„Die Situation ist äußerst misslich“, sagt Manfred Aumann. Nach seiner Einschätzung ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis es in den Wallanlagen an der Contrescarpe zu einem schweren Unfall kommt. Der Grund dafür: Fahrradfahrer ignorierten schlicht die aufgestellten Fahrradverbotsschilder und würden in Kampfradler-Manier über die Strecke zwischen Wandrahm und Bürgermeister-Smidt-Straße brettern.
Und das, obwohl die Verkehrsbehörde mit einem neuen Konzept für das Radfahren diesen Bereich als „ausgewählten Brennpunkt“ definiert und Ende Mai drei Schilder aufgestellt habe. „Die zuständige Deputation hat das Konzept am 21. Februar zustimmend zur Kenntnis genommen“, sagt Manfred Aumann. Er und seine Frau Elke sind zwei von 180 Bewohnerinnen und Bewohnern der Senioren-Residenz in der Contrescarpe.
„Wir haben bei den zuständigen Behörden beantragt, für unseren einzigen Zugang zur Innenstadt (auf 170 Metern, drei Meter breit) Verbotsschilder für Radfahrer aufzustellen, weil unsere Lebensqualität durch täglich 3000 Radfahrer in beide Richtungen erheblich eingeschränkt wird“, schildert Aumann. Besonders misslich sei die Lage, weil ein Großteil der Bewohner mit Rollatoren oder Rollstühlen unterwegs sei und zudem auch nicht mehr gut hören könne.
„Wenn in den Wallanlagen tatsächlich einmal etwas Gravierendes passiert, haben wir als Geschädigte wohl die besseren Karten‘“, beklagt er die Rücksichtslosigkeit. Der Ordnungsdienst und auch Gerd Horbat vom Verkehrsstreifendienst der Polizei hätten ihr Möglichstes versucht, leider nur mit mäßigem Erfolg. „Zum Erreichen des Ziels haben wir zahlreiche Radfahrer angesprochen“, so Aumann. Das Alte Gymnasium habe die Bewohner in ihrem Anliegen unterstützt.
Ermahnung an Schüler
Schulleiterin Angela Köhler reagierte auf die Beschwerden aus der Senioren-Residenz so: „Es tut mir echt leid, wenn die Schilder nicht zum Erfolg führen. Aber die Radfahrer in den Wallanlagen sind nicht ausschließlich Schüler des Alten Gymnasiums.“ Die Schule könne eine Aufsicht auf den diversen Schulwegen nicht leisten. Außerdem wollten sich bereits Eltern an die Polizei mit der Bitte wenden, dass der Weg durch die Contrescarpe für die Radfahrer freigegeben werden möge, weil er für die jüngeren Kinder als Schulweg sicherer sei als eine Autostraße.
Köhlers Fazit: Eine optimale Regelung für alle Betroffenen gebe es wohl nicht. Gleichwohl habe sie in die elektronischen Anzeigetafeln der Schule nochmals den Hinweis gestellt, dass die Schüler in den Wallanlagen nicht mit dem Fahrrad fahren dürfen. Das war vor knapp drei Wochen.
Besonders enttäuschend ist es für Manfred Aumann, dass in seiner Wahrnehmung noch nichts von der vom Verkehrsressort angekündigten Öffentlichkeitskampagne zu spüren ist, die vor einem knappen Jahr angekündigt wurde. In dieser Kampagne zum Schutz von Fußgängern sollte darauf hingewiesen und klargestellt werden, dass die Nutzung der öffentlichen Grünanlagen durch Fußgänger und Radfahrer gleichermaßen bei gegenseitiger Rücksichtnahme erfolgen solle.
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