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Sportler erhalten Zugang zur Halle auf dem Jacobs-Campus / Politiker stimmen Zeltlösung für Flüchtlinge zu Uni macht Platz für Vereine

Grohn. Die Jacobs-Universität stellt den Vereinen in Bremen-Nord 220 Stunden pro Woche in ihrer modernen Vierfeldhalle zur Verfügung. Ein Jahr lang verzichten die Jacobs-Studenten dafür auf diese Sportzeit.
16.12.2015, 00:00 Uhr
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Von Volker Kölling

Die Jacobs-Universität stellt den Vereinen in Bremen-Nord 220 Stunden pro Woche in ihrer modernen Vierfeldhalle zur Verfügung. Ein Jahr lang verzichten die Jacobs-Studenten dafür auf diese Sportzeit. Damit kann der Kreissportbund die komplette Hallenzeit ausgleichen, die durch die Flüchtlingsunterbringung in Schulturnhallen verloren gegangen ist. Zeitgleich gab es im Blumenthaler Beirat die Meldung, dass die Flüchtlinge bis Weihnachten die Halle der Oberschule in den Sandwehen verlassen.

„Wenn man hilft, nimmt man kein Geld dafür.“ Allein dieser Satz aus dem Mund von Jacobs-Manager Stefan Gneuss lässt die Delegation von Sportamt und Kreissportbund strahlen. Bisher kostete die Jacobs-Halle Vereinen pro Nutzungsstunde 16 Euro – viel im Bremer Vergleich. Trotzdem kommen so schon pro Woche 50 Vereinsstunden zusammen. Daneben führt auch das Nebelthau-Gymnasium Schulsport in Bremens einziger Vierfeldhalle durch. Jetzt werden es laut dem Kreissportbundvorsitzenden Jürgen Linke 270 Vereinsstunden werden – für dann nur noch 2,64 Euro pro Stunde. „Viel wichtiger als das Geld ist aber etwas anderes: Wir bekommen für die Vereine ein Jahr Luft“, erklärte der Kreissportbundchef.

Bewerbungsverfahren hat begonnen

Sein Kollege Reimund Kasper macht denn auch keinen Hehl daraus, für wie gefährlich die Sportfunktionäre die Flüchtlingsnotlösung für die Existenz der Vereine halten: „Gerade für Sportarten wie Handball, Basketball oder Volleyball brauche ich Hallen mit einer gewissen Größe und auch Höhe. Die Vereine sind in ihrer Existenz gefährdet, wenn es diese Hallen nicht mehr gibt. Da erklären dann Sportler zum Jahresende schlicht ihren Austritt.“ Jetzt gelte es das Angebot der Jacobs-Universität mit Leben zu füllen. Das heißt übersetzt: Vereine, denen durch die Flüchtlingsunterbringung Hallenzeiten gekappt worden sind, können sich unter der Mailadresse: info@ksb-bremen-nord.de um Zeiten in Bremens modernster Sporthalle bewerben.

„Das Angebot richtet sich in erster Linie an die Sportler, die heimatlos geworden sind. Wir wollen damit keine neuen Sportangebote schaffen,“ stellt Stefan Gneuss von der Universität klar. René Wells, Jacobs-Verbindungsmann zum Studentenrat der Uni, hat den Verzicht auf die Hallenzeiten mit den Studenten abgestimmt und ist voll des Lobes: „Ich musste gar nicht lange reden. Das soziale Engagement ist sehr stark in unserer Studentenschaft. Sie sagten nur: ,Dann kommt die Nachbarschaft halt noch etwas näher zu uns.’“ Viele Studenten seien umgekehrt inzwischen ja auch selbst in den betroffenen Vereinen sportlich aktiv.

Die Vereinbarung läuft bis zum 31. Dezember 2016. Reimund Kasper verbindet mit diesem Datum den dringenden Appell an Sozial- und Sportsenatorin Anja Stahmann (Grüne), bis dahin die vollen städtischen Hallenkapazitäten wieder den Vereinen zur Verfügung zu stellen. So weit auseinander dürften der sozialdemokratische Sportfunktionär und die Behörde in dieser Frage nicht liegen: Vor den Mitgliedern des Blumenthaler Beirates betonte Stahmanns Flüchtlingsbeauftragter Thomas Pörschke am Montagabend, dass die Hallenunterbringung überall im Stadtgebiet lediglich eine vorübergehende Notlösung ist.

Dementsprechend habe Sozialstaatsrat Jan Fries dem Blumenthaler Ortsamtsleiter Peter Nowack fest zugesagt, dass die Sporthalle an der Oberschule in den Sandwehen bis Weihnachten wieder für den Sport frei und danach auch nicht mehr mit Flüchtlingen belegt werde. Die Flüchtlinge werden in dem Zelt neben dem neuen E-Center an der Heidlerchenstraße untergebracht. Pörschke: „Das Zelt hat seine Winterfestigkeit in den vergangenen zwölf Monaten bewiesen. In dieser Umbauzeit des Centers fand der Verkauf in dem Zelt statt.“ Bis zu 100 Menschen könnte man nach seiner Schätzung in dem Zelt unterbringen. Doch so viele sollen es gar nicht werden. Pörschke: „Man braucht auch Platz für ein bisschen Privatsphäre und die Essensverteilung, weil man in dem Zelt nicht kochen kann. Und es soll auch Raum für soziale Aktivitäten geben.“

Für Pörschke ist die Zeltlösung den Umständen entsprechend ein Glücksfall, weil es schon steht, kein Grundstück vorbereitet werden muss und sogar der Kanalanschluss vorhanden ist. Der Edeka-Konzern überlasse Bremen das Zelt, das Grundstück und den Abbau. Pörschke: „Das ist eine absolute Win-win-Situation für alle Seiten. Wobei ich schon sagen muss, wie überrascht ich über das starke soziale Engagement und die Kooperation eines Lebensmittelkonzerns in dieser Sache war.“ Bei einer Enthaltung stimmte der Beirat schließlich der Zeltlösung und dem Umzug der Flüchtlinge zu.

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