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Kolumne 0421 Auf zu den Sternen: Früher war an Pfingsten auch nicht alles besser

In der Kolumne „0421“ schreibt Oliver Matiszick über große und kleine Themen, die manchmal erst auf den zweiten Blick miteinander, immer aber mit Bremen zu tun haben. Heute: Männerfreundschaften und Raumfahrt.
07.06.2025, 05:00 Uhr
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Auf zu den Sternen: Früher war an Pfingsten auch nicht alles besser
Von Oliver Matiszick

Dieser Woche, die uns ins lange Pfingstwochenende führt, lassen sich sicherlich viele Vorwürfe machen. Etwa der, dass der Sommer auf dem Weg nach Bremen noch immer irgendwo festhängt. Vermutlich im Stau auf der A1 vor der Weserbrücke, von dem täglich im Verkehrsfunk zu hören ist. Wie auch immer, die Aussichten sind so trübe, dass die Uninacht, die für dieses Wochenende geplante Freiluftsause am Unisee, von ihren Machern kurzerhand um zwei Wochen verschoben wurde. Was für ein Vorteil gegenüber Organisationen mit starrem Zeitplan! Meine Kirchengemeinde etwa wird ihren geplanten Freiluft-Gottesdienst zu Pfingsten eher nicht an einem der vielleicht freundlicheren Sonntage der kommenden Wochen nachholen. Das steht mal fest.

Was sich dieser Woche aber vorwurfsfrei attestieren lässt: Ich habe viel aus ihr gelernt. Zum Beispiel etwas über Männerfreundschaften. Die von Donald Trump und Elon Musk etwa scheint gar nicht so unverbrüchlich wie einst befürchtet – aber um diese irre US-Version einer On-Off-Beziehung soll es hier mangels direktem Bezug zum 0421-Land nicht gehen. Nehmen wir also lieber die erstaunliche Allianz dreier Länderchefs, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten: Markus Söder, der CSU-Mann aus Bayern, Winfried Kretschmann als grüner Baden-Württemberger, dazu aus Bremen der Sozi Andreas Bovenschulte. Die haben sich diese Woche in Berlin getroffen.

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Da ließe sich aus der Position des naiven Beobachters – also meiner – annehmen, dass sich gewisse Differenzen auftun, wenn so bewährte Gegenpole des Länderfinanzausgleichs ein Stelldichein haben. So hätte ich durchaus verstanden, wenn der Söder Markus als Geber den Nehmer Bovi angeranzt hätte, dass er jüngst von dieser bemerkenswerten Nummer mit der jährlichen 60-Euro-Freikarte für alle Bremer Kinder und Jugendlichen gehört hat. Und ob die Schlickrutscher im Norden vielleicht mal damit aufhören könnten, das Geld zu verteilen, das sie nicht selbst erwirtschaftet haben? Auch wenn genau das für sie inzwischen so selbstverständlich ist wie der letzte Platz in der Pisa-Studie.

Vielleicht hat der mehrmalige Fast-Kanzlerkandidat aus München das getan, ich war ja nicht dabei. Fakt ist nur, dass er am Ende die Gemeinsamkeiten beschworen hat, die die so verschiedenen Länder als nationale Grundpfeiler der Raumfahrtindustrie verbindet. Und wenn man sich schon mal so selten einig ist, verdient das direkt ein schönes Wort: „Space Connection“ hat es Söder genannt. Und die hat von der Bundesregierung gleich mal gefordert, den entsprechenden Etat für die Raumfahrt milliardenschwer zu verdoppeln. Auf zu den Sternen – und Bremen ist dabei!

Das ist zum Abschluss dieser seltsamen Woche doch ein hübscher Gedanke. Denn in der Bremer Gegenwart sind Dinge wie die schnelle Umsetzung eines Handyverbots an Schulen oder die Einigung auf mittelfristige Pläne zur Neugestaltung des Domshofs offenkundig unüberwindbare Hindernisse. Aber: Dafür kann die Zukunft ja nichts.

Tagebucheintrag: Sollte Ihnen im Schlussabsatz noch die Vergangenheit gefehlt haben, dann hätte ich dies im Angebot: Früher war auch nicht alles besser, nicht mal das Wetter an Pfingsten.

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