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Kolumne von Willi Lemke Wahlversprechen einlösen und Schulen stärken

Geld allein macht keine bessere Schule, aber ohne die notwendige personelle und materielle Ausstattung kann eine Schullandlandschaft nicht erfolgreich sein, schreibt Willi Lemke in seiner Kolumne.
21.06.2019, 20:13 Uhr
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Von Willi Lemke

Das bremische Schulsystem steckt derzeit voller Defizite. Das ist in den vergangenen Jahren und Monaten immer wieder analysiert und beklagt worden. Trotz der bisher schon beschlossenen Aufstockungen des Bildungsetats haben die Delegationsteilnehmer in den aktuellen Koalitionsverhandlungen einiges aufzuarbeiten, um genügend Mittel und Kompetenz bereitzustellen für eine bessere Bildung und Ausbildung unserer Kinder. Doch dazu gleich mehr.

Zuvor möchte ich aber darauf hinweisen, dass trotz aller Schwierigkeiten in unseren Schulen sehr viele Lehrkräfte und Schulleitungen hervorragende Arbeit leisten. Zwei ehemalige Schulleiter, die in ihrer aktiven Zeit zu den besten gehörten, sind kürzlich gestorben: Armin Stolle und Franz Jentschke. In vielen Todesanzeigen und auch in Beiträgen des WESER-KURIER ist ihr außergewöhnliches Wirken bereits gewürdigt worden. Dem schließe ich mich an dieser Stelle ausdrücklich an, denn ich kannte sie beide seit Jahrzehnten.

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Armin Stolle hat mit der Gesamtschule Mitte (GSM) eine Bildungseinrichtung aufgebaut, die viele positive Zeichen für eine erfolgreiche schulische Arbeit gesetzt hat und auch heute noch Hervorragendes leistet. Er war aber nicht nur ein hervorragender Lehrer und Schulleiter, sondern hat sich weit über seine Pensionierung hinaus immer wieder öffentlich für den Frieden in der Welt eingesetzt. Er war in seiner pädagogischen Arbeit und in seinem demokratischen Engagement nicht nur ein Vorbild für seine Schülerinnen und Schüler.

Mit Franz Jentschke hatte ich es als Bildungssenator nicht immer leicht, weil er sich mit hohem Engagement, viel Durchsetzungskraft, großer Hartnäckigkeit und meistens guten Argumenten für die Interessen seiner Schule, die Gesamtschule Ost (GSO) einsetzte. Aber wir haben uns immer verständigt und gegenseitig verstanden. Ich habe hohen Respekt, ja Bewunderung für seinen unermüdlichen Einsatz gehabt. Ihm ging es immer um seine Schülerinnen und Schüler, seine Kolleginnen und Kollegen – um seine Schule, die er zusammen mit seinem Kollegium zu einem schulischen Juwel entwickelt hat.

Dass es ihm zudem gelungen ist, die Deutsche Kammerphilharmonie für seine Schule zu gewinnen und mit ihr gemeinsam ein tolles Zukunftsmodell zu entwickeln, ist sicherlich ein ganz besonderer Glücksfall. Aber diese Chance zu erkennen, zu ergreifen und auf so hervorragende Weise auszugestalten, das war ein Meisterstück in Sachen Schulmanagement, es war das Werk dieses großartigen Menschen und Schulleiters, der wie Armin Stolle auch außerhalb seiner Schule vielfältig und vorbildhaft aktiv war.

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So viel zu zwei außergewöhnlichen Führungskräften des bremischen Schulsystems. Dieses System leidet. Nicht erst seit heute, aber heute ist wieder einmal Gelegenheit, Voraussetzungen für Verbesserungen auf den Weg zu bringen. Ich meine die Koalitionsverhandlungen.

Geld allein macht keine bessere Schule, aber ohne die notwendige personelle und materielle Ausstattung kann eine Schullandlandschaft nicht erfolgreich sein. Wie dramatisch schlecht unsere Schulen ausgestattet sind, hat gerade ein Vergleich des Statistischen Bundesamtes über die Ausgaben der Bundesländer pro Schüler gezeigt. Danach bringt das Land Bremen 6700 Euro pro Schüler im Jahr auf, Hamburg dagegen 9000 und Berlin sogar 9200 Euro. Damit ist Bremen zwar nicht Letzter, sondern Zwölfter in der Reihe aller Bundesländer. Nur der Vergleich mit den Stadtstaaten Berlin und Hamburg ergibt aber wirklich Sinn. Also haben die Schülerinnen und Schüler deutlich schlechtere Voraussetzungen für ihr Lernen.

Und das darf nicht so bleiben. Die Zahlen stammen zwar aus dem Jahr 2016, neuere liegen noch nicht vor. Aber so viel wird sich trotz der Anstrengungen und Erfolge unserer Bildungssenatorin inzwischen daran nicht geändert haben. Auch wenn diese Vergleiche nur begrenzte Aussagekraft haben, weil die Schulstruktur und das Bildungsangebot von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sind, sind sie doch ein hilfreicher Indikator dafür, wo politisches Handeln dringendst notwendig wird. So zeigt zum Beispiel allein der Vergleich der Personalausgaben, die rund 80 Prozent der Ausgaben pro Schüler ausmachen, dass Bremen mit 5400 Euro pro Schüler weit hinter Berlin (7400 Euro) und Hamburg (6500 Euro) liegt. Was sagt uns das: Mehr pädagogisches Personal braucht dieses Land. Und zwar dringend, unbürokratisch und schnell.

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Willi Lemke (72) schreibt jeden Sonnabend im WESER-KURIER über seine Heimatstadt und was ihn in dieser Woche in Bremen bewegt hat.

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