Die Verlegung des blauen Bandes in Vegesack begann 2003. 200 Leuchten in der Einkaufsmeile sollten zum Flanieren einladen. Wobei schon damals klar war: Schließen die Läden, ist die Ortsmitte wie ausgestorben.
„Er ist‘s“ hat der Lyriker Eduard Mörike sein 1829 verfasstes Gedicht über den Frühling betitelt, der sein blaues Band durch die Lüfte flattern lässt. „Das ist‘s“ könnte die Problemlösung heißen, auf die Vegesacker Bürger und Kommunalpolitiker nun seit mehr als einem Jahrzehnt hoffen. So lange schon ist das sogenannte blaue Lichterband im Pflaster der Fußgängerzone ein Ärgernis. Das nicht flattert, aber immer wieder flackert und regelmäßig seine Leuchtkraft verliert. Und das wiederum sorgt überregional für Spott und Hohn.
Die Verlegung des blauen Bandes im Vegesacker Ortskern begann im Jahr 2003. Rund 200 blaue und trittfeste Leuchten in der Einkaufsmeile sollten den Genuss des Flanierens insbesondere in den Abendstunden erhöhen und Vegesacks Image aufpolieren. Wobei schon vor 14 Jahren klar war, dass sich die Fußgängerzone schnell in gähnender Leere präsentiert, wenn die Geschäfte die Türen schließen und die Rollläden herunterlassen.
Immer wieder Ausfallerscheinungen
Die Idee, insbesondere in der dunklen Jahreszeit eine leuchtend blaue Fährte wie einen mäandernden Fluss durch die Gerhard-Rohlfs-Straße zu legen, hatte für viele Bürger und den Beirat zunächst Charme. Die illuminierte Spur könne zur Attraktivitätssteigerung des Zentrums beitragen, fand das von der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) finanzierte Projekt Anklang. Doch schon bald stellte sich Skepsis ein, weil einzelne Leuchten mutwillig zerstört wurden oder wegen technischer Störungen schlicht von selbst den Geist aufgaben. Das blaue Band litt unter Ausfallerscheinungen. Besonders häufig betroffene Leuchtschienen in Höhe der Ellipse hat die WFB deshalb schon 2009 ausbauen und durch blaue Steine ersetzen lassen.
Im Oktober 2015 legten die bremischen Wirtschaftsförderer dem Kommunalparlament Zahlen über die bis dahin entstandenen Kosten für das blaue Band vor. Für rund 300.000 Euro war es installiert worden, der Reparaturaufwand belief sich auf 113.000 Euro, für die Wartungsarbeiten waren 20.000 Euro veranschlagt worden, und der Energieverbrauch hatte sich auf 16.000 Euro summiert. Macht zusammen 449.000 Euro für ein Projekt, das nie die Erwartungen erfüllen konnte, aber Vegesack immerhin überregionale mediale Beachtung brachte. Das blaue Band in der Fußgängerzone schlängelte sich durch Satiresendungen im Fernsehen.
Endlich eine technische Lösung
Vor rund anderthalb Jahren dann schien sich endlich eine technische Lösung anzubahnen. Die bislang durch Glas abgedeckten Lampen im Pflaster sollte durch kleine Quader aus gehärtetem Kunststoff ersetzt werden, in denen sich LED-Leuchtkörper befinden. Ein Test mit fünf blau schimmernden Blocks hatte Hoffnung gemacht, und der Vegesacker Beirat beschloss, das blaue Band für rund 20.000 Euro komplett erneuern zu lassen. Geld das wegen der bremischen Finanzprobleme und Haushaltssperre indes nicht zur Verfügung stand. „Zum Glück“, wie Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt heute konstatiert, denn auch die fünf Testleuchten seien inzwischen defekt. Dornstedt: „Jetzt ist das Wirtschaftsressort wieder am Zuge.“
Derweil fordert der FDP-Ortsverband Vegesack eine „baldige und alltagstaugliche“ Umgestaltung des blauen Bandes. Die sogenannten Leuchtsteine, sagt Ortsverbandsvorsitzende Irene Csupor, seien durch blau schimmernde Kunststeine dauerhaft zu ersetzen. Sie greift damit einen alten Bürgervorschlag auf. Vielleicht, so Dornstedt, könnten die Steine schlicht mit maritimen Vegesacker Motiven bestückt werden. Eine Idee, die auch die Vorsitzende der Bürgerschaftsfraktion der Grünen, Maike Schäfer, unlängst unterbreitet habe. „Wie geht es nun weiter?“ fragte Irene Csupor in einem Schreiben an das Ortsamt.
Nach Mitteilung von Heiko Dornstedt will sich der Vegesacker Beirat am 11. Mai erneut mit dem blauen Band beschäftigen. Dann, so verlautet aus dem Hause der Wirtschaftsförderung Bremen, würden den Kommunalpolitikern noch einmal der aktuelle Sachstand erläutert und Alternativen unterbreitet. Einig aber dürften sich die Vegesacker Kommunalpolitiker sein, dass es nun wohl an der Zeit sei, das letzte Kapitel über das blaue Band in der Fußgängerzone zu schreiben.