Der Deich hat seine eigenen Gesetze. Grundsätzlich ist er für den Autoverkehr gesperrt. So ist es auch auf der kilometerlangen Deichstraße im Blockland der Fall. Spaziergänger, Radfahrer und Inlineskater sind in dem Natur- und Landschaftsschutzgebiet unterwegs. Seit Jahren wird darüber diskutiert, wer hier mit dem Auto entlang darf. Bislang ist der Weg für Anwohner und den Lieferverkehr freigegeben. Demnächst sollen aber auch Anlieger über den Blocklander Deich fahren dürfen, wenn es nach dem Willen des Beirats geht. Wer dann mit dem Auto zu einem Gartenlokal, Café, Hofladen oder zu Verwandten fahren möchte, braucht keinen sogenannten Deichschein mehr. Dieser musste bislang bei der Polizei beantragt und abgeholt werden. Der Plan, den Weg für Anlieger freizumachen, sorgt nun für Widerstand: Eine Petition will das verhindern. Zudem prüft die Verkehrsbehörde das ganze Anliegen.
"Wir wollen keinesfalls mehr Autos auf dem Deich haben", sagt Blocklands Ortsamtsleiter Gerd Gartelmann. Die länger gültigen Berechtigungsscheine zu bekommen, sei allerdings zu kompliziert. Die Anträge dafür seien "richtige Bürokratiemonster" so Gartelmann. Aus seiner Sicht sei es die beste Lösung, ein Jahr lang das Pilotprojekt mit Anliegerverkehr auszuprobieren und dabei den Verkehr zu erfassen und zu zählen. Wer bislang ohne Schein auf dem Deich Auto gefahren ist, dem drohte eine Geldbuße von 20 Euro.
"Der Beschluss des Beirats ist für die Anwohner gefasst worden", sagt Jan Hendrik Schumacher, Beiratssprecher im Blockland. Mit der Entscheidung wolle man die Situation für das Dorf, für die Vereine und Anwohner verbessern. Er sehe es nicht, dass es dadurch zu Automassen auf dem Deich komme. Zudem gelte dort ein Halte- und Parkverbot.
Unterschiedliche Interessen müssen geprüft werden
Formell gesehen ist es so, dass der Beirat in stadtteilbezogenen Maßnahmen selbst entscheiden kann. Doch das muss in Sachen Verkehr nun geprüft werden. Laut dem Bremer Verkehrsressort sowie dem Amt für Straßen und Verkehr (ASV) gibt es unterschiedliche Interessenlagen, die man abwägen und prüfen müsse. "Wir haben verschiedene Ideen und versuchen eine gute Lösung zu finden", sagt ASV-Sprecherin Andrea Voth.
„Die Öffnung der Deiche für den Autoverkehr, wie vom Beirat beschlossen, ist nicht im Sinn der Verkehrswende", sagt Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne). Ihr Ressort verstehe aber, dass es für die Anwohner ein Problem darstellt, für jeden Besuch einen extra Berechtigungsschein zu beantragen. "Andererseits sehen wir es aus mehreren Gründen kritisch, dass der Deich künftig für Autos leichter zu befahren sein soll", so Schaefer. Man werde gemeinsam mit dem ASV beraten, inwiefern die Belange der Anwohner als auch die Ansprüche an das Naherholungsgebiet Blockland unter einen Hut zu kriegen seien.
"Wenn der bisher weitgehend autofreie Deich für den Autoverkehr geöffnet wird, wäre das ein Schlag gegen die Erholungsfunktion, den Naturschutz und die Verkehrssicherheit von zahlreichen Fuß- und Radfahrern", sagt Ralph Saxe. Die Situation sei dort im Sommer schon unübersichtlich genug. Der Grünen-Politiker kann aber auch die "berechtigten Anliegen der Anwohner und des Beirats" verstehen. "Wir müssen versuchen, die Probleme vor allem mit dem Deichschein anders zu lösen", sagt Saxe.
In einer Petition fordern die Unterzeichner "mit Nachdruck", den Deich im Blockland mit den bislang gültigen Regeln weiter autofrei zu halten. Die Petition hatte nach ein paar Tagen mehr als 850 Unterzeichner (Stand Mittwoch, 18 Uhr). Wer die Petition gestellt hat, ist anonym. "Wir prüfen derzeit, ob der Antrag petitionsfähig ist", sagt Claas Rohmeyer (CDU), Vorsitzender des entsprechenden Ausschusses.