt. Diesen jüngsten Lohn für die Teilnahme an der Studienreihe „Gesundheit in Deutschland“ stelle ich heute für das Phrasenschwein zur Verfügung. Auf dass ich mir zur Verbreitung in dieser Kolumne zwei Allgemeinplätze erkaufen kann. Also los, erstens: Wieso in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Und, zweitens: Zu Hause ist es doch am schönsten.

Sie ahnen es, damit sind wir beim Tourismus und dem 0421-Land angelangt. Auch wenn wir Bremer Menschen gern über all das meckern, was in der Stadt nicht so richtig, viel öfter aber richtig schiefläuft: Das kann Kurzzeitbesucher offenbar nicht schrecken. So verzeichneten die Statistiker für 2023 rund 37 Millionen Tagesbesucher und den neuen Rekordwert von mehr als 2,5 Millionen Übernachtungen – und wer in diesen Sommertagen in der Innenstadt unterwegs ist, hat nicht den Eindruck, dass die Bilanz 2024 dramatisch schlechter ausfallen wird.

Wenn die Straßen und Gassen voll von Touristen sind, fordert das natürlich die Neugier des Einheimischen heraus. Sind nun eigentlich die Stadtmusikanten oder der Roland gefragter? Das streng wissenschaftliche Instrument der teilnehmenden Beobachtung – Versuchsdauer: die Verzehrspanne einer Eisschokolade zu ambitionierten 8,80 Euro in der Außengastronomie des Marktplatzes – führt zum klaren Ergebnis: Der Großteil der Besucher macht insgesamt 10,21 Meter Statue vor dem Rathaus wesentlich zielsicherer aus als das unterlebensgroße Tiergestapel an der Gebäudeseite. Letzteres wird dafür wesentlich häufiger abgelichtet. Womit das geklärt wäre.

Was sich indes nicht herausfinden ließ, weil es Mittag war: In welcher Art von Unterkunft betten sich die von all den Eindrücken ermatteten Touristen am Ende eines Tages bevorzugt zur Ruhe? Hätte ich die freie Wahl, wüsste ich genau, wo ich einchecken würde: im Park Hotel. Was nichts mit abgehobenen Ansprüchen oder einem gar grenzenlosen Budget zu tun hat. Sondern mit meiner – Achtung: Neudeutsch – Bucket List. Also der Auflistung von Dingen, die ich während meiner Restlaufzeit gern abhaken würde. Was das Park Hotel darauf macht? Das stand schon in meiner Kindheit für die Bremer Herberge schlechthin – und ist mir dennoch ein unbekannter Ort geblieben. Wer übernachtet am Wohnort schon im Hotel?

Irgendwann mache ich das. Und am Morgen bestelle ich Kaffee mit Milch (Rehbraun, bitte!), Croissants und O-Saft aufs Zimmer, auf dass ich damit den sicher extrem flauschigen Bademantel bekleckere. Dafür lohnt sich doch das Sparen. Zum Glück schickt mir Karl Lauterbach regelmäßig einen Fünfer.

Tagebucheintrag: Wer sich an der Schreibweise Park Hotel stört und darauf verweist, dass auch auf der Homepage vom Parkhotel die Rede ist: völlig richtig. Aber mir wurde einst noch eingebimst, dass es Park Hotel zu heißen hat. So wie es keinen Samstag, sondern nur einen Sonnabend gibt.

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