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Kolumne 0421 Wegweisendes an Breminale-Tagen: Wer braucht schon eine Badehosenfigur?

In der Kolumne „0421“ schreibt Oliver Matiszick über große und kleine Themen, die manchmal erst auf den zweiten Blick miteinander, immer aber mit Bremen zu tun haben. Heute: Breminale, Schönheit, Klinik-Atlas.
06.07.2024, 05:16 Uhr
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Wegweisendes an Breminale-Tagen: Wer braucht schon eine Badehosenfigur?
Von Oliver Matiszick

Zu dem, was vom Bremer Menschen immer gefordert ist, zählt eine ordentliche Portion Zuversicht. Das geht ja auch nicht anders bei einer Stadt, in der die Dauerkrise praktisch das neue Normal ist. Willkommener Nebeneffekt: Unerschütterlicher Optimismus hilft auch dann, wenn ich morgens die Zeitung aus der Röhre fische und der erste Blick unten rechts auf die Titelseite fällt. Steht dort Mitte der ersten Juli-Woche – am Eröffnungstag der vermeintlich hochsommerlichen Breminale – als Wetterprognose „anhaltend wechselhaft und kühl“, bleibt nur die Suche nach den guten Seiten der trüben Zeiten. Bitte sehr: Da muss sich wenigstens niemand unnütze Gedanken um die Badehosen- oder Bikinifigur machen. Ist das etwa nichts?

Offenbar nicht. Denn wenn ich unserer geschätzten Qualitätszeitung vertrauen darf (was ich selbstverständlich tue), liegt es auch im 0421-Land im Trend, all dem, was gemeinhin für Schönheit gehalten wird, auf die Sprünge zu helfen. Sei es durch die Abnehmspritze hier, ein wenig gesichtsglättendes Botox da. Auf die Gefahr hin, dass ich auch mal in die Versuchung komme, habe ich gleich mal im neuen Bundes-Klinik-Atlas nach Empfehlungen gesehen.

Unter dem Stichwort Badehosenfiguroptimierung habe ich darin für Bremen allerdings nichts gefunden; dafür aber die Information, dass im Klinikum Links der Weser häufig und gern entbunden wird. In dieser speziellen Sache kommt mir naturgemäß nur eine passive Rolle zu, doch einst bei meiner eigenen Geburt sowie viel später der meiner Kinder war ich tatsächlich sehr zufrieden. Mit den jeweiligen Ergebnissen sowieso, aber auch mit dem LdW. Nur: Ich könnte schwören, dass es dort nun schon seit exakt zwei Jahren keine Geburtshilfe mehr gibt. Da sollte Karl Lauterbach für seinen Atlas wohl noch mal genauer nachsehen.

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Überhaupt geht in Sachen medizinischer Wegweiserei doch nichts über den eigenen Erfahrungsschatz. Mein Zahnarzt zum Beispiel ist fraglos der beste weit und breit. Das weiß ich spätestens, seit vor ein paar Jahren eine Wurzelbehandlung anstand, bei der er mir den Verzicht auf eine Betäubung empfahl, da der Nerv ohnehin nicht mehr unter den Lebenden weilte. Um meine ungefähre Reaktion darauf nachzuvollziehen, sollten Sie wissen: Kaum, dass ich auf dem Behandlungsstuhl Platz nehme, läuft vor meinem inneren Auge automatisch eine Szene des Films „Der Marathon-Mann“ ab. Die, in der der junge Dustin Hoffman gefesselt auf einem Stuhl sitzt und mittels Furcht einflößender Zahnarztinstrumente zum Reden gebracht wird.

„Kennen Sie eigentlich den ,Marathon-Mann?'“, fragte ich also unmittelbar vor Behandlungsbeginn im Angesicht verdächtig ähnlicher Gerätschaften. „Nie gehört“, sagte Dr. H. und machte sich ans wurzelbehandelnde Werk. Später, als ich den Behandlungsraum verließ, rief er mich kurz zurück: „Natürlich kenne ich den Film.“ Doch da war sie mir längst nicht mehr zu nehmen: die Zuversicht.

Tagebucheintrag: Sollten Sie glauben, ich hätte die Lobhudelei auf meinen Zahnarzt angestimmt, weil ich dem Termin kommende Woche vorab eine positive Grundstimmung verschaffen wollte: Das ist nicht auszuschließen.

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