Von "Planungschaos in der Innenstadt" ist die Rede. Handelskammer, City-Initiative und der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga reagieren empört auf die Verkehrsplanungen des Ressorts von Senatorin Maike Schaefer (Grüne) für die kommenden Wochen und Monate. Gemeint sind der Verkehrsversuch in der Martinistraße und die Umbaupläne für den Wall. Nach Ansicht der drei Interessenvertretungen sind erhebliche Probleme schon jetzt absehbar.
In wenigen Tagen beginnt der Verkehrsversuch in der Martinistraße. Im ersten Schritt ist bis 10. August auf Höhe der Pieperstraße eine Vollsperrung geplant. Dazu gibt es eine Reihe von Veranstaltungen, mit denen die Behörde den Versuch flankieren will. "Der Erlebnisraum Martinistraße ist das Reallabor für die zukünftige Stadt, in der Menschen statt Autos wieder mehr Platz haben", freut sich das Verkehrsressort in einer schriftlichen Mitteilung. Bis zum 18. April 2022 gibt es auf der Durchgangsstraße Verkehrsversuche.
Nach Kenntnis der genannten Verbände kommt hinzu, dass ab Ende August am Wall eine Pop-up-Fahrradstraße mit Einrichtungsverkehr eingerichtet werden soll. Handelskammer, City-Initiative und der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga beklagen fehlende Kommunikation: Im Falle der Martinistraße sei kurzfristig ein abgeänderter Zeitplan auf den Tisch gelegt worden, ohne dass dieser mit den betroffenen Anliegern und den Institutionen der Innenstadtwirtschaft diskutiert wurde, heißt es in einer Mitteilung vom Dienstag. Die Vorhersage der Betroffenen lautet: Der City-Einzelhandel dürfte schwer geschädigt werden.
Im Kern werfen Kammer, City-Initiative und Dehoga dem Schaefer-Ressort vor, dass "entgegen der Zusicherung" das Weihnachtsgeschäft durch Aktionen in der Martinistraße behindert werde. Von einer viertägigen Sperrung für ein Beleuchtungsevent ist die Rede – "und dies an einem der wichtigsten Wochenenden für das Weihnachtsgeschäft".
Zusammen mit den Plänen für den Wall fürchten die Verbände Verdrängung von Verkehr zum Beispiel in die Neustadt. Und das Ressort biete keine Alternativen an, um die Innenstadt zu erreichen. "Ein attraktiverer ÖPNV und mehr Stellplätze an den Rändern der Innenstadt galten bislang als Grundbedingung für das Gelingen einer autoärmeren Innenstadt. Die Planungen des Verkehrsressorts ... missachten den Willen der betroffenen Anlieger", heißt es in der Erklärung. Die Kritiker werfen dem Ressort Alleingänge vor.
Die Senatorin entgegnet: „Wir haben die Pläne und unsere Vorstellungen im Beirat zum Verkehrsentwicklungsplan vorgestellt und transparent gemacht. Man kann sich konstruktiv an der Diskussion zur Zukunft der Bremer Innenstadt beteiligen. Neue Ideen entstehen durch Mut und auch durch Ausprobieren. Für mich ist es unverständlich, dass man die Belebung der Innenstadt mit attraktiven Aktionen schon vorher schlecht redet, bevor sie überhaupt begonnen haben.“