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Problem im Bremer Badesee Kaum jemand schwimmt im Werdersee – auch nicht, wo es erlaubt ist

Das behördliche Bade- und Wassersportverbot im und auf dem Werdersee trifft Bremerinnen und Bremer hart. Die Wasserpest macht das Schwimmen und Tollen unmöglich – fast überall.
21.07.2025, 05:00 Uhr
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Kaum jemand schwimmt im Werdersee – auch nicht, wo es erlaubt ist
Von Justus Randt

Am Werdersee herrscht reger Betrieb. Am Wochenende, bei schönem Wetter, haben Jung und Älter Picknickdecke und Sonnenschirm eingepackt und sind aufgebrochen ans sonnige Ufer. Vom weitflächigen Badeverbot, das seit einer Woche wegen der Wasserpest besteht, haben viele gar nichts mitbekommen.

"Ich habe mich schon gewundert, den grünen Teppich habe ich hier so noch nicht gesehen", sagt Christin Kunkel. Die 59-Jährige sitzt am Nordufer, gegenüber dem Neustädter Deichschart, auf einem der Bootsanleger und kühlt ihren Fuß, den sie sich beim Wandern in Ostholstein verletzt hat. "Dort ist die Wasserqualität Bombe", sagt sie, "manche Seen werden sogar gefiltert, aber der Werdersee ist ja ein offener Nebenarm der Weser." An dessen südlicher Seite ist Christin Kunkel aufgewachsen. "Bei den früheren Pfeifenmacherhäuern." Aus eigener Erfahrung mit einem Aquarium weiß sie: "Die Wasserpest wächst wie verrückt, man müsste sie eigentlich mit den Wurzeln rausreißen."

Bisher haben es die Behörden mit Mähen versucht: Ein niederländisches Unternehmen hat von einem Luftkissenboot aus die Wasserpestpflanze (Elodea) im Bereich der offiziellen, von der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) bewachten Badezone abgemäht. Der Aufwand ist enorm – die im und auf dem Wasser wabernden Pflanzen werden bis zu 2,50 Meter lang. Deshalb beschränkte sich der Einsatz auf den Badebereich. Außerhalb der Bojenkette herrscht Bade- und Wassersportverbot: Die Gefahr, sich in den grünen Tentakeln der Pflanze zu verfangen, ist zu groß.

Das auf einem Anhänger bereitstehende Rettungsboot der DLRG käme wohl im Notfall nicht weit, weil sein Antrieb blockieren könnte. Nils Hensel und seine drei Kolleginnen und Kollegen, die an diesem Tag auf Badegäste achtgeben, haben es mit weniger Badenden zu tun, seit sich die Wasserpest ausgebreitet hat. "Die Frühschwimmerinnen und Frühschwimmer sind ganz weg." Das Team hat den Eindruck, dass sich die meisten an die Regeln halten: "Eigentlich sind die Leute zum Glück sehr vernünftig."

Alexander Mathé und Romy Romberg, die extra mit dem Auto aus dem Hulsbergviertel hergekommen sind, wussten vom Badeverbot. "Wir haben uns darauf eingestellt, das ist nicht schlimm. Es ist trotzdem schön, hier zu sitzen", sagt Alexander Mathé. Auch der Wirtschaftsstudent Hamdi Tah "will eigentlich nur hier sitzen, es ist alles okay" – ans Schwimmen habe er gar nicht gedacht.

So geht es auch Erden Özgür, der mit seiner sechsjährigen Tochter Ilda eine kleine Bucht nahe dem Deichschart entdeckt hat – ideal für Ildas batteriebetriebenes Spielzeug-"Speedboot", das sich erfolgreich durch die grüne Suppe pflügt. Kein Problem mit dem Antrieb. Erden Özgür hat noch nichts vom Badeverbot gehört. "Wir sind im April aus Izmir in die Neustadt gezogen. Das hier ist ein wunderschöner Ort", sagt die Übersetzungs-App seines Handys.

Auch Florenz Buhrke aus der Neustadt und seine achtjährige Tochter Lina haben es sich am Werderseeufer bequem gemacht – und an einem kleinen Steg, von dem aus Lina mit ihren Taucherflossen im Seichten planscht. Sie hat schon allerhand Muscheln zutage gefördert. "Es ist definitiv leerer, man hat hier Platz", sagt ihr Vater. Das könnte mit dem Badeverbot zusammenhängen.

Lyubov und Vadim aus der Ukraine, die schon in Badeanzug und -hose sind, wissen nichts von den Gefahren, die von der Wasserpest ausgehen, bedanken sich aber herzlich für die Information. Hinweisschilder sucht man vergeblich am Werdersee.

Für einen pensionierten Bremer Behördenmitarbeiter, der seinen Namen nicht nennen möchte und gerade mit Gästen einen Fahrradausflug unternimmt, ist die Wasserpest "ein Skandal". Er "möchte wissen, was dahintersteckt". So geht es auch Horst Kerlinski, der gemeinsam mit Matthias Grabowski am Deichschart-Kiosk Posten bezogen hat: "Das ist unser Garten und für viele das Außenwohnzimmer, sozusagen." Matthias Grabowski hat beobachtet, dass die "Hardcore-Frühschwimmer" wohl in die Kleine Weser abgewandert seien. "Ich verstehe es nicht", sagt Horst Kerlinski: "Die Wasserpest gibt es doch schon seit Jahrzehnten, es müsste doch ein Rezept dagegen geben."

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