Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Juristische Kleiderordnung Von Leihroben und farbigen Besätzen

Mit irgendeiner Robe ist es nicht getan. Nein, die juristische Kleiderordnung ist kompliziert. Sie unterscheidet zwischen Rechts-, Staatsanwälten und Richtern.
31.12.2015, 00:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste

Mit irgendeiner Robe ist es nicht getan. Nein, die juristische Kleiderordnung ist kompliziert. Sie unterscheidet zwischen Rechts-, Staatsanwälten und Richtern. Einige Bundesländer haben den sogenannten Roben- und Krawattenzwang für Anwälte abgeschafft, aber nicht alle.

Zudem ist an den unterschiedlichen Gerichten Robe nicht gleich Robe; nicht von ungefähr nennt man die Richter des Bundesverfassungsgerichts auch die roten Roben. Dort werden überdies Barette auf dem Kopf und Jabots statt Krawatten getragen. Die Unterschiede zeigt der Besatz: Bei Richtern und Staatsanwälten der ordentlichen Gerichtsbarkeit sind sie aus breitem, bei Amtsanwälten aus schmalem Samt, Anwälten tragen Atlasseide. Patentanwälte Roben mit stahlblauen, Verwaltungsrichter mit blauen Besätzen, in Sachsen-Anhalt trägt man auch Violett. Dazu meist weiße Krawatten, mancherorts gehen auch Fliegen durch.

In Bremen geht es bei den Anwälten eher leger zu, dennoch kommen sie nicht robenlos durchs Leben: Als ungeschriebenes Gesetz gelte, dass vor oberen Gerichten Roben getragen werden, sagt Axel Adamietz, Vizepräsident der Hanseatischen Rechtsanwaltskammer Bremen. Zum anderen gehe man ohne Robe nicht auf Reisen, man passe sich den Gepflogenheiten anderer Bundesländer an. Indes gebe es in den meisten Gerichten auch Leihroben und -krawatten – falls ein Verteidiger seine Robe vergessen habe, könne die Verhandlung nicht abgeblasen werden, nur weil die Amtstracht fehle.

In Zusammenhang mit der Robe wird gerne eine Kabinettsorder von 1726 zitiert, die König Friedrich Wilhelm I. erlassen hat: „Wir ordnen und befehlen hiermit allen Ernstes, dass die Advocati wollene schwarze Mäntel, welche bis unter das Knie gehen, unserer Verordnung gemäß zu tragen haben, damit man die Spitzbuben schon von Weitem erkennt.“

Roben gibt es als Maßanfertigung und von der Stange. Meist werden sie online bezogen. Ein Anbieter ist die Firma Wasmer mit Sitz in Issigau (Oberfranken), die sich auf die Anfertigung von Roben und Talaren spezialisiert hat. Die Zahl solcher Spezialausstatter in Deutschland könne man an einer Hand abzählen, sagt Martin Wasmer. Etwa alle 15 Jahre sei eine neue Robe fällig. „Es gibt Abnutzungserscheinungen, vor allem im Bauchbereich“, die auf das Stehen an Tisch und Pult zurückzuführen seien. Auch unter dem Transport vom Büro ins Gericht und zurück leide das Kleidungsstück auf Dauer.

Auch wenn strenge Vorschriften einzuhalten sind, bei Maßroben können Kunden dennoch auch ihrem persönlichen Geschmack freien Lauf lassen – beim Futter. Das dürfe auch mit Micky-Mäusen überzogen sein, sagt Wasmer. „Das Innenleben geht niemanden etwas an.“ Der Vorteil sei, dass eine Robe mit originellem Futter weniger oft aus Versehen den Besitzer wechsle, weil man Roben sonst kaum unterscheiden könne. Und: Die Robe „geht in kleinen Nuancen auch mit der Mode“, so sei der „figurbetonte Damenschnitt“ inzwischen weit verbreitet.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)