Christian Heinrich Wätjen steht wieder auf seinem Sockel. Seit gestern ist die restaurierte Marmorbüste des Gründers von Wätjens Park, die ein 17-jähriger Jugendlicher im Vollrausch vom Sockel stieß, zurück an ihrem angestammten Platz im Gedächtsnistempel der Grünanlage.
Blumenthal. Eine Rückkehr: Unter den Augen von Vorstand und einigen Mitgliedern des Fördervereins Wätjens Park hievte Steinbildhauer Michael Paesler mit zwei Mitarbeitern den rund 80 Kilo schweren Marmorkopf des Parkgründers in die Höhe. Freundlich und besonnen blickt Wätjen nun wieder ins Grüne. Ganz der Alte. Fast jedenfalls. Man muss schon sehr nah herantreten, um zu sehen, wo "Operateur" Paesler bei seinem Patienten Hand angelegt hat. Eine feine Naht, die sich um Wätjens Hals zieht, und die ausgebesserten Stellen an Nase und Ohren erinnern noch an den Vandalismus vom 19. Oktober 2011. Ganz hat Paesler die Spuren der Freveltat bei der Ausbesserung mit Marmormehl nicht tilgen können. "Das ist ja kein gewachsener Stein mehr. Das Lichte, Durchscheinende des Marmors, das kriegt man nie mehr so ganz hin", so der Fachmann.
Um Wätjen sein altes Aussehen so gut wie möglich zurückzugeben, hat Paesler lange experimentiert–und schließlich ein Verfahren gefunden, das die Blessuren fast unsichtbar macht. Das Rezept: "Verschiedene Marmormehle in verschiedenen Körnungen und Bindemittel. Das Bindemittel ist wichtig, damit sich der Stein nicht verfärbt." Mehr will er nicht verraten. Mit dem Ergebnis ist nicht nur Paesler, sondern auch der Vorsitzende des Fördervereins Wätjens Park sehr zufrieden. "Wir können eine unglückliche Geschichte mit einem relativ glücklichen Ende abschließen", ist Rainer Frankenberg erleichtert über die Rückkehr der restaurierten Büste in den Park. "Zu unserem Sommerfest am 18. August können wir den Besuchern jetzt eine heile Büste von Wätjen präsentieren."
Die Stiftung Wohnliche Stadt übernimmt laut Frankenberg die Restaurierungskosten. Über die Höhe konnte er gestern noch keine Angaben machen. Um mögliche Schadensersatzansprüche gegen den Täter werde sich die Stadtgemeinde als Eigentümerin der Büste kümmern müssen. Gegen den 17-Jährigen läuft ein Verfahren.