Das Blaue Band in der Vegesacker Fußgängerzone könnte bald Geschichte sein. Wie viel die blau, aber selten leuchtenden Bodenstrahler den Steuerzahler gekostet haben, ist laut Behörde nicht zu beziffern.
Das Blaue Band in der Vegesacker Fußgängerzone könnte bald Geschichte sein. Wenn die Wirtschaftsdeputation am 31. Mai zustimmt, soll die störanfällige Installation ausgebaut werden. Wie viel die 185 blau, aber selten leuchtenden Bodenstrahler den Steuerzahler in den vergangenen 14 Jahren gekostet haben, ist laut Wirtschaftsbehörde nicht zu beziffern. „Das Blaue Band hat zu viel gekostet“, sagt Guido Zech vom zuständigen Referat stattdessen. Es dürfte niemanden verwundern, dass auch der Ausbau des Blauen Bands nicht billig wird.
Als das Planungsbüro Kreikenbaum und Partner seine Idee von einer leuchtenden Verbindung zwischen dem Haven Höövt auf der einen Seite und der unteren Gerhard-Rohlfs-Straße auf der anderen Seite 2003 vorstellte, waren die Beiratspolitiker hellauf begeistert. Nur der Bund der Steuerzahler fragte den damaligen Wirtschaftssenator Hartmut Perschau, ob es nicht auch Alternativkonzepte gebe. Das Pflaster in der Fußgängerzone war gerade erst für viel Geld ausgetauscht worden. Die vom Planungsbüro Kreikenbaum vorgestellten Kosten von 750.000 Euro erschienen der Organisation als zu hoch. Für den Betrag bauten andere Häuser, hieß es. Die Behörde reagierte prompt. Der damalige Stave-Chef Siegmar Stintzing jedenfalls sprach von dem Zeitpunkt an lediglich von Baukosten in Höhe von deutlich unter 200.000 Euro. Genauer wurde die Öffentlichkeit aber nicht informiert.
Kosten: 113.000 Euro bis 2014
Es ist nicht so, dass es die Stadtteilpolitiker nicht interessiert hätte, was der Lichter-Spaß tatsächlich gekostet hat. Die FDP zum Beispiel hat zwischen 2003 und 2017 mehrfach nachgefragt. Vor allem, weil das Band bis heute nicht funktioniert. Nicht nur den Liberalen sind im Laufe der Jahre deshalb immer größere Zweifel an der Zukunftsfähigkeit der blauen Lichter gekommen. Die Wirtschaftsförderung Bremen, kurz WFB, ließ dann 2009 zumindest die besonders anfälligen Leuchten in Höhe der Ellipse ausbauen und durch bläuliche Steine ersetzen. Es dauerte aber weitere fünf Jahre, bis die WFB Zahlen im Beirat vorlegte.
Laut WFB hatte sich der Reparaturaufwand für das Blaue Band bis 2014 auf 113.000 Euro summiert. Zusammen mit den Kosten für Anschaffung, Wartung und Energieverbrauch sollen die Bremer demnach zu diesem Zeitpunkt bereits 450.000 Euro in die Installation gesteckt haben. Verabschieden wollte sich der Beirat aber dennoch nicht vom Blauen Band. Er forderte, die WFB möge in Zukunft für ein durchgängig funktionstüchtiges Band sorgen.
11. Mai 2017. Die Beiratspolitiker sitzen erneut zum Thema zusammen. Cord Degenhard (BIW) nennt das Blaue Band ein „Stück aus dem Vegesacker Komödienstadl“. Es ist nicht lang her, dass defekte Leuchten im Bereich Bermpohlstraße ausgetauscht wurden. Diesmal wurden Original-Leuchtsteine durch in Masse gegossene LED-Leuchten ersetzt. Leider, heißt es im Verlauf der Sitzung, taugten auch die LED-Leuchten nicht.
„18 Monate ging alles gut. Dann fielen drei Leuchten aus“, berichtet Guido Zech, Referent für Gewerbeflächen beim Senator für Wirtschaft. Eigentlich hätten die LED-Leuchten laut Beiratsbeschluss das gesamte Blaue Band ersetzen sollen. Die Wirtschaftsbehörde hat die Brutto-Kosten für den Austausch schon berechnet: 120.743 Euro plus jährlich 3550 Euro für die Unterhaltung.
Die Zahlen werden die Wirtschaftsdeputierten am 31. Mai auf den Tisch bekommen. Der Ersatz der alten blauen Strahler durch neue blaue Leuchtsteine ist dabei nur eine von vier Sanierungs-Varianten. „Wir haben mehrere Möglichkeiten untersucht, wie die Beleuchtung des Blauen Bands so verändert werden kann, dass es nicht mehr so hohe Kosten gibt, wie wir sie derzeit zu beklagen haben“, so Zech.
Wie viel Geld die Stadt seit dem Einbau vor fast 15 Jahren für das Blaue Band bezahlt hat, wird auch an dem Abend im Stadthaus nicht klar. Hans Albert Riskalla (CDU) spricht zwar von 1,4 Millionen Euro. Zech will die Zahl aber nicht bestätigen. Es geisterten viele Zahlen zum Blauen Band herum, meint er. Nicht alle würden stimmen. Glaubt man Behördenvertretern, ist es sehr schwierig, die tatsächlichen Kosten zu ermitteln. Die Reparaturkosten zwischen 2010 und 2015 werden mit 166 351 Euro angegeben. Viele Strahler müssen 2014 defekt gewesen sein. Die Reparaturkosten schlugen mit fast 50.000 Euro zu Buche.
"Kann man dem Steuerzahler nicht mehr zumuten"
Verbleiben die alten Leuchten in der Fußgängerzone, rechnet die Stadt mit Unterhaltungskosten in Höhe von 34.550 Euro pro Jahr. Allein die Position „Austausch defekter Lampen“ macht 27.700 Euro aus. „Das kann man dem Steuerzahler nicht mehr zumuten“, findet Günter Kiener von den Bürgern in Wut.
Am billigsten wäre es, die Vegesacker würden auf ihr Blaues Band verzichten. Der Ausbau der Anlage mit 185 Bodenleuchten einschließlich weiterer 52 Baum- und Fassadenstrahler wäre aber auch nicht umsonst. Die Kosten liegen bei 83.464 Euro. Das Ressort schlägt eine andere Lösung vor. Es will das Blaue Band zwar ausbauen, aber die Baum- und Fassadenstrahler belassen. „Vier bis fünf Jahre“, meint Jürgen Opielka von der Wirtschaftsförderung Bremen, „werden die Leuchtmittel wohl halten.“ Allerdings müssten zehn der Baumstrahler versetzt werden, schränkt er ein. Der Verwaltung ist aufgefallen, dass es sich negativ auf deren Haltbarkeit auswirkt, wenn die Müllfahrzeuge regelmäßig darüber hinweg rollen.
Laut Beschlussvorschlag will die Deputation dieser Ausgabe zustimmen: Einmalig 106.000 Euro, davon 18.000 Euro für die Versetzung der Baumstrahler, plus 4000 Euro pro Jahr für die laufenden Kosten für die Unterhaltung der Baum- und Fassadenstrahler. Den Kapitalwert gibt die Verwaltung mit minus 180.875 Euro an. „Hier ist die Wirtschaftlichkeit zwar schlechter, durch die Beibehaltung der Fassaden-Strahler wird jedoch eine deutliche Aufwertung der Fußgängerzone erzielt“, heißt es in Unterlagen der Behörde.
Der Beirat Vegesack hat sich für eine etwas teurere Variante ausgesprochen: Er will das Blaue Band ausbauen lassen, aber noch eine Idee des Ortsamtsleiters Heiko Dornstedt umsetzen: Dort, wo bisher die 185 Leuchten sitzen, sollen maritim verzierte Hartgesteine eingebaut werden. Dornstedt hatte nach einer Lösung gesucht, „über die man noch in 300 Jahren laufen kann.“
Bei der Motivwahl offen
Fündig wurde er bei der Lösungssuche um die Hausecke – bei Steinmetz Martin Tosonowski an der Lindenstraße. Der würde auch Kindergärten und Schulklassen bei der Gestaltung der neuen Pflastersteine einbeziehen. Bei der Motivwahl gibt sich Tosonowski offen: „Es müssen nicht nur Schiffe sein. Vielleicht sollte man auch mal ein Herz zeigen.“ Kostenpunkt pro Stein mit Schiff oder Herz: 78,50 plus Mehrwertsteuer.
Dornstedt schlägt vor, die Extra-Kosten mithilfe des Stadtgartenvereins zu decken, dessen Vorsitzender er ist. Der Beirat will Globalmittel bereitstellen und Bürger ermuntern, sich mit Spenden zu beteiligen. Eventuell muss die Stadt aber noch Geld für eine andere Sache in die Hand nehmen. Für den Fall, dass es künftig zu duster in der Fußgängerzone ist, braucht es eine neue Beleuchtungsquelle, meint Dornstedt: „Denn wir nehmen mit dem Blauen Band ja Licht aus der Fußgängerzone heraus.“ Die Kosten? Wurde nicht drüber gesprochen.