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Forschung gegen Eindringlinge Fotofallen melden Nutrias

Schlaue Beobachtungssysteme und Fallen sollen helfen, invasive Arten in Schach zu halten.
29.08.2022, 05:00 Uhr
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Fotofallen melden Nutrias
Von Justus Randt

Ein für viele Bremerinnen und Bremer nahe liegendes Beispiel invasiver Arten ist der Riesenbärenklau, auch Herkulesstaude, der sich hartnäckig an der Weserpromenade hält. Wer mit dem Saft der Pflanze in Berührung gerät, kann verbrennungsähnliche Verletzungen erleiden. Die auch schon mal mannshohe Staudenpflanze gilt als etabliert. Das bedeutet, ihre Verbreitung lässt sich nicht mehr verhindern, es gilt, ein „Management“ zum Umgang mit ihr zu entwickeln. Konkret bedeutet das: Der Riesenbärenklau wird dem Erdboden gleichgemacht, sobald er zu sprießen beginnt. Auch die Nutria beispielsweise ist längst in der Stadt zu Hause. Ihr Management allerdings ist nicht ganz so einfach.

Bremens Jäger können ein Lied davon singen. Und Friederike Gethöffer könnte einstimmen. Die promovierte Veterinärmedizinerin arbeitet am Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Prävention, Früherkennung und Kontrolle, sagt sie, seien die drei Säulen, wenn es darum gehe, die Unionslisten-Verordnung zu erfüllen. Neulinge auf der Liste wie der Axishirsch, der – noch – in Indien, Nepal und Sri Lanka zu Hause ist, stellen die Forschung vor große Herausforderungen. „Selbst für einheimische Wildtiere gibt es keine zuverlässige Einschätzung, wer wo in der Kulturlandschaft wohnt“, sagt Friederike Gethöffer. „Die Hauptrouten festzustellen, ist eine Mammutaufgabe. Das A und O ist das Monitoring.“

Die Entwicklung von Beobachtungssystemen werde, was Nutria und Bisam angehe, gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in den Niederlanden und Belgien vorangetrieben. „Die Niederlande haben ja ein Riesenproblem mit Nutria und Bisam, weil die Tiere die lebenswichtigen Deiche gefährden. Deshalb gibt es große Überwachungssysteme“, sagt Gethöffer. Da die Tiere zumeist entlang der Wasserwege wanderten, würden an Brücken intelligente Fotofallen installiert, die die gesuchten Arten nicht nur erkennen, sondern auch vor ihnen warnen könnten. Eine weitere wichtige Methode sei die Auswertung tierischer Ausscheidungen. Die DNA hilft bei der Kartierung.

„Es gibt kein Bundesland ohne Nutria“, weiß Friederike Gethöffer. Das Institut an der Tierärztlichen Hochschule hat an Nutrias untersucht, wie sich gefangene Tiere in Fallen verhalten und ob sie sich daran verletzen. Aspekte des Tierschutzes müssen beachtet werden, ehe Nutrias von Jägern getötet werden dürfen. Dazu gehöre beispielsweise die Entwicklung künstlicher Intelligenz für Lebendfallen, „die erkennen können, ob es sich um die Zieltierart handelt oder nicht“. Für die Wissenschaftlerin ist es wichtig, „dass wir uns bewusst machen, es ist ein menschengemachtes Problem und liegt in unserer Verantwortung“. 

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