Schön ist anders, aber es hilft ja nüscht. Da man muss man jetzt nun mal durch. So in etwa ist es um die Gefühlslage aller bestellt, die in irgendeiner Form von den Auswirkungen des Abrisses von Harms am Wall betroffen sind. Autofahrer nehmen Umwege, die Mitarbeiter in den Geschäften gewöhnen sich an Lärm und Staub. Und die sonnigsten Gemüter unter den Einzelhändlern entdecken in der Zwangs-Fußgängerzone, die der Wall bis Ende Mai ist, sogar positive Aspekte.
Aber natürlich, keine Frage, das merken sie alle: Es kommen weniger Kunden. Nach dem zwischenzeitlichen Stopp des Harms-Abrisses nach dem Widerspruch der Basler-Versicherungen wird wieder gearbeitet. In den kommenden Tagen sollen die Abrissbagger anrücken, die die Brandruine abreißen. Weil sie so schwer sind, mussten Fahrbahn und Bürgersteig extra befestigt und der Wall wegen dieser Arbeiten komplett gesperrt werden.
Verzögerungen, die sich auf den Zeitplan auswirken, sind laut Marco Bremermann, Eigentümer der Immobilien und Geschäftsführer von Müller & Bremermann, nicht entstanden. Abgesehen von "ihrer" Großbaustelle blicken die Einzelhändler des Walls, aber auch die der Innenstadt mit Sorge auf die nächste Maßnahme, die bald direkt in ihrer Nähe entsteht: der Umbau des Herdentorsteinwegs.
Am Herdentor soll die Rechtsabbiegespur stadteinwärts zugunsten eines breiteren Fahrradstreifens wegfallen und Bushaltestellen an den Hillmannplatz verlegt werden. Abzusehen ist aber schon jetzt, dass die Baustelle ebenfalls eine größere Vollsperrung des Herdentors in Richtung Hauptbahnhof beinhalten wird, die Rede ist von rund sieben Wochen. Ursprünglich waren die Arbeiten für den Zeitraum vom 4. Juni bis zum 20. September geplant.
"Wir sind in den letzten Zügen der Planungen", sagt Martin Stellmann vom Amt für Straßen und Verkehr. Ein genauer Zeitplan sei erst nach Ende des Ausschreibungsverfahrens möglich. Was Stellmann aber jetzt schon sagen kann: "Wir bauen im Verkehrsraum, und es ist eine millionenschwere Maßnahme (rund 1,2 Mio., d. Red.). Da ist mit Einschränkungen zu rechnen. Der innerstädtische Bereich wird in diesem Jahr anstrengend."
Baubehörde kennt Bedenken der Einzelhändler
Tim Heintzen, Sprecher der Wall-Werbegemeinschaft, ist schon alarmiert. Und er warnt, dass die innerstädtischen Maßnahmen zu Einbußen in den Geschäften führen können. "Wenn an Zufahrtsachsen gearbeitet wird, ist das keine Einladung für die Menschen, in die Innenstadt zu kommen. Und alles, was zeitlich zusammen kommt, kann die Situation nicht verbessern."
Das beurteilt auch Olaf Orb so. Der Innenstadtbeauftragte der Handelskammer hofft, dass sich die Herdentor-Baustelle nicht mit der Sperrung am Wall überschneidet. "Erst wenn gegeben ist, dass beide Fahrtrichtungen wieder offen sind, sollte man da beginnen." Das wäre dann aber nicht vor Ende Oktober möglich.
Die Bedenken der Einzelhändler sind den Vertretern der Baubehörde klar. "Wir haben sie geäußert", sagt Jan-Peter Halves, Geschäftsführer der City-Initiative. "Man muss das sehr präzise planen, damit man nicht ein Problem schafft, was zu einem anderen Zeitpunkt keins wäre." So sei der Umbau des Herdentorsteinwegs aus Sicht der Geschäftsleute eine Maßnahme, die man wegen der Wall-Baustelle vielleicht besser aufs kommende Jahr verschieben sollte.
Wo sich Halves auf jeden Fall Verbesserungen wünscht, ist bei den Informationen für Autofahrer, wie sie trotz Baustellen noch in die City finden. "Es reicht nicht, einen blauen Sack über ein Schild zu ziehen", sagt Halves und hat einen konkreten Vorschlag: "Zum Beispiel an der Stadtbibliothek müssten Schilder aufgestellt werden."
Und hier wird seit einigen Tagen übrigens auch gearbeitet: die Einmündung Rembertistraße auf den Rembertiring. Dort wird alles fahrradfreundlich umgebaut, Stichwort "Grüne Welle". Voraussichtliche Dauer: 20 Wochen. Stellmann: "Eine Vorstufe des Umbaus der Discomeile." Die Arbeiten werden sich auch auf den Verkehr auswirken, denn die Rembertistraße wird voll gesperrt.
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