Möglichst bis zum Jahreswechsel, so hatte der Senat sich das im November vorgenommen: Derart schnell sollte schriftlich fixiert werden, unter welchen Bedingungen die städtische Wohnungsgesellschaft Brebau das Parkhaus Mitte übernimmt, um das Gebäude abzureißen und auf der Fläche ein neues Projekt zu entwickeln. Ganz so, wie es ursprünglich der Bremer Unternehmer Kurt Zech geplant hatte, in dem Fall allerdings als Gesamtheit mit zwei benachbarten Immobilien. Doch aller Ehrgeiz des Senats, die Ersatzlösung zügig an den Start zu bringen, hat bisher nicht gefruchtet. Der Termin für die Absichtserklärung der Brebau ist ungenutzt verstrichen, wie der WESER-KURIER auf Nachfrage erfahren hat.
"Seit November gibt es in enger Taktfolge Gespräche", erklärt Carl Zillich, der die Verhandlungen koordiniert. Zillich ist Geschäftsführer der Projektgesellschaft Innenstadt. Trotz der Verzögerung zeigt er sich optimistisch, mit der Brebau und der Brepark, die das Parkhaus nach Willen des Senats an die Wohnungsgesellschaft verkaufen soll, Ende Januar über die Ziellinie zu gehen.
Für die Brebau wäre so ein Vorhaben vollkommenes Neuland. Das Unternehmen baut Wohnungen, Kindergärten, zuletzt auch eine Schule, aber ein Projekt dieser Größenordnung und Bedeutung hatte es noch nicht im Programm. Das gilt für das Investitionsvolumen wie für die vom Senat angestrebte multifunktionale Nutzung: Geschäfte, Wohnen, Büros, vielleicht auch ein öffentlicher Teil im Bereich Kultur, Wissenschaft und Tourismus, oder etwas überhaupt noch nicht Absehbares. Hohe Ansprüche werden an diesem exponierten Ort mit Schlüsselwirkung für die gesamte Innenstadt auch an die Architektur gerichtet.
Die Brebau könnte sich darauf konzentrieren, allein die Parkhausfläche neu zu entwickeln. Anders war es bei Zech. Er musste sich für den beabsichtigten endgültigen Erwerb des Parkhauses dazu verpflichten, das direkt angrenzende Gebäude des ehemaligen Kaufhofs und die von Karstadt genutzte Immobilie auf der gegenüberliegenden Seite der Lloyd-Passage einzubeziehen. Alles aus einem Guss sozusagen. Nur unter dieser Bedingung hätte Bremen die Hochgarage direkt an den Unternehmer vergeben können. Andernfalls wäre eine Ausschreibung notwendig gewesen. Im Falle des Handels zwischen Brepark und Brebau verkauft die Stadt quasi an sich selbst.
Zech war daran gescheitert, dass er keinen Zugriff auf die Kaufhof-Immobilie bekam. Der Eigentümer, die Frankfurter Investmentgesellschaft DIC, wollte für den Verkauf deutlich mehr Geld, als der Unternehmer zu zahlen bereit war. Außerdem fand DIC nach dem Auszug von Kaufhof mit der Möbelkette Opti schnell einen neuen Mieter, der einen langjährigen Vertrag unterschrieben hat. Die beiden oberen Etagen belegt weiterhin der Elektronikanbieter Saturn. Beim Karstadtgebäude hätte Zech keine Probleme gehabt, das gehört ihm zu einem großen Teil selbst.
Auch für die Brebau ist nach Darstellung von Zillich nicht ausgeschlossen, dass die beiden Nachbarhäuser oder ein Teil von ihnen bei der Neuentwicklung in irgendeiner Weise eine Rolle spielen werden. Stadtentwicklungssenatorin Maike Schaefer (Grüne) hatte nach dem Senatsbeschluss im November betont, wie wichtig ihr das sei. So oder so muss sich das Unternehmen mit DIC darüber einigen, wie mit den Stellplätzen auf dem Dach des Hauses von Opti und Saturn verfahren wird. Sie mit dem Auto über die Einfahrt durch das Parkhaus Mitte erreichen zu können, ist durch sogenannte Grunddienstbarkeiten rechtlich garantiert. Ein Abriss der Hochgarage kommt also nicht ohne Klärung dieses Problems infrage.
Sollte Zillich mit seinem Optimismus recht bekommen und in wenigen Wochen das erste Dokument zur Übergabe des Parkhauses an die Brebau unterzeichnet sein, würde es danach aus seiner Warte Schlag auf Schlag gehen. "Zunächst wird ein Wettbewerb für die Planung des Areals ausgelobt", kündigt der Innenstadtmanager an. Darin eingeschlossen Überlegungen, was mit der Lloyd-Passage und der Pelzerstraße passieren soll. "Anfang kommenden Jahres sollte der Wettbewerb entschieden sein, um auf dieser Grundlage alle baurechtlichen Voraussetzungen zu schaffen", so Zillich weiter. Im späteren Verlauf des Jahres 2025 stellt er sich den Baubeginn vor. "Zwei bis drei Jahre später könnte alles fertig sein."